Drogen-Treff statt Kaufhaus: Wird der alte Karstadt zum neuen Schandfleck?

Neuer Ärger um den alten Karstadt: Drogenabhängige und Obdachlose sollen dort hausen. Die Polizei hat das Gebäude verschlossen. Wie es weitergeht, ist unklar.
München – Ein Hochglanzbau mit viel Grün – von dieser Vision ist die alte Karstadt-Filiale am Bahnhofsplatz in München weit entfernt. Seit der Schließung Ende Juni steht sie praktisch leer. Es scheint nichts vorwärts zu gehen – im Gegenteil.
Drinnen sollen Drogenabhängige hausen und wohl auch Obdachlose. Und für das Gebäude wurden bisher keine neuen Pläne eingereicht. Der einstige Konsum-Tempel: ein neuer Schandfleck in der Stadt.
Alter Karstadt am Münchner Hauptbahnhof – Polizei spricht von Drogenkonsum
Die Schützenstraße sei „total verödet“, sagt Eduard Wölbitsch, Ex-Betriebsratschef der Filiale. „Ein Bild des Grauens.“ Dass sein alter Arbeitsplatz verfällt, schockiert ihn. Auf Anfrage unserer Redaktion berichtet eine Polizeisprecherin von zehn Personen – einem „milieu- und szenespezifischem Klientel“ – die sich verbotenerweise in dem Gebäude aufhalten. „Wir gehen davon aus, dass Drogen und Alkohol konsumiert werden“, erklärt sie.

Neue Pläne für alten Karstadt? – Der Stadt München liegt nichts vor
Die Signa-Gruppe des Investors René Benko übernahm den Karstadt-Konzern 2019. Und auch das Haus am Bahnhofplatz gehört ihr. Eigentlich hätte der Gebäuderiegel an der Schützenstraße abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden sollen.
Der Betrieb sollte in kleinerer Form in den denkmalgeschützten Altbau einziehen, aber der Plan wurde verworfen – vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen. Im März dann der Schock: Landesweit mussten einige Filialen schließen – auch die am Bahnhof.

Neben dem Altbau sollte ein neuer Glasbau entstehen. Gestern standen einige Handwerkerfahrzeuge – auch von einer Schlosserei – vor dem Gebäude. Geht jetzt also was vorwärts? Auf Nachfrage unserer Redaktion beim Planungsreferat erklärt ein Sprecher: „Bei der Lokalbaukommission liegen zur ehemaligen Filiale in der Schützenstraße bislang keine Bauanträge oder Abbruchanzeigen vor.“
Im Herzen Münchens sollte ein gläserner Erlebnistempel entstehen

Vielleicht werkeln die Arbeiter also an etwas anderem. Zum Beispiel sollen Fremde nicht mehr in das Gebäude gelangen, so die Polizeisprecherin. Die Beamten hätten es gemeinsam mit den Eigentümern „neu verschlossen“, erklärt sie.
Und was sagt die Signa-Gruppe des Investors René Benko, wie geht es weiter? Dazu lagen bis Redaktionsschluss keine Informationen vor.
Regelmäßig, kostenfrei und immer aktuell: Wir stellen Ihnen alle News und Geschichten aus München zusammen und liefern sie Ihnen frei Haus per Mail in unserem brandneuen München-Newsletter. Melden Sie sich sofort an!