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Schluss mit Schanigärten? - CSU fordert Abbau der verwaisten Schankflächen

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Von: Katharina Mira Hinsche

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In einem Schanigarten sind die Stühle zusammengeklappt und an die Tische gelehnt.
Schanigärten waren in der Corona-Krise zeitweise eine erträgliche Lösung für die Gastrobetriebe. © Sigi Jantz

Je kälter und ungemütlicher es wird, desto weniger werden die Schanigärten genutzt. Nun sollen sie abgebaut werden.

München - Ursprünglich sollten sie Pandemie-gebeutelten Wirten zu mehr Umsatz verhelfen. Doch längst sind die charmanten Schanigärten zum Politikum geworden. Ende November sollten die Schankflächen auf öffentlichem Grund abgebaut werden, doch dann beschloss der Stadtrat am 25. November kurzfristig, die Sondernutzungserlaubnis für Gastronomieflächen auf Parkplätzen bis 31. März 2022 zu verlängern. Heizstrahler-Nutzung inbegriffen.

Viele Gäste sind nicht bereit, bei einstelligen Temperaturen im Freien zu speisen

Doch offensichtlich sind nicht viele Gäste bereit, bei einstelligen Temperaturen im Freien zu speisen. Die Folge: Viele Schanigärten bleiben ungenutzt, werden von den Wirten aber auch nicht abgebaut – wie nach Vorgaben des Stadtrats für „dauerhaft ungenutzte“ Flächen eigentlich vorgesehen. Das führt zu Frust bei den Anwohnern, die in der dunklen Jahreszeit bei ihrer Parkplatz-Suche statt auf eine freie Lücke auf ein verwaistes Paletten-Gebilde treffen.

Einzig die CSU im Stadtrat hatte kein Verständnis für die Verlängerung gezeigt. Weil sie das Vertrauen der Anwohner in die Politik aufgrund nicht eingelöster Zusagen verspielt sahen, machten nun auch die Christsozialen im Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel Rabatz.

Schanigärten in München: „Wir stehen da bei den Leuten im Wort“

„Wir stehen da bei den Leuten im Wort“, findet Bernhard Wittek (CSU). Denn erst am 23. November habe der BA als Antwort auf ein Bürgeranliegen einstimmig erklärt, dass die Sonderregelungen für Freischankflächen auf Parkplätzen im Viertel wie geplant Ende November auslaufen und sich das Bezirksgremium aktiv für die Einhaltung der diesbezüglichen Regelungen einsetzen werde.

In einem eigens gestellten Antrag forderte die CSU-Fraktion, die Verlängerung durch den Stadtrat rückgängig zu machen – das wäre das Aus für alle Schanigärten im Winter. Außerdem sollen im Viertel ansässige Gastronomen ihre ungenutzten Flächen zurückbauen.

Für das Parkplatz-Problem hatten viele BA-Mitglieder Verständnis, doch der erste Teil des CSU-Antrags mit der Bitte an die Stadt, die Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis rückgängig zu machen, wurde abgelehnt. Schließlich würden einige Schanigärten, wie etwa rund um den Gärtnerplatz, nach wie vor genutzt, merkte Philippe Louis (Grüne) an. Die Mehrheit stimmte aber dafür, dass dauerhaft ungenutzte Flächen abgebaut werden. Man wolle Wirte, die ihre zur Verfügung gestellten Flächen offensichtlich nicht mehr brauchen, nun direkt ansprechen.

Das müsse aber von BA-Seite passieren und nicht privat, forderte CSU-Mann Wittek. Aber was bedeutet überhaupt „dauerhaft“? „Man muss den Begriff klären“, meinte Wolfgang Püschel (SPD). Markus Stadler (Grüne) schlug vor, dass jeder Schanigarten, der eine Woche nicht genutzt werde, abgebaut werden müsse. Vielen erschien das zu kurz. Über die Auslegung des Wortes „dauerhaft“ und das weitere Vorgehen will sich das Gremium nun während der besinnlichen Tage weiter Gedanken machen.

Im „Pepenero“ aber habe man viel Geld für teure Schreinerarbeit bezahlt

Doch was sagen betroffene Gastronomen? Sarang Alimardani, Inhaber des „Pepenero“ mit vier Filialen in München, findet das Hin und Her schwierig. Zuerst sollen die Schanigärten abgebaut werden, dann wieder nicht, nun aber doch. Aber: „Die Flächen werden momentan wirklich nicht genutzt. Ich fände es nicht so schlimm, alles über den Winter abzubauen.“

Manche Wirte hätten sich bei der Ausstattung der Schanigärten nicht viel Mühe gegeben – es war ja eigentlich nur vorübergehend gedacht. Im „Pepenero“ aber habe man viel Geld für teure Schreinerarbeit bezahlt. Und die werde durch die Winter-Witterung beschädigt. Deshalb wäre ein Abbau zwar teuer, aber okay. Eine Dauerlösung, eine feste Installation aus Metall, wäre noch besser, sagt Alimardani – aber die sei ja nicht erlaubt.
KATHARINA HINSCHE

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