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Todesangst im Taxi! Räuber geht mit Messer auf 64-Jährige los - „Ich dachte, das war‘s für mich“

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Von: Andreas Thieme

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Taxlerin Ursula G. (64) wurde überfallen - vor dem Landgericht sagte sie als Zeugin gegen den Täter aus
Taxlerin Ursula G. (64) wurde überfallen - vor dem Landgericht sagte sie als Zeugin gegen den Täter aus © SIGI JANTZ

Seit 27 Jahren fährt Ursula G. (64) Taxi in München - nie ist ihr etwas zugestoßen. Doch Mitte 2020 hielt ihr ein Fahrgast ein Messer an den Hals und raubte sie aus. Jetzt sagte die Taxlerin als Zeugin vor Gericht gegen den Verbrecher aus.

München - Ihre Stimme klingt mutig – trotz allem. „Ich bin froh, dass ich noch am Leben bin“, sagt Ursula G. (64). Denn sie hat den Horror aller Taxler erlebt: Am 6. August 2020 zückte ein Fahrgast ein Messer und raubte sie aus. „Ich hatte Todesangst“, schildert Ursula G. vor dem Landgericht. Dort wird Rudolf L. (21) der Prozess wegen schweren Raubes gemacht.

Er war um 14.30 Uhr am Authariplatz (Harlaching) in das Taxi von G. gestiegen. Als Fahrtziel nannte der junge Mann die Bruggspergerstraße, die nur 500 Meter entfernt liegt. Am Ziel angekommen verlangte Ursula G. den Fahrpreis: 8,10 Euro. Doch statt zu zahlen, packte der Fahrgast die Taxlerin von hinten und hielt ihr ein Messer an die Kehle.

München: Räuber hielt der Taxlerin ein Messer an den Hals

„Mach keinen Mucks“, sagte er laut Anklage – und verlangte ihren Geldbeutel. Am Ende türmte er mit 170 Euro. „Ich spürte die Klinge an meinem Hals und dachte: Das war’s jetzt vielleicht für mich“, sagt die Taxlerin. Gefühle, die man nie vergisst! Denn Ursula G. fährt seit 1997 Taxi – nie war ihr etwas zugestoßen. „Die Wiesn“, sagt sie, „klar, da pöbelt mal einer oder kotzt dir ins Taxi.“ Aber nachmittags im Wohngebiet überfallen zu werden, „hätte ich nie erwartet“.

600 Taxifahrer demonstrierten im März dagegen, von der Politik in der Pandemie vergessen zu werden
600 Taxifahrer demonstrierten im März dagegen, von der Politik in der Pandemie vergessen zu werden © Achim Frank Schmidt

Erst über seine DNA-Spuren konnte die Polizei den Bauarbeiter fassen – er sitzt seit Mai in U-Haft. Den Raub hat er gestanden. Sein Motiv: Geldnot. „Ich habe an dem Tag meinen Lohn erwartet, aber keinen bekommen“, sagte L. Deshalb habe er die Taxlerin angegriffen. Ursula G. war eine Woche krank, seither fährt sie wieder – die Tat hat sie dem Räuber nicht verziehen. „Eine Entschuldigung wollte ich von ihm nicht hören“, sagt sie. Am 8. Dezember fällt das Urteil gegen Rudolf L. Sein Plan: „Ich möchte Koch werden.“ Die Ausbildung muss er wohl im Gefängnis machen.

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