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Neue Schulden-Statistik: Corona trieb viele Münchner in rote Zahlen – Experte befürchtet weiteren Anstieg

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Von: Regina Mittermeier

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Die Schulden-Statistik zur bayerischen Landeshauptstadt.
Die Schulden-Statistik zur bayerischen Landeshauptstadt. © Sven Hoppe/dpa

Er ist männlich, 40 bis 49 Jahre alt und lebt in der Altstadt: So sieht der Münchner Durchschnitts-Schuldner aus. Das zeigt eine aktuelle Statistik.

München – Zuerst die gute Nachricht: 2022 waren weniger Münchner verschuldet als 2021. Genau 92.058 Personen wurden zum 1. Oktober registriert. Das zeigt der Schuldner-Atlas, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Quote ist weiter gesunken auf 7,36 Prozent. „Das ist der niedrigste Stand seit mehr als 15 Jahren“, so Philipp Ganzmüller.

München: Statistik zeigt – Immer noch jeder zehnte Mann ist verschuldet

Aber gleichzeitig – und das ist die schlechte Nachricht – ist immer noch jeder zehnte Mann verschuldet. Und 2023 werden es wegen der Inflation und der Energiekrise wohl noch mehr werden, vermutet Ganzmüller. Er ist als Geschäftsführer von Creditreform München-Experte für alles, was in der Stadt mit geliehenem Geld zu tun hat. Die Firma stellt jährlich aktuelle Zahlen vor.

Und die zeigen eindeutig: Schulden sind männlich. Mit etwa 17 Prozent leben die meisten verschuldeten Männer in der Altstadt und die wenigsten in Obermenzing (5,3 Prozent). Die meisten überschuldeten Frauen leben im Stadtteil Am Hart (8,8 Prozent) und die wenigsten in Englschalking (2,7 Prozent).

Corona triebt viele Münchner in die roten Zahlen: „260.000 Menschen leben unterhalb der Armutsschwelle“

Außerdem gibt es Altersunterschiede. Bei den 40- bis 49-Jährigen ist die Schuldnerquote mit 9,6 Prozent am höchsten. Aber es trifft auch Ältere: Bei den 60- bis 69-Jährigen sind das 7,4 Prozent. Damit ist der Durchschnitts-Schuldner männlich, 40 bis 49 Jahre alt, und er lebt in der Altstadt. Zu Beginn der Pandemie gerieten viele in die roten Zahlen. „260.000 Menschen leben in München unterhalb der Armutsschwelle“, sagt Marc Wichlajew, Teamleiter der Schuldnerberatung im Sozialreferat. Nun treiben die Inflation und explodierende Energiepreise viele in die Armut – und zur Tafel. Die Organisation versorgt 23.000 Münchner, bei denen es nicht zum Leben reicht. „In Pasing und im Hasenbergl ist die Nachfrage sehr hoch“, erklärt Sprecher Steffen Horak. So hoch, dass dort neue Ausgabestellen eingerichtet wurden.

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Die Altstadt bleibt in Sachen Verschuldung aber das Sorgenkind. Denn dort haben 12,6 Prozent aller Bewohner Schulden – so viele wie sonst nirgends in der Stadt. Dahinter liegen Am Hart und Ramersdorf (11,89 und 11,05 Prozent). Die niedrigste Quote (vier Prozent) hat Obermenzing. In der Altstadt sei der Rückgang auch am größten, so Ganzmüller. Denn in der Pandemie konnten viele weniger kaufen und tilgten stattdessen ihre Schulden.

Experte rechnet mit weiteren Schuldnern – Auswirkungen durch Energiekrise und Inflation

Energiekrise und Inflation hätten die Verschuldung bis Ende 2022 kaum beeinflusst, so Ganzmüller. Er befürchtet aber, dass bald auch Münchner der Mittelschicht betroffen sind – also die, die bisher gut durchkamen. Man rechne mit mehr als 100.000 Schuldnern. Wer Geldsorgen hat, kann sich übrigens bei der Stadt beraten lassen. (Regina MIttermeier)

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