München: Heftige Kritik am Radwegausbau - Tausende Parkplätze fallen weg

Kurz vor der Kommunalwahl hat der Stadtrat beschlossen, zahlreiche Radwege in München auszubauen. Einige Parteien kritisieren den Beschluss heftig.
- Der Münchner Stadtrat hat den Ausbau zahlreicher Radwege beschlossen.
- Dafür fallen mehrere Autospuren und tausende Parkplätze weg.
- Kritik am Vorhaben gibt es von CSU, FDP und Bayernpartei.
München - Gut eine Woche vor der Kommunalwahl sind im Stadtrat gestern die Fetzen geflogen. Eine Mehrheit aus SPD, Grünen, Linken und ÖDP beschloss den weiteren Ausbau des Radwegenetzes. CSU, FDP und Bayernpartei sprachen von Schildbürgerstreichen und befürchteten, mit den Plänen für die Radler werde die Stadt lahmgelegt.
Breitere Radwege in München: Tausende Parkplätze fallen weg
Wie weit soll die Stadt bei der Umverteilung des Straßenraums zugunsten von Radlern gehen? Mehrere tausend Parkplätze könnten insgesamt wegfallen, außerdem soll es auch weniger Auto-Fahrspuren geben. Ein erstes Maßnahmenbündel für zehn Straßen und zwei Abschnitten entlang des Münchner Altstadtrings wurde im Dezember beschlossen. Nun sollen weitere zehn Straßen hinzukommen. Tätig geworden war die Stadt infolge des Bürgerbegehrens Radentscheid. Das aktuelle Paket mit breiteren Radwegen und dem Wegfall von Spuren und Parkplätzen betrifft…
- die Rosenheimer Straße zwischen Rosenheimer Platz und Gasteig (stadteinwärts)
- die Martin-Luther-Str.
- den Stiglmaierplatz
- die Lothstraße zwischen Dachauer Straße und Georgenstraße
- die Winzererstraße zwischen Lothstraße und Schwere-Reiter-Straße
- die Pilgersheimer Straße zwischen Freibadstraße und Edlinger Platz
- den Gebsattelberg
- die Ungererstraße zwischen Münchner Freiheit und Frankfurter Ring
- die Marsstraße zwischen Pappenheim- und Arnulfstraße
- die Querung Stadelheimer Straße, Verbindung Schwarzenberger-/Traunsteiner Straße
Laut Planungsreferat sollen eine Verschlechterung des ÖPNV, Baumfällungen und eine Verlagerung des Autoverkehrs in Wohngebiete vermieden werden. Während CSU-Vize Hans Podiuk anprangerte, Autofahrer würden „maximal blockiert“, warfen SPD und Grüne der CSU Populismus vor. Details würden mit Bezirksausschüssen, Bürgern und Gewerbe besprochen, hieß es. Die Handwerkskammer indes ist kritisch, wenn’s um den Wegfall von Parkplätzen geht.
Radl-Hauptstadt München: Das sagen die Radfahrer
Stiglmaierplatz ist bereits top: Ich finde es prinzipiell gut, dass die Stadt auf die Fahrradfahrer achtet und die Fahrradwege kennzeichnet. Ein weiterer Ausbau am Stiglmaierplatz ist aber überflüssig, weil es hier sowieso schon sehr angenehm für die Radler ist. Autofahrern soll nicht zu viel Platz weggenommen werden – die brauchen die Straße genauso.
Theresa Kozok (28), Ingenieurin aus München
Wir brauchen den Ausbau:
Ich fahre oft und gerne Fahrrad an der Rosenheimer Straße. Aber: Auf dem Fahrradweg parken oftmals die Lastwagen. Wenn der Fahrradverkehr noch mehr zunimmt, ist ein Ausbau daher eine gute Sache. Auch, damit es mehr Platz für die schnelleren Fahrer gibt. Ich bin mit meinem E-Bike langsamer unterwegs, mein Rennrad nehme ich für diese Strecke nicht her.
Dimitrios Chatzissavidis (63), Schneider aus München
Mehr Rücksicht wäre nötig:
Manche Randsteine sind zu hoch, auch ist der Radweg an der Ungererstraße zu eng. Das wäre an sich kein Problem, wenn die Leute gegenseitig mehr Rücksicht aufeinander nehmen würden. Das aggressive Fahren und der manchmal fehlende Menschenverstand stören mich mehr, als die zu engen Wege.
Cornelia Firsching (48), Rechtsanwältin aus München
Radweg Ausbau in München: Hier geht es bald weiter
- Paul-Heyse-Straße
- Schwanthalerstraße
- Reichenbachbrücke
- Lindwurmstraße
- Theresienstraße
- Briennerstraße
- Elisenstraße
- Nymphenburgerstraße
- Ohlmüllerstraße
- Humboldtstraße
- Implerstraße/Thalkirchner Straße (zwischen Lindwurm- und Brudermühlstraße)
- Pfeuferstraße
- Albert-Roßhaupter-Straße
- Waldfriedhofstraße
- Westendstraße
- Ridlerstraße
- Schleißheimer Str.
- Domagkstraße
- Heinrich-Wieland-Straße – Albert-Schweitzer-Straße/Corinthstraße und St.-Michael-Straße/Hofangerstraße
- Bad-Schachener-Straße
- Anzinger Straße
- Berg-am-Laim-Straße
- Kreillerstraße
- Wasserburger Landstraße
- Heinrich-Wieland-Straße
- Balanstraße (zwischen Orleans- und Fasangartenstraße)
- Ottobrunner Str.
- Kirchseeoner Str.
- Straßenzug Ichostraße, Werinherstraße, Claudius-Keller-Straße, Melusinenstraße
- Drygalski-Allee
- Boschetsrieder Straße (zwischen Aidenbachstraße und Plinganserstraße)
- Würmtalstraße
- Lochhausener Straße (zwischen Pirolstraße und Am Langwieder Bach)
- Gotthardstraße östlich Fürstenrieder Straße
- Zschokkestraße
Die Stadt München möchte in der Coronavirus-Krise Gastronomen helfen. Aber: Verdrängen Freischankflächen nun Parkplätze?
Klaus Vick/ Lena Hepting