Stau-Schock - Analyse zeigt: In München stehen Pendler am längsten

Leere Straßen gehören der Vergangenheit an. Die Pendler sind wieder unterwegs. Eine Analyse zeigt, wie lange Münchner im Stau stehen und wo es besonders schlimm ist.
Alles steht, nichts rührt sich. Im Radio läuft „Last Christmas“. Die Lichter des Gegenverkehrs blenden, in der Ferne hupt ein Lkw-Fahrer. Plötzlich beginnt der Schnee, sanft auf die Windschutzscheibe zu fallen. Doch das Auto vor einem will sich einfach nicht bewegen. Genau das erleben derzeit wieder viele Pendler Tag für Tag. Denn: München ist Deutschlands Stauhauptstadt.
Das zeigt eine Analyse des Verkehrsdatenanbieters Inrix. Demnach hat man 2021 im Münchner Stadtverkehr 79 Stunden, also mehr als drei Tage, verloren. Damit übertrifft München den deutschlandweiten Durchschnitt von 40 Stunden beinahe um das Doppelte. Vom Vor-Corona-Niveau (2019) von 87 Stunden im Jahr ist die Landeshauptstadt nicht mehr weit entfernt.
Mehr Verkehr und mehr Unfälle in München
2020 sah die Welt noch anders aus. Lockdown und Homeoffice hatten die Straßen leer gefegt. Die jährliche Stauzeit für München war laut Inrix auf 65 Stunden gesunken. Diese Verschnaufpause ist vorbei. 15 Prozent mehr Trips als 2020 wurden heuer in die Stadt unternommen. Dazu stieg die Anzahl der Unfälle in München um acht Prozent.
Besonders bitter ist’s für Pendler auf dem Mittleren Ring zwischen Petuelring und Heimeranplatz – der staureichsten Straße Deutschlands. Die Inrix-Analyse ergab: Jeden Tag verloren Autofahrer hier dieses Jahr sieben Minuten. Hochgerechnet aufs Jahr macht das 27 Stunden im Stau.
Schneckentempo im Berufsverkehr
Gute Nerven im Berufsverkehr brauchen die Pendler morgens auch auf der Einsteinstraße. Hier geht’s stadteinwärts teilweise nur mit durchschnittlich 5,28 km/h vorwärts. Das ergab die Analyse der Kartierungsspezialisten von TomTom. Besonders langsam rollt’s auch auf Effnerstraße (7,68) und Landsberger Straße (6,31) kurz vor der Schwanthaler Höhe.
Leidtragende der vielen Staus sind vor allem die Taxifahrer. „Wir sind nicht zufrieden“, sagt Arie Bazargan. Es gebe so viele Baustellen, deshalb seien viele Straßen nicht mehr zweispurig. „Dazu kommt, dass die Fahrspuren auch durch die Fahrradwege enger werden“, beschwert sich der Taxifahrer. In der Stadt herrsche Verkehr ohne Ende. Vor allem in der Blumenstraße und rund ums Sendlinger Tor sowie Isartor blockiert der Stau in seinen Augen alle Routen. Auf dem Mittleren Ring steht man sowieso immer lange. Darunter leidet das Geschäft. „Wir haben zurzeit nicht sonderlich viele Kunden“, heißt es von den Taxlern.
Zurück zur Stau-Studie: Auf Platz zwei in Deutschland landet Berlin mit 65 Staustunden im Jahr. Im internationalen Vergleich kommt Deutschland damit noch ziemlich gut weg. Europas Stauhauptstadt London kann mit jährlich 148 Stunden aufwarten.