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Viel mehr Güterzüge: Neue Zahlen bestätigen Anwohner-Befürchtungen

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Von: Carmen Ick-Dietl

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Ein Güterzug steht am Rangierbahnhof. In Trudering und Daglfing sorgen sich die Anwohner darüber, dass die Zahl der Züge deutlich steigen wird.
Ein Güterzug steht am Rangierbahnhof. In Trudering und Daglfing sorgen sich die Anwohner darüber, dass die Zahl der Züge deutlich steigen wird. © Sven Hoppe/dpa

Laut neuer Zahlen wird der Zugverkehr zwischen München und Verona wird deutlich ansteigen. Anwohner aus Trudering und Daglfing hatten die Prognose der Bahn beanstandet.

München - Schlappe für die Deutsche Bahn: Neue Prognosen der EU zum künftigen Zugverkehr zwischen München und Verona nach Eröffnung des Brennerbasistunnels stimmen fast haargenau mit den Zahlen der Anwohner aus Trudering und Daglfing überein. Die Bahn hatte bislang immer andere Angaben gemacht. Statt der bisher geplanten 142 Güterzüge sollen im Jahr 2040 insgesamt 256 Züge über diese Strecke durch München rollen – also gut 80 Prozent mehr als bisher erwartet. Zudem hat der Konzern offenbar alte Karten eingereicht.

Schienenverkehr auf der Strecke wird in den kommenden Jahrzehnten gewaltig zunehmen

Jetzt ist es offiziell: Die Zahlen, mit denen die Deutsche Bahn (DB) bisher bei ihren Ausbauplänen für den Brennernordzulauf im Münchner Osten operiert hat, sind falsch. Eine grenzübergreifende Studie zum Zugverkehrsaufkommen im Brenner-Korridor München – Verona hat die Befürchtungen der Anlieger bestätigt. Der Schienenverkehr auf der Strecke wird in den kommenden Jahrzehnten gewaltig zunehmen. Im Güterverkehr sei mit „Steigerungen der Transportvolumina zwischen 53 Prozent und 95 Prozent“ zu rechnen. Für 2040 seien sogar Steigerungen „von bis zu 215 Prozent“ zu erkennen. Die Werte stammen von der „BrennerCorridorPlatform“ (BCP), einem Gremium des Europäischen Parlaments und Rats, in dem unter anderem auch Vertreter der Verkehrsministerien von Italien, Österreich und Deutschland sowie die dazugehörigen Eisenbahnverkehrsunternehmen sitzen.

Die Korridorstudien wurden angefertigt, weil „bei jedem Projekt – ob nördlich oder südlich des Brennerbasistunnels – ein anderes zu erwartendes Schienenverkehrsaufkommen entlang des Korridors“ kommuniziert worden sei. Nun habe man endlich „solide und eindeutig vertretbare Ergebnisse“.

Trudering: Bahn-Zahlen viel zu niedrig angesetzt, so die Kritik

Die Anwohnerinitiative zur „Truderinger/Daglfinger Kurve und Spange“ (TDKS) hatte die Zugprognosen der Bahn von Anfang an beanstandet. Die Zahlen seien viel zu niedrig angesetzt, so die Kritik. Die Anwohner untermauerten diesen Vorwurf mit Aussagen der Bahn zu den Verkehrsmengen beim Raumordnungsverfahren im Inntal und mit Zahlen aus einer Studie, die die Bahn selbst in Auftrag gegeben hatte. Die Gegenseite hingegen verwies gebetsmühlenartig auf den Bundesverkehrswegeplan für 2030, in dem signifikant niedrigere Zugzahlen stehen.

Doch die BCP gibt nun den Anwohnern recht. Allein für den Standort Trudering soll sich die Anzahl der Güterzüge im Jahr 2040 von bisher geplanten 142 auf 256 Züge erhöhen. Addiert man noch den künftigen Personenfernverkehr, den Nah- und Regionalverkehr, ergibt dies 428 Züge auf dem Abschnitt München – Rosenheim. „Mit der Studie wird bestätigt, dass unsere Berechnungen der Zugmengen bis auf vier Züge des Güterverkehrs folgerichtig waren“, so der Sprecher der Bürgerinitiative Peter Brück. „Jetzt muss wohl jedem klar sein, dass die Zugprognosen der DB Netz AG für den Bahnausbau im Münchner Osten nicht mehr stimmen“, erklärt der Truderinger Landtagsabgeordnete Markus Rinderspacher (SPD) verärgert.

Die Bürgerinitiative hat inzwischen einen weiteren Fehler der Bahn aufgedeckt

Er fordert daher die neue Führung im Bundesverkehrsministerium auf, die realistischen Zahlen der BCP „zur Grundlage neuer Planungen mit einem effektiveren Emissions-, Lärm- und Erschütterungsschutz zu machen“. Denn dafür sind immer die Prognosen relevant, die zu Beginn eines Verfahrens auf dem Tisch liegen. „Den Bundesverkehrswegeplan aktualisieren – sofort!“, fordert der Bezirksausschuss Trudering-Riem. Es dürften keine Planfeststellungsverfahren auf der Grundlage falscher Zahlen beantragt werden.

Die Bürgerinitiative hat inzwischen einen weiteren Fehler der Bahn aufgedeckt. Im Planungsvorverfahren wurden offenbar alte Stadtkarten aus der Zeit vor 2016 eingereicht. Denn darauf fehlen die Bauten im Hüllgraben, etwa das Amazon-Logistikzentrum und die Eisbach-Studios. Damit könnte den entscheidenden Gremien suggeriert werden, dass hier ausreichend Ausgleichsflächen vorhanden seien, befürchten die Anlieger. Eigenartigerweise sind auch die Wohnhäuser an der Thomas-Hauser-Straße, vor deren Haustür die Güterzüge künftig in nur wenigen Metern Entfernung vorbeifahren sollen, auf den Karten nicht zu sehen. CARMEN ICK-DIETL

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