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Streit um Luxus-Bau in Schwabinger Hinterhof: Teure Apartments statt Studentenbuden

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Die frustrierten Anwohner um Bettina Schopis (re.) vor dem Neubau im Hinterhof.
Die frustrierten Anwohner um Bettina Schopis (re.) vor dem Neubau im Hinterhof. © Oliver Bodmer

Es sollten Studentenwohnungen werden - doch nun entstehen in einem fünfstöckigen Neubau in einem Schwabinger Hinterhof wohl Luxus-Wohnungen.

München - Ein Klassiker: Der Grundstückseigentümer will einen Neubau in seinen grünen Hinterhof setzen, die Anwohner protestieren – und am Ende wird doch gebaut. Und doch ragt dieser Fall der Nachverdichtung an der Ecke Herzog- und Apianstraße in Schwabing-West in München in seiner Brisanz heraus.

1400 Euro bis 1600 Euro Miete für beantragte Studentenapartments

Denn die anliegenden Mieter werfen den Eigentümern vor, Luxusapartments geschaffen zu haben, obwohl Studentenwohnungen beantragt wurden – und sich so die Baugenehmigung quasi erschlichen zu haben. Tatsächlich liegt die Warmmiete von 1400 bis 1600 Euro für die neun Einzimmerapartments (35 bis 40 Quadratmeter) in dem fünfstöckigen Neubau – bis zu 40 Euro pro Quadratmeter – weit über dem Budget der meisten Studierenden.

Der Fall beschäftigt mittlerweile auch Stadtverwaltung und Lokalpolitik. Der Bezirksausschuss (BA) Schwabing-West hat einen Fragenkatalog an die Lokalbaukommission (LBK) gerichtet. So soll etwa geklärt werden, ob eine Abweichung von der beantragten Nutzung vorliegt und ob ungerechtfertigte Fördergelder für Studentenwohnungen geflossen sind.

BA-Vorsitzende Gesa Tiedemann (Grüne) findet das Vorgehen der Eigentümer „empörend“

Die BA-Vorsitzende Gesa Tiedemann (Grüne) findet das Vorgehen der Eigentümer „empörend“. Im Bürgergremium sei man von Anfang an gegen den Neubau im Hof der Herzogstraße 84 gewesen, auch weil es Zweifel an der Nutzung als Unterkunft für Studierende gegeben habe. Man sei „offensichtlich getäuscht worden“. Weil der Bauantrag für ein Studentenwohnheim „den bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Vorschriften entsprach, war die Genehmigung zu erteilen“, heißt es von der LBK.

Das sagen die Eigentümer

Die Eigentümerseite bewertet den Fall naturgemäß anders. „Wir verdienen uns hier keine goldene Nase“, sagt Manuela Genswein, die das Grundstück von ihrer Mutter übernommen hat. Die Wohnungen seien modern, nachhaltig ausgestattet und komplett möbliert. „Die Nachfrage ist extrem, die Apartments sind wunderschön, der Preis ist gerechtfertigt“, findet sie. Die Leute kapierten nicht, „was so ein Objekt an Kosten bedeutet“. Fördergelder seien nicht geflossen, versichert ihr Mann, Helmut Genswein. Die Eigentümer fühlen sich „unfair behandelt“ und sogar bedroht. Für einen „Graffitiangriff“ am Eingang des neuen Gebäudes machen sie die Gegner des Bauvorhabens verantwortlich.

16 Bäume gefällt – für „kleine Apartments in einem trostlosen Klotz“

Bettina Schopis von der Mietergemeinschaft Apian-, Herzog- und Clemensstraße hat dafür kein Verständnis: „Die Eigentümer haben eine durchschaubare Nummer abgezogen“. Aber: „Die Mietpreise toppen jetzt noch unsere Vorstellungskraft.“ Dabei sei sie nicht grundsätzlich gegen Nachverdichtung, sagt Schopis, allerdings stimme hier die Relation einfach nicht.

„Sechzehn Bäume mussten gefällt werden, für ein paar minikleine Apartments in einem trostlosen Klotz.“ Die LBK hat den Bauherrn jetzt schriftlich angehört – man werde über das weitere Vorgehen entscheiden, „sobald nähere Informationen vorliegen“. (David Numberger)

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