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Münchner Engel ohne Bleibe: Flüchtlingshelferin braucht neue Wohnung - und findet keine

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Die Flüchtlingshelferin Tamara Bykova engagiert sich ehrenamtlich am Münchner Hauptbahnhof beim Empfang der ankommenden Ukrainer. Jetzt drohen ihr und ihrer Tochter nun die Obdachlosigkeit.
Flüchtlingshelferin sucht Wohnung in München © Plesch, Phillip

Seit Wochen schuftet Tamara Bykova ehrenamtlich am Hauptbahnhof beim Empfang der ankommenden Ukrainer. Jetzt drohen ihr und ihrer Tochter die Obdachlosigkeit.

München - Ohne Rücksicht auf das eigene Wohl ist Tamara Bykova am Hauptbahnhof fast pausenlos im Einsatz. Sie empfängt dort als freiwillige Dolmetscherin die ukrainischen Flüchtlinge. Seit Wochen hilft sie anderen, jetzt braucht sie selbst Hilfe. Denn Tamara ist in einer misslichen Lage: Ihr droht die Obdachlosigkeit – ein Engel ohne Bleibe.

Ukraine-Krieg: Flüchtlingshelferin droht Obdachlosigkeit

Die 32-Jährige kam 2011 nach Deutschland und lebt seit 2017 mit ihrer Tochter (7) in München. Ursprünglich kommt sie aus Kasachstan und spricht daher Russisch. Das reicht, um sich mit den Ukrainern zu verständigen. „Ich bin gegen Krieg, und dagegen, dass Menschen getötet werden und Kinder fliehen müssen“, erklärt sie ihre Gründe, zu helfen. Die Bilder aus der Ukraine haben sie sehr betroffen gemacht. Also hilft Tamara, so oft sie kann.

München: Wegen Missverständnis droht Flüchtlingshelferin die Obdachlosigkeit

Die alleinerziehende Mutter studiert eigentlich Deutsch als Fremdsprache. Bis zum 31. März wollte sie ihr Studium beenden, doch dann traten mehrere Probleme auf: Aus ihrer Wohnung in einem Studentenwohnheim muss sie zum 31. März raus. Das war klar, die Umzugskartons sind schon gepackt.
Vor einem halben Jahr bewarb sie sich für sozial geförderte Wohnungen – und bekam eine Zusage für eine Vonovia-Wohnung am Kieferngarten. Im Februar war die Besichtigung, anschließend sollte ihr der Mietvertrag zugeschickt werden. Doch der kam nie an.

Flüchtlingshelferin über baldige Obdachlosigkeit: „Es ist alles schief gelaufen“

In einer Verkettung von Missverständnissen wurde die Wohnung anderweitig vergeben. Gleichzeitig konnte sich Tamara über das städtische Portal Sowon nicht um eine andere Bleibe bemühen, denn offiziell war ihr ja eine Wohnung zugeteilt worden. „Es ist alles schief gelaufen“, sagt sie verzweifelt. Das Wohnungsunternehmen Vonovia teilt auf Nachfrage mit: „Es ist schade, aber wir können ihr keine Wohnung anbieten, da sie keine Einkommensnachweise vorweisen konnte.“

Ukraine-Krieg: Münchner Flüchtlingshelferin hatte kaum Zeit für Wohnungssuche

In all dem Chaos begann der Krieg – und Tamara verbrachte ihre Zeit am Hauptbahnhof. Die Bemühungen, sich um eine neue Wohnung zu kümmern, blieben auf der Strecke – genauso wie ihr Studium. Bis Mitte März standen zwei Abgaben an. Die schaffte sie nicht. Die ungeklärte Wohnsituation und der Krieg belasteten sie derzeit sehr. „Also habe ich beschlossen, noch ein Semester dranzuhängen.“

Münchner Engel sucht dringend neue Wohnung

Da sie kein Bafög mehr bekommt, suchte sie einen Job. Und tatsächlich: Seit dieser Woche soll sie eigentlich als freiberufliche Dolmetscherin am Amt für Wohnen und Migration an der Werinherstraße arbeiten. Aber: „Das konnte ich nicht, weil ich mich um die Wohnung kümmern muss.“ Ein Teufelskreis: Denn ohne Wohnung kriegt sie keine Meldebescheinigung und damit auch keinen Job. Zudem kann ihre Tochter, um die sie sich große Sorgen macht, nicht zur Schule gehen. „Ich habe schon Schlimmes erwartet, aber ich dachte, dass alles geregelt wird“, sagt sie. Nun schwindet aber die Zeit und damit so langsam auch ihre Hoffnung.

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