Corona-Chaos hat für jungen Münchner absurde Folgen: Brief zeigt das ganze Ausmaß

Ein Bub (8) muss als Kontaktperson eines infizierten Mitschülers in Quarantäne. Die offizielle Anordnung dazu kommt über einen Monat zu spät.
München - Die Gesundheitsämter sind angesichts der hohen Coronazahlen in der vierten Welle oft überlastet. Welche absurden Folgen das Chaos mitunter haben kann, zeigt ein Brief, den die Münchnerin Irene Meier (Name geändert) nun vom Gesundheitsreferat der Stadt München erhielt. Ihr Sohn Florian (8, Name ebenfalls geändert) soll in Quarantäne. Doch der Auslöser, ein Corona-Fall im Hort, liegt zu diesem Zeitpunkt schon einen Monat zurück.
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München: Corona-Fall in der Grundschule - Kontaktpersonen müssen in Quarantäne
Florian geht in die zweite Klasse einer Grundschule in Bogenhausen. Am 12. November musste sein Hort schließen - ein Mitschüler hatte sich mit Corona infiziert. Enge Kontaktpersonen mussten in Quarantäne, Florian gehörte nicht dazu und durfte am 15. November wieder in die Schule gehen. Toll für ihn, denn die ganze Klasse war an dem Tag im Pumuckl-Musical im Gärtnerplatztheater.
„Noch während die Klasse dort saß, kam die Mail der Schule, dass nun doch alle Hortkinder in Quarantäne müssen“, erzählt Florians Mutter. Zum Glück hatte sich der Bub nicht angesteckt - nach dem offiziellen Freitesten am Buß- und Bettag durfte er dann am 18. November erneut in den Unterricht.

Vier Wochen nach der Quarantäne lag die offizielle Anordnung im Briefkasten
Vergangenen Freitag nun, am 17. Dezember, also über vier Wochen nach der beendeten Quarantäne, lag der offizielle Brief vom Gesundheitsreferat im Briefkasten der Meiers - datiert auf den 10. Dezember. Es handelte sich um die Allgemeinverfügung „Quarantäne von Kontaktpersonen und von Verdachtspersonen, Isolation von positiv auf das Coronavirus getesteten Personen“.
Florian betreffend hieß es, er sei als „enge Kontaktperson“ gemeldet worden und müsse sich bis zum 20. November in Quarantäne begeben oder nach sieben Tagen freitesten. Irene Meier: „Ich verstehe ja, dass die Gesundheitsämter überlastet sind. Aber für diesen Brief hätte man sich das Porto dann doch sparen können.“
Corona-Kontakt: „Hohes Aufkommen an Meldedaten im November“
Wie kommt es zu solch extrem verspäteten Schreiben? Tatsächlich schickten die Schulleitungen die aus ihrer Sicht betroffenen Schüler „bereits vor Erhalt der Mitteilung des Gesundheitsamtes nach Hause“, schreibt eine Sprecherin des Gesundheitsreferats. So sollten Schüler möglichst schnell häuslich isoliert werden. Außerdem wüssten einzig die Lehrkräfte der betroffenen Klassen, wer engen Kontakt mit der positiv getesteten Person gehabt hätte.
Und: „Da im November ein hohes Aufkommen an Meldedaten bestand und die unverzügliche Information der Betroffenen - wie auch in diesem Fall - direkt über die Schulen bzw. Horte lief, wurde die Quarantänebestätigung mit zeitlichem Abstand verschickt.“ Die Bescheide zur Quarantäne-Anordnung würden trotz der Verzögerung zugestellt, da Eltern diese möglicherweise ihrem Arbeitgeber vorlegen müssten. (leo, ast)