Münchner Tierpark Hellabrunn: Nach Desaster-Monaten - weitere Entscheidung betrifft alle Besucher

Die Corona-Krise bringt den Münchner Tierpark in arge Existenznöte. Nun hat der Stadtrat ein Millionenpaket für Hellabrunn geschnürt. Auch für Besucher gibt es gute Nachrichten.
- Der Tierpark Hellabrunn leidet wegen der Corona-Pandemie unter Einnahmeausfällen.
- Der Zoo befindet sich nicht komplett in kommunaler Hand - und könnte deswegen pleitegehen.
- Hellabrunn-Chef Rasem Baban schlug mehrfach Alarm, jetzt hat der Stadtrat ein Millionenpaket geschnürt.
- Viele weitere spannende Geschichten aus München gibt es in unserer App.
Update vom 6. Juli, 12.27 Uhr: Der Tierpark Hellabrunn in München ist in den letzten Monaten durch schwere Zeiten gegangen. Ende Juli gab es dann die lang ersehnte Nachricht, nachdem die Stadt München finanzielle Hilfeleistungen zugesichert hatte. Jetzt, pünktlich zu Beginn der Sommerferien darf sich Hellabrunn über eine weitere positive Nachricht freuen.
München Tierpark Hellabrunn: Nach Corona-Desaster - Stadt mit wichtiger Entscheidung
Der Münchner Tierpark Hellabrunn darf jetzt mehr Besucher auf sein Gelände lassen; ab Donnerstag, den 6. August können täglich bis zu 8.740 Personen mit vorab gebuchtem Online-Ticket in den Tierpark kommen. Damit scheinen für das Münchner Wahrzeichen die schlimmsten Zeiten überstanden zu sein.
Tierpark Hellabrunn: Erleichterung nach Beratungen des Stadtrats
Update vom 29. Juli, 15.05 Uhr: Verena Dietl freut sich über die erfolgreichen Beratungen des Stadtrats: „Als frischgewählte 3. Bürgermeisterin war es mir eine große Herzensangelegenheit und Verpflichtung, diesem traditionsreichen Ort des Tierwohls, des Artenschutzes und der Umweltbildung im Rahmen der Möglichkeiten zu helfen“, erklärte die SPD-Politikerin.
Dietl ist zugleich neue Aufsichtsratsvorsitzende der Münchener Tierpark Hellabrunn AG. Gemeinsam habe man ein Rettungspaket schnüren können, das die „wirtschaftliche Überlebensfähigkeit Hellabrunns erst einmal sichert“.
„Um die Existenz Hellabrunns allerdings dauerhaft auf eine stabile Grundlage zu stellen, sind weitere Betriebserleichterungen ganz zeitnah unabdingbar“, wird Tierpark-Chef Rasem Baban allerdings in einer Pressemitteilung zitiert. „Wir brauchen dringend noch mehr Besucher“, sagt der 54-Jährige. Derzeit müssen zehn Quadratmeter pro Besucher freigehalten werden. Baban bittet inständig, dass die Marke auf fünf Quadratmeter reduziert wird. So könnte man deutlich mehr Gäste einlassen. Ein Plattenladen in München macht dicht und verlässt die Stadt - Corona beschleunigte die Entwicklung.
Münchner Tierpark vor Corona-Aus? Neue Entwicklung nach geheimer Sitzung - Hellabrunn-Chef reagiert emotional
Update vom 29. Juli 2020, 9.15 Uhr: Tierpark-Fans dürfen aufatmen: in einer geschlossenen Sitzung hat der Münchner Stadtrat erklärt, das Corona-Aus abwenden zu wollen - mit einer millionenschweren Finanzspritze. Nach Bild-Informationen soll sich die Summe auf acht Millionen Euro belaufen.
Hellabrunn-Chef Rasem Baban reagierte auf die frohe Kunde äußerst emotional: „Das ist so toll. Damit ist der Neubau unserer Löwenanlage (siehe Ursprungsartikel) gesichert.
Auch das zwischenzeitlich kolportierte Aus für den Tierpark sei durch den Geldsegen vom Tisch: „Dank der Unterstützung sind wir aus der gröbsten Corona-Krise raus. Wir werden in diesem Jahr keinen Gewinn mehr erwirtschaften, aber alles wird gut“.
Es ist kein ohnehin gewöhnlicher Sommer in München. Während der Corona-Pandemie verlagern sich nächtliche Aktivitäten zumeist in den öffentlichen Raum. Eine junge Anwohnerin schlägt jetzt Alarm.
Tierpark droht Corona-Pleite - Chef wütend: „Kann ich auch den Besuchern nicht erklären“
Update vom 19. Juli 2020, 20.42 Uhr: Als Primatenpfleger Karl Mundo (53) mit den Besuchern ins eigentlich noch geschlossene Urwaldhaus tritt, kommt Leben in die Gorillagruppe. Drei, vier Tiere laufen an der Panzerglasscheibe zusammen und mustern die Fremden. Der neunjährige Okanda springt, ein Bündel Holzwolle im Maul, in großen Drehsprüngen durchs Gehege – ganz so wie ein Dreijähriger, der dem Besuch zeigt, was er kann.
Mundo lächelt. „Ohne Publikum sind die Tiere ein bisschen gelangweilt“, sagt er. Denn durch so eine Scheibe könne man ja in beide Richtungen blicken. „Die Tiere registrieren durchaus, was draußen passiert.“ Als der Zoo am 18. März komplett geschlossen wurde und niemand mehr kam, „da war das, als wäre der Fernseher kaputt“. Umso größer die Freude, als nach 55 Tagen die ersten Besucher vor dem Freigehege gesichtet wurden: „Sogar die Schimpansen, die eigentlich eher Stubenhocker sind, saßen draußen und haben sich die angeschaut“, berichtet Mondo, der seit 27 Jahren als Tierpfleger in Hellabrunn arbeitet. Ähnliche Wiedersehensfreude habe es auch bei den Pinguinen gegeben, berichtet Beatrix Köhler, die zoologische Leiterin des Tierparks. „Die schwimmen ja auch gern mal mit, wenn ein Kind vorbeiläuft.“ Bei den meisten anderen Tieren sei die Reaktion subtiler.
Eine weniger subtile, sondern eher instinktive Reaktion zeigten Pferde bei einem Ausritt mit Kindern: Sie gingen plötzlich durch und verletzten 20 Kinder bei einer Ferienfreizeit.
Pfleger bauen das Beschäftigungsprogramm der Menschenaffen aus
Er habe gehört, in Nürnberg hätten sie die Primaten zur Ablenkung im Fernsehen Teletubbies sehen lassen, berichtet Affenpfleger Mundo. „Das gab’s bei uns nicht. Nur backstage haben wir ein Radio laufen lassen.“ Dort warten die Affen jeden Morgen, während die Pfleger im Gehege sauber machen.
Das dauert derzeit etwas länger, denn die Pfleger haben gegen die drohende Langeweile das Beschäftigungsprogramm für die Menschenaffen ausgebaut. Standard sind die mehrteiligen Plastikröhren, die mit Sämereien und Sägemehl gefüllt werden. Die Affen müssen die Rohrstücke so gegeneinander verdrehen, dass sich Löcher öffnen, durch die die begehrten Leckerbissen rieseln. „Manchmal machen sie die Rohre aber auch kaputt“, sagt Mundo grinsend. „Die Gorillas haben einfach eine unglaubliche Kraft.“ Wie zum Beweis springt Treibauf Okanda mit voller Wucht gegen die Glasscheibe, dass es nur so kracht. Wenn schon mal Fremde da sind, will er deren Aufmerksamkeit.
In diesem Sommer spielt sich das Nachtleben in München im Freien ab. Am Gärtnerplatz zeigen sich die damit einhergehenden Probleme wie unterm Brennglas.
Gorillas gewöhnen sich an die Maske
Auch Hölzer mit Bohrungen, aus denen die Gorillas mit einem Stäbchen Rosinen stochern können, helfen gegen Langeweile, fährt Mondo fort. „Und dann gibt’s noch Löcher in den Felsen in der Anlage, die wir mit Senf oder Obstbrei füllen.“ Manchmal genüge es schon, eine Handvoll Sämereien und Pellets über die Scheibe zu werfen, um die Affen eine Zeitlang zu beschäftigen.
„Wie eine gute Nachbarschaft“, beschreibt der 53-Jährige sein Verhältnis zu den mächtigen Tieren. „Wenn ich in der Früh komme, begrüßen sie mich. Dann brummen sie ganz tief und kommen ans Gitter und wollen gestreichelt werden.“ Dass das aus Hygienegründen derzeit nur mit Handschuhen geht, sei kein Problem – „die haben wir sonst auch ab und zu mal an“, erzählt Mundo. Neu ist die Maske. „Aber erstaunlicherweise haben die nur ganz kurz geschaut, und dann war’s in Ordnung. Als ich vor zwei Jahren eine Brille bekommen habe, war die Reaktion viel stärker.“
Für Mundo und seine Kollegen hat sich durch Corona nicht viel verändert. Die Tiere mussten ja weiter versorgt werden. Nur eines fiel auf: „Es war plötzlich so ruhig, dass wir die Tiere durch den ganzen Zoo gehört haben.“
München: Tierpark darf nur 4360 Besucher am Tag einlassen
Für Zoodirektor Rasem Baban hat die Krise dagegen alles verändert. Von heute auf morgen brachen im März die Einnahmen weg, während die Kosten weiterliefen.
Baban hat Verständnis für die schnellen und effektiven Schutzmaßnahmen. Doch nun sei es höchste Zeit, nachzujustieren. Dass der Tierpark bis heute nur 4360 Besucher täglich einlassen dürfe, weil für ihn die gleiche Flächenberechnung gelte wie für ein Ladengeschäft, „das ist für uns schwer nachzuvollziehen, und das kann ich auch den Besuchern nicht erklären“, sagt Baban. 8700 Besucher, also einer pro fünf Quadratmeter am Tag, seien problemlos möglich, beteuert der Tierparkchef. Dann würde er auch wirtschaftlich nicht täglich weiter ins Minus rutschen. Er hat mit seinem Team detaillierte Hygienekonzepte ausgearbeitet, auch für die Öffnung der Tierhäuser, und beim Freistaat eingereicht – „zurück kam nichts“. Auch nicht nach dem 6. Juni, als er Vertretern der Staatsregierung sein Konzept vor Ort erläutern durfte.
München: Tierparkchef Baban: „Ich musste 15 Leute freistellen“
Babans anfängliche Enttäuschung ist längst in Frust umgeschlagen, und inzwischen wächst angesichts „kafkaesker Entscheidungen“ der Ärger. Anders als etwa Tierarztpraxen sei der Zoo nicht als systemrelevant eingestuft. Im Lockdown durften die Kinder seiner Mitarbeiter nicht in die Kita. „Ich musste 15 Leute freistellen, da hatte ich ein echtes Personalproblem“, klagt Baban.
Gewiss, Baban darf sich darauf verlassen, dass die Stadt als Hauptaktionär ihn nicht wird hängen lassen. Hellabrunn geht es damit weit besser als so manchem Privatzoo beispielsweise in Italien, wie Köhler anmerkt. Doch nur 40 Prozent der Besucher kommen aus der Stadt. „Wir sind eine bayerische Einrichtung“, sagt Baban. Deswegen sieht er auch den Freistaat in der Pflicht, den Tierpark finanziell zu unterstützen, wie es „in fast allen anderen Bundesländern“ der Fall sei.
Doch vor allem hofft Baban, dass in der morgigen Kabinettssitzung Erleichterungen für den Zoo beschlossen werden. „Wenn wir die Fünf-Quadratmeter-Regel kriegen“, so sagt er, „dann kommen wir mit zwei blauen Augen aus der Sache raus.“ - Peter T. Schmidt
Verliert der Tierpark Hellabrunn seine Löwen? Entscheidung steht bevor
Update vom 13. Juli, 11.37 Uhr: Die Zukunft der Löwen im Tierpark Hellabrunn in München liegt in den Händen des Stadtrats: Er muss entscheiden, ob der Zoo ein neues Gehege bauen darf oder ob er die Tiere abgeben muss.
Update vom 22. Juni, 13.11 Uhr: Durch die Corona-Krise ist der Tierpark Hellabrunn in München in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Das Thema ist nun auch im Rathaus angekommen. Die Freien Wähler haben einen Antrag zur „dringlichen Beratung“ gestellt, der die Münchner als wichtigen Teil in der „Rettung“ des Tierparks vorschlägt.
Wörtlich formulieren die Freien Wähler den Antrag wie folgt: „Der Tierpark Hellabrunn könnte mit kreativen Aktionen und Programmen jetzt die Bürgerinnen und Bürger noch enger an sich binden und dabei sein wirtschaftliches Überleben sichern. Beispielsweise könnte der Tierpark spezielle Corona-Tierpatenschaften anbieten oder Gutscheinprogramme ausweiten. “
Inwieweit die Stadt in Kooperation mit dem Tierpark den Vorschlag annimmt oder gar umsetzt, bleibt abzuwarten. Zuletzt hatte Tierpark-Chef Rasem Baban gar von einer drohenden Insolvenz gesprochen.
Tierpark Hellabrunn von der Corona-Pleite bedroht - Neue Hoffnung durch den Hauptaktionär
Update vom 18. Juni: Der Tierpark Hellabrunn will alles dafür tun, auch weiterhin Löwen halten zu können. Wie berichtet (siehe unten), fürchtet Tierpark-Chef Rasem Baban, dass der Zoo wegen der Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie Insolvenz anmelden muss. Zudem sei unklar, ob Hellabrunn seine Löwen abgeben müsse. Dazu führt Baban aus: „Die derzeitige Löwenhaltung in Hellabrunn ist verbesserungswürdig und auch nur geduldet. Wegen der finanziellen Engpässe kann das seit etwa zwei Jahren geplante Projekt der neuen Löwenanlage im schlimmsten Fall nicht umgesetzt werden.“
Als gemeinnützige Aktiengesellschaft bekomme der Zoo keine finanziellen Corona-Hilfen* von Bund und Freistaat. „Derzeit sind wir jedoch mit der Landeshauptstadt München, unserem Hauptaktionär, über eine mögliche finanzielle Unterstützung städtischerseits in guten Gesprächen“, so Baban weiter.
Tierpark Hellabrunn in München: Wegen Corona ein Minus von 35.000 Euro pro Tag
Ursprungsartikel vom 17. Juni: Dem Tierpark Hellabrunn droht nach Angaben seines Chefs Rasem Baban die Pleite - und schuld ist die Corona-Krise: „Wenn wir jetzt nicht mehr Besucher reinlassen dürfen, muss ich Ende September Insolvenz anmelden“, ließ der gebürtige Mannheimer gegenüber der Bild verlauten. Mit den neuen Auflagen dürfe der Zoo in München täglich lediglich 4400 Besucher auf das Gelände im Münchner Süden lassen. „Das bleibt ein schleichender Tod und sehr enttäuschend“, führt Baban aus.
Es würden nämlich auch Besucher gezählt, die keinen Eintritt bezahlen - wie kleine Kinder oder Besitzer einer Jahreskarte für den Münchner Tierpark. „Ohne Hilfe müssen wir im September als Erstes unsere Löwen abgeben. Ausgerechnet das Wappentier des Freistaates. Das kann doch nicht wahr sein!“

Dabei ist allein die Renovierung und Vergrößerung der Löwen-Anlage in Hellabrann mit einer stolzen Summe von 3,6 Millionen Euro veranschlagt. Der Tierpark Hellabrunn habe tägliche Kosten in Höhe von 50.000 Euro, sagte der Leiter. „Wie sollen wir die verdienen?“ Stattdessen macht sich derzeit in der Kasse ein Minus von 35.000 Euro bemerkbar - pro Tag.
Übrigens: Neben dem Tierpark Hellabrunn leiden auch bayerische Schausteller stark an den finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise. Am Donnerstag fand deshalb eine Schausteller-Demo auf der Münchner Theresienwiese* statt.
Online-Ticketsystem bereitet Tierpark Hellabrunn Schwierigkeiten
Um zu überleben, brauche der Tierpark 8.600 Besucher täglich. „Wir bitten um fünf Quadratmeter pro Besucher. Das reicht an der frischen Luft doch absolut aus, die meisten sind eh Familien, die keinen Abstand halten müssen.“ CSU-MdB Wolfgang Stefinger hat sich mit der Bitte, die Quadratmeterzahl zu überprüfen, an die Staatsregierung gewandt. Baban fordert die Stadt zudem auf, die Einnahmeausfälle wegen Corona auszugleichen. Anders als andere Zoos befindet sich der Tierpark Hellabrunn nicht komplett in kommunaler Trägerschaft – und könnte darum theoretisch pleitegehen.
Zudem hat Hellabrunn mit seinem Ticketsystem zu kämpfen. Es werden nur Online-Tickets verkauft – in Straubing etwa gibt es ein rollierendes Verfahren an den Tageskassen. So könne dort praktisch immer die Höchstgrenze der erlaubten Besucher ausgeschöpft werden.
Mitte Mai wendete sich der Chef des Tierparks in den sozialen Netzwerken mit einem Aufruf an die Bevölkerung:
Der Sommer in München könnte so schein, gäbe es da nicht die Plagegeister Wespen, die einem beim Grillen oder im Biergarten auf die Nerven gehen.
MK/PF mit dpa
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