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Syrisches Mädchen von eigener Familie gequält - Richter: „Verachtenswert“

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Von: Andreas Thieme

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Vater Mohamed, Bruder Mohamad und Mutter Rana wurden am Dienstag verurteilt.
Vater Mohamed, Bruder Mohamad und Mutter Rana wurden am Dienstag verurteilt. © Andreas Thieme

Die Familie eines syrischen Mädchens wurde in München verurteilt. Die Eltern hatten sie schwer misshandelt - weil sie sich in den Falschen verliebt hatte.

München - Dieser Prozess bringt sogar den Richter in Rage! „Wir leben hier in einer Kultur, in der sich jeder verlieben darf. Es gibt in dieser Hinsicht keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Das mag in Ihrer Kultur anders sein“, schimpfte Amtsrichter Robert Grain in Richtung Anklagebank. Vater, Mutter und Bruder der Schülerin legten am Dienstag vor dem Amtsgericht ein Geständnis ab.

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Syrerin aus München hat „falschen“ Freund - Familie greift zur Gewalt

Unfassbar, was die Angehörigen getan hatten! In den Weihnachsferien 2017 erfuhren sie, dass Lela (Name geändert) einen Afghanen als Freund hatte, was ihnen missfiel. Um den weiteren Umgang zu verhindern, griffen die Angehörigen zu drastischen Maßnahmen: Drei Tage lang sperrten sie Lela in der Wohnung der Eltern ein, dort musste die Schülerin auf dem Boden sitzen, bekam nichts zu essen oder zu trinken.

Die Familie beobachtete das Mädchen und setzte es unter Druck. Mehrfach trat Mohamed S. (66) seiner Tochter gegen den Kopf und ins Gesicht und drohte ihr, die Kehle durchzuschneiden. Bruder Mohamad und Mutter Rana halfen mit, dass Lela nicht entkommen konnte.

Richter in München: „Tochter wie einen Hund behandelt“

Richter Grain: „Das war Psycho-Folter. Sie haben Ihre Tochter wie einen Hund behandelt. Sie wurde entehrt.“ Und weiter: „Diesen Teilaspekt Ihrer Kultur lehne ich komplett ab. Das ist verachtenswert. Sie sollten sich schämen.“

Seine Tochter hatte Mohamed S. sogar ins Bad geschleppt und aufgefordert, die Toilette mit der Zunge sauber zu lecken. Gepeinigt vor Angst traute sich Lela erst Mitte Januar in der Schule von den Vorfällen zu erzählen. Kurz danach wurde das Mädchen in Obhut genommen und an einen geheimen Ort gebracht, wo sie seither versorgt wird.

Opfer verweigert Aussage vor dem Amtsgericht München

Vor Gericht hätte Lela als Zeugin aussagen sollen, was die heute 17-jährige Schülerin aber verweigerte. Dem Richter schrieb sie, dass ihre Eltern nicht bestraft werden sollen. Auch deshalb wurden nur Bewährungsstrafen ausgesprochen – trotz der schweren Misshandlungen.

Vater Mohamed sagte: „Ich entschuldige mich für mein Fehlverhalten.“ Seine Frau weinte: „Ich vermisse Lela.“ Staatsanwalt Ulrich hielt dagegen: „Lela muss um ihre Sicherheit fürchten und sich verstecken.“

thi

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