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Münchner Seniorinnen abgezockt! Betrüger müssen jahrelang in Haft - sie stahlen Goldbarren und Bargeld

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Die drei Betrüger auf der Anklagebank: Zwei müssen jetzt in Haft, einer erhielt Bewährung
Die drei Betrüger auf der Anklagebank: Zwei müssen jetzt in Haft, einer erhielt Bewährung © SIGI JANTZ

In zwei Fällen zockte eine Betrügerbande Münchner Seniorinnen mit der Maschen „Falsche Polizisten“ ab. Eine verlor 90 000 Euro, die andere 475 000 in Gold. Die Täter wurden jetzt verurteilt.

München - Hartes Urteil gegen falsche Polizisten! Zwei Betrüger müssen jetzt in Haft. Das Landgericht verurteilte die Angeklagten Kirill F. (22) und Bilal S. (24) wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs in zwei tatmehrheitlichen Fällen. Kirill F. kassierte deshalb eine Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Zudem wurde die Unterbringung des Angeklagten in einer Entziehungsanstalt angeordnet.

München: Haupttäter der Bertrügerbande muss viereinhalb Jahre ins Gefängnis

Bilal S. muss sogar vier Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Nur ihr Komplize Fadel H. (19) kam noch relativ glimpflich davon: Er wurde nach Jugendstrafrecht verurteilt und erhielt daher ein Jahr und zehn Monate auf Bewährung. Laut Urteil hatte das Trio zwei betagte Münchnerinnen perfide am Telefon abgezockt und sich dort als Polizeibeamte ausgegeben. Den Seniorinnen erzählten die Männer, es herrsche große Gefahr durch Einbrecher in dem jeweiligen Viertel und sie müssten ihre Wertsachen sichern - in einer Tasche vor der Tür, ein Beamter komme alles abholen.

In einem Fall gelang es den Betrügern, auf diese Weise 90.000 Euro zu erbeuten. Eine 95-Jährige hatte ihnen das Geld ausgehändigt im Glauben, es handele sich wirklich um die Polizei. In einem zweiten Fall lag die Beute bei 475.000 Euro, die eine 89-Jährige in Goldbarren übergab. Das Geld floss laut Anklage an Hintermänner in der Türkei.

Betrüger am Telefon: Bis zu 600 Anrufe täglich gibt es in München
Betrüger am Telefon: Im Jahr 2020 lag der Schaden durch organisierte Callcenter-Banden in München bei 4,6 Millionen Euro © Shutterstock

Nur bei Theresa A. (73) hatte es die Bande nicht geschafft - die Seniorin aus Bogenhausen war schlauer.  Sie kannte die Trickbetrugsmasche schon, die allein im vergangenen Jahr 4,6 Millionen Euro Schaden in München verursacht hat. „Die Anrufer waren sehr professionell. Man hat gemerkt, dass sie ganz genau überprüfen, ob es sich lohnt, bei mir vorbeizukommen“, schilderte Therese A. vor Gericht. Am Telefon hatte die Seniorin einen Trick angewendet: Sie gab frei erfunden an, dass sie 17.800 Euro Bargeld zu Hause hat, dazu Goldmünzen und Schmuck. „Das sollte die Täter anlocken.“

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München: Angeklagte agierten als Teil einer internationalen Betrügerbande

Vor Ort gelang es der Polizei dann die Betrüger festzunehmen. Sie agierten als Teil einer internationalen Bande, die von der Türkei aus Münchner Senioren anruft und dazu gezielt althergebrachte Vornamen wie Erna oder Albert im Telefonbuch aussucht. Junge Männer werden von der Betrugs-Profis als Abholer angeworben - auch im aktuellen Fall sollten sie Provisionen von der Beute erhalten. Vor Gericht geben die Täter dann oft an, sie hätten nichts von den Bandenstrukturen gewusst. Wie durch umfangreiche Ermittlungen herausgefunden werden konnte, stimmte das meist nicht. Im Gegenteil: Die Abholer stehen oft sogar im direkten Kontakt mit den Bandenbossen in der Türkei. Selbst den Abholern drohen direkt hohe Haftstrafen, wie der aktuelle Gerichtsfall beweist. *tz.de/muenchen ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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