Vor einem halben Jahr bewarb sie sich für sozial geförderte Wohnungen – und bekam eine Zusage für eine Vonovia-Wohnung am Kieferngarten. Im Februar war die Besichtigung, anschließend sollte ihr der Mietvertrag zugeschickt werden. Doch der kam nie an.
In einer Verkettung von Missverständnissen wurde die Wohnung anderweitig vergeben. Gleichzeitig konnte sich Tamara über das städtische Portal Sowon nicht um eine andere Bleibe bemühen, denn offiziell war ihr ja eine Wohnung zugeteilt worden. „Es ist alles schief gelaufen“, sagt sie verzweifelt. Das Wohnungsunternehmen Vonovia teilt auf Nachfrage mit: „Es ist schade, aber wir können ihr keine Wohnung anbieten, da sie keine Einkommensnachweise vorweisen konnte.“
In all dem Chaos begann der Krieg – und Tamara verbrachte ihre Zeit am Hauptbahnhof. Die Bemühungen, sich um eine neue Wohnung zu kümmern, blieben auf der Strecke – genauso wie ihr Studium. Bis Mitte März standen zwei Abgaben an. Die schaffte sie nicht. Die ungeklärte Wohnsituation und der Krieg belasteten sie derzeit sehr. „Also habe ich beschlossen, noch ein Semester dranzuhängen.“
Da sie kein Bafög mehr bekommt, suchte sie einen Job. Und tatsächlich: Seit dieser Woche soll sie eigentlich als freiberufliche Dolmetscherin am Amt für Wohnen und Migration an der Werinherstraße arbeiten. Aber: „Das konnte ich nicht, weil ich mich um die Wohnung kümmern muss.“ Ein Teufelskreis: Denn ohne Wohnung kriegt sie keine Meldebescheinigung und damit auch keinen Job. Zudem kann ihre Tochter, um die sie sich große Sorgen macht, nicht zur Schule gehen. „Ich habe schon Schlimmes erwartet, aber ich dachte, dass alles geregelt wird“, sagt sie. Nun schwindet aber die Zeit und damit so langsam auch ihre Hoffnung.