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Fünf Jahre nach OEZ-Amoklauf: Sky-Doku soll offenen Fragen nachgehen - und „Gefahrenpotential“ aufzeigen

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Sky dreht Dokumentation zu Münchner OEZ-Attentat
Blumen und Kerzen liegen nach dem Attentat vom 22. Juli 2016 vor dem Olympia-Einkaufszentrum. © dpa/ picture alliance/ Peter Kneffel

Der Anschlag 2016 in München schockierte ganz Deutschland. Viele Fragen sind immer noch ungeklärt - der Sender Sky will mit einer Doku Aufschluss geben.

München - Vor fast fünf Jahren hat ein 18-Jähriger neun Menschen bei einem Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum* (OEZ) in München* erschossen. Anschließend tötete er sich selbst. Viele der Opfer hatten einen Migrationshintergrund. An anderen Orten der Stadt wurden ebenfalls Schüsse gemeldet, daher kursierten schnell zahlreiche Gerüchte in den Sozialen Medien und versetzten das Stadtgebiet in Terrorangst. Erst weit nach Mitternacht gab die Polizei Entwarnung. Der Sender Sky verfilmt nun in der True-Crime-Dokumentation „22. Juli - Die Schüsse von München“ die Geschehnisse des Amoklaufs - fünf Jahre nach der Tat.

OEZ-Amoklauf: Drehstart für Sky-Dokumentation im Sommer

Die Tat versetze die Stadt im Juli 2016 stundenlang in Panik. Anfang des Jahres 2020 griff der München-„Tatort“ des BR mit dem Titel „Unklare Lage“ die Thematik mit einem ähnlichen Fall auf. Mehrmals wird in der Folge der Amoklauf am OEZ erwähnt und die ganze Atmosphäre erinnert stark an das Geschehen einige Jahre zuvor. Die Regisseurin habe „das schwelende, sich steigernde Gefühl von einer bedrohlichen unklaren Lage an einem solchen Tag“ zeigen wollen - was ihr auch gelang. Der Bruder eines Opfers des OEZ-Attentats äußerte sich damals mit bewegenden Worten zur BR-Folge.

Ab Sommer 2021 wird die Dokumentation von Constantin Dokumentation in Kooperation mit der Süddeutschen Zeitung produziert, wie Sky in einer Mitteilung bekannt gab. „Die Tat darf nicht totgeschwiegen werden, stattdessen müssen wir uns als gesamtes Produktionsteam der Herausforderung bewusst sein und mit viel Feingefühl vorgehen“, so der Regisseur Johannes Preuss. In den vier Episoden mit jeweils 50 Minuten kommen verschiedene Akteure zu Wort, von Polizisten über Forensiker und Mediziner, bis hin zu Extremismusforschern.

Man wolle auch auf das „Gefahrenpotential, das von Fake News und dem Missbrauch Sozialer Medien ausgeht“ aufmerksam machen, erklärt Jochen Köstler, Produzent von Constantin Dokumentation. Die Doku sei eine Mahnung vor voreiligen Verdächtigungen und zeige, was „Solidarität und Menschenliebe selbst in Zeiten der größten Bedrohung zu leisten vermögen“. Die Ermittler waren damals zunächst von einem Racheakt ausgegangen. Erst im März 2018 hatte das Bundesamt für Justiz die Tat als extremistisch eingestuft, auch das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) hatte sich dem angeschlossen.

„22. Juli - Die Schüsse von München“ - Dokumentation könnte als Prävention dienen

Außerdem gibt Autor Martin Bernstein von der Süddeutschen Zeitung gemeinsam mit Augenzeugen und beteiligten Gutachtern Aufschluss über die neuesten Erkenntnisse zum Tathintergrund und zu aktuellen Entwicklungen über das Münchner Attentat, so der Sender. Der Journalist begleitete damals die Ereignisse für seinen Arbeitgeber. Auch Bernstein appelliert, dass das „Leid der Hinterbliebenen“ nicht in Vergessenheit geraten darf. „Aber ebenso wenig ihr jahrelanger Kampf für die Bewertung der schrecklichen Tat als rassistisch motivierter Anschlag.“ Der Blick zurück zum Geschehen sei auch ein Blick nach vorne, „der im besten Fall sogar der Prävention dienen kann“, so Bernstein.

Auch Preuss sieht Potenzial in der Dokumentation: „Wir legen den Fokus darauf, zu ergründen, wie es zu der schrecklichen Tat kommen konnte und können dadurch vielleicht sogar einen kleinen Beitrag leisten, damit etwas Vergleichbares nicht wieder passiert.“ Viele Fragen über den Tathintergrund bleiben weiterhin unbeantwortet. Der Sender möchte diesen Fragen nachgehen: Wie entwickelte der Sohn iranischer Einwanderer einen tief verwurzelten Rassismus, wie gelangte der damals 18-jährige Schüler an eine Waffe und welche Rolle spielte seine Verehrung für den norwegischen Massenmörder Anders Breivik? (tkip/dpa)

Vier Jahre nach OEZ-Attentat spricht der Vater einer ermordeter 14-Jährigen - und äußert bewegende Worte. *tz.de/muenchen ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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