Die Korridorstudien wurden angefertigt, weil „bei jedem Projekt – ob nördlich oder südlich des Brennerbasistunnels – ein anderes zu erwartendes Schienenverkehrsaufkommen entlang des Korridors“ kommuniziert worden sei. Nun habe man endlich „solide und eindeutig vertretbare Ergebnisse“.
Die Anwohnerinitiative zur „Truderinger/Daglfinger Kurve und Spange“ (TDKS) hatte die Zugprognosen der Bahn von Anfang an beanstandet. Die Zahlen seien viel zu niedrig angesetzt, so die Kritik. Die Anwohner untermauerten diesen Vorwurf mit Aussagen der Bahn zu den Verkehrsmengen beim Raumordnungsverfahren im Inntal und mit Zahlen aus einer Studie, die die Bahn selbst in Auftrag gegeben hatte. Die Gegenseite hingegen verwies gebetsmühlenartig auf den Bundesverkehrswegeplan für 2030, in dem signifikant niedrigere Zugzahlen stehen.
Doch die BCP gibt nun den Anwohnern recht. Allein für den Standort Trudering soll sich die Anzahl der Güterzüge im Jahr 2040 von bisher geplanten 142 auf 256 Züge erhöhen. Addiert man noch den künftigen Personenfernverkehr, den Nah- und Regionalverkehr, ergibt dies 428 Züge auf dem Abschnitt München – Rosenheim. „Mit der Studie wird bestätigt, dass unsere Berechnungen der Zugmengen bis auf vier Züge des Güterverkehrs folgerichtig waren“, so der Sprecher der Bürgerinitiative Peter Brück. „Jetzt muss wohl jedem klar sein, dass die Zugprognosen der DB Netz AG für den Bahnausbau im Münchner Osten nicht mehr stimmen“, erklärt der Truderinger Landtagsabgeordnete Markus Rinderspacher (SPD) verärgert.
Er fordert daher die neue Führung im Bundesverkehrsministerium auf, die realistischen Zahlen der BCP „zur Grundlage neuer Planungen mit einem effektiveren Emissions-, Lärm- und Erschütterungsschutz zu machen“. Denn dafür sind immer die Prognosen relevant, die zu Beginn eines Verfahrens auf dem Tisch liegen. „Den Bundesverkehrswegeplan aktualisieren – sofort!“, fordert der Bezirksausschuss Trudering-Riem. Es dürften keine Planfeststellungsverfahren auf der Grundlage falscher Zahlen beantragt werden.
Die Bürgerinitiative hat inzwischen einen weiteren Fehler der Bahn aufgedeckt. Im Planungsvorverfahren wurden offenbar alte Stadtkarten aus der Zeit vor 2016 eingereicht. Denn darauf fehlen die Bauten im Hüllgraben, etwa das Amazon-Logistikzentrum und die Eisbach-Studios. Damit könnte den entscheidenden Gremien suggeriert werden, dass hier ausreichend Ausgleichsflächen vorhanden seien, befürchten die Anlieger. Eigenartigerweise sind auch die Wohnhäuser an der Thomas-Hauser-Straße, vor deren Haustür die Güterzüge künftig in nur wenigen Metern Entfernung vorbeifahren sollen, auf den Karten nicht zu sehen. CARMEN ICK-DIETL
Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.