Trixi-Wahnsinn in München geht weiter: Erst 20 von 8000 Spiegel montiert - „Verfahren recht aufwendig“
München wird mehr als 8000 Trixi-Spiegel an über 1100 relevanten Kreuzungen aufhängen. LKW-Unfälle an den Knotenpunkten sollen so zurückgehen. Allerdings ist die Fragen: Wann?
- München stellt mehr als 8000 Trixi-Spiegel an über 1100 Kreuzungen auf.
- Vor allem LKW-Unfalle sollen so verhindert werden.
- Ein Pilotversuch beantwortete zuletzt offene Fragen zu der Thematik.
Update vom 18. März 2020, 18.02 Uhr: Am Mittwochmorgen ereignete sich in Obermenzing ein schrecklicher Radl-Unfall, bei dem ein Mann von einem LKW 30 Meter weit mitgeschleift wurde.
München: Trixi-Spiegel in der Stadt noch nicht überall aufgehängt - Bürokratie-Probleme
München - Montiert endlich die Trixi-Spiegel! Das hat die tz im Juni 2019 gefordert – angesichts der vielen schlimmen Abbiege-Unfälle in München, die immer wieder auch tödlich enden. Im Herbst dieses Jahres ist nun Bewegung in die Sache gekommen. Erst hatte die Stadt einen Versuch mit den Spiegeln gestartet, die Lastwagenfahrern Einblick in den sogenannten toten Winkel geben sollen.
Dann hatte ein Aufruf des Senders Radio Gong für 1000 zusätzliche Spiegel Erfolg. Darauf reagierte – wen wundert’s in Wahlkampfzeiten – auch die Politik. Letztlich soll die Stadt nun 8000 Trixi-Spiegel bekommen. Und zwar an allen Rechtsabbieger-Ampeln. Bei der Montage könnte, wie sich zeigt, ein Hilfstrupp aus dem Münchner Umland zum Einsatz kommen, erklärt Initiator Ulrich Willburger.
Er hat den Spiegel schon vor 25 Jahren erfunden und nach seiner Tochter Beatrix benannt. Sie war als Kind von einem Lastwagen angefahren worden und ist seitdem querschnittsgelähmt. Der Spiegel ist Willburger eine Herzensangelegenheit. Die Kosten pro Exemplar liegen, wie er erklärt, inklusive Montage bei rund 100 Euro. Der ehemalige Bürgermeister von Seehausen (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) und aktuelle Vorsitzende der Bürgerstiftung Mehrwert wird damit nicht reich.
München: Trixi-Spiegel in der Stadt noch nicht überall aufgehängt - Bürokratie-Probleme
„Es geht nicht ums Geld“, sagt er. Sondern um jeden Unfall, der sich vermeiden lässt. Natürlich gibt es auch mit dem Spiegel keine 100-prozentige Rundum-Absicherung. Willburger: „Er bietet dem Fahrer aber die Chance, dass er Einsicht nimmt.“ Nämlich ob sich jemand im toten Winkel neben ihm befindet oder nicht. Der große Vorteil dieser einfachen Lösung scheint jetzt auch immer mehr Entscheidern bewusst zu werden. 1000 Trixi-Spiegel hängen bereits in Deutschland, 3000 sind es in der Schweiz. Warum München ein Vierteljahrhundert mit dem Aufhängen gewartet hat, blieb bei einem Pressetermin im November offen.
Wie Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle damals auf tz-Anfrage erklärte, war man bei der Stadt bislang noch nicht vom Nutzen überzeugt. Und: Die Ergebnisse aus anderen Orten seien nicht eindeutig gewesen. „Stimmt nicht“, hatte Willburger erwidert.
Seitdem sind 20 Spiegel in der Stadt aufgehängt worden. 100 sollen es in der Pilotphase bis Anfang 2020 werden. „Das Verfahren ist recht aufwendig“, heißt es vom KVR, da erst die Standorte anhand von Unfalldaten und Lkw-Aufkommen bestimmt werden müssen. Die Spiegel werden von Mitarbeitern des KVR und des Bauhofs aufgehängt.
München und die Trixi-Spiegel: Hilfe beim Aufbau aus Bayern?
Bei den 1000 weiteren Exemplaren aus der Radio-Aktion braucht es zusätzliche Hilfe. „Das Baureferat wird deren Montage an eine externe Firma vergeben“, sagt Pressesprecherin Petra Weber. Viel Bürokratie und viel Zeit, die verloren geht, sagt Willburger. Er bietet an: „Wir können die Spiegel nach dem Liefern auch gleich selbst montieren.“ Mit wir meint er dabei tatkräftige Helfer aus Seehausen.
Egal, wer am Ende schraubt: Hauptsache, Münchens Unfallschwerpunkte werden schnell entschärft. Und Hauptsache, Stadt und Politik bleiben bei ihrem Vorhaben, dass am Ende 8000 Spiegel für die Sicherheit in München hängen. Jeder Unfall ist einer zu viel.
Neuerung für über 1100 Kreuzungen in München: Stadt geht gegen LKW-Unfälle vor
München - Informationen des Münchner Merkurs zufolge bereitet das Kreisverwaltungsreferat gerade unter Hochdruck eine Beschlussvorlage für die Ausschusssitzung am kommenden Dienstag vor. Die Kosten belaufen sich pro Spiegel auf 84 Euro, hinzu kommen Ausgaben für den Aufbau. München wäre damit flächendeckend mit Trixi-Spiegeln ausgestattet und würde auch deutschlandweit eine Vorreiterrolle einnehmen. Bislang gibt es in der Republik insgesamt 1000 Trixi-Spiegel, in Freiburg beispielsweise 160. Zum Vergleich: Flächendeckend sind in der Schweiz 3000 Spiegel installiert.

Die Spiegel sollen helfen, Abbiegeunfälle von Lkw zu verhindern. Lastwagenfahrer sollen mit ihrer Hilfe den tückischen toten Winkel einsehen können. In München hat es allein in den vergangenen Monaten mehrere schwere Unfälle gegeben. An der Corneliusbrücke starb im Mai ein Elfjähriger, weil ein Lastwagenfahrer beim Rechtsabbiegen den Buben auf seinem Radl übersehen hat. Auf der Marsstraße ist eine 31-Jährige im Juni schwer verletzt worden. Und im Mai 2018 verlor die neunjährige Loreeley bei einem ähnlichen Unfall ihr Leben. Die Polizei verzeichnete im Jahr 2018 insgesamt 395 Abbiegeunfälle.
SPD beantragt mehr Spiegel
München hat vor knapp zwei Wochen einen Pilotversuch initiiert, um zunächst 100 Trixi-Spiegel ein Jahr lang zu testen. Die SPD beantragte am Donnerstag, weitere 1000 Spiegel aufzustellen. Das Kreisverwaltungsreferat wird die Zahl deutlich erhöhen. SPD-Vize Christian Vorländer sagte: „Wir wollten mit dem Pilotversuch die offenen Fragen beantworten. Wir sind aber in der kurzen Zeit schon zu dem Punkt gekommen, dass die Spiegel geeignet sind, die Sicherheit zu verbessern. Die Zweifel haben sich in Luft aufgelöst.“
Code
Der Stadtrat wird wohl zustimmen, schließlich waren die Trixi-Spiegel von gleich mehreren Fraktionen gefordert worden. Vorländer: „Es gab zuletzt viele schreckliche Unfälle. Um unser Ziel zu erreichen, die Zahl der Verkehrstoten auf null zu reduzieren, müssen wir unsere Anstrengungen weiter intensivieren. Flächendeckende Trixi-Spiegel sind dafür der richtige Weg.“
Sascha Karowski
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