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Giftmischerin wollte Supermarkt-Kunden ermorden - jetzt ist ihr Urteil gesprochen worden

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Von: Andreas Thieme

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Prozess um Gift in Getränkeflaschen
Carola F. kommt vor Beginn der Verhandlung in den Gerichtssaal. © Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Sie füllte Lösungsmittel in Flaschen im Supermarkt ab - und wollte die Kunden vergiften. Wegen versuchten Mordes musste Carola F. (57) vor Gericht. Jetzt ist ihr Urteil gefallen.

München - Carola F. (57) hält eine weiße Papierakte vor ihr Gesicht, doch ihrem Urteil kann sie nicht entgehen. Das Landgericht München* schickt die Giftmischerin dauerhaft in die Psychiatrie. Mit der Unterbringung soll ihr auch die Möglichkeit genommen werden, andere Menschen zu gefährden, urteilte die Schwurgerichtskammer am Freitag in der Nymphenburger Straße.

Denn Carola F. war fast zur Mörderin geworden. Im Gasteig und in zwei Münchner Supermärkten hatte die psychisch kranke Frau Lösungsmittel in Getränke abgefüllt. Wer davon nur nippte, brach zusammen - etliche Münchner mussten im Klinikum behandelt werden. Und die Giftmischerin landete vor Gericht. „Stimmen haben mir die Taten befohlen“, sagte sie aus - an konkrete Geschehnisse konnte die Beschuldigte sich nicht mehr erinnern. Ihr bescheinigten Gutachter eine paranoide Schizophrenie.

Prozess in München: Keiner wusste von der Krankheit der Giftmischerin

Auch Anfang der 2000er Jahre war Carola F. bereits mehrfach in der Psychiatrie gewesen, doch ihr Zustand stabilisierte sich zwischenzeitlich wieder. Bis zum Jahr 2017: da starben nacheinander ihre Mutter und ihr Vater. Monate später wurde F. dann auch noch Brustkrebs diagnostiziert und sie verlor ihre berufliche Anstellung. Es waren Umstände, die ihre Seele wohl nicht verkraftet hatte. Denn seitdem schickte Carola F. in regelmäßigen Abständen wirre Briefe an Freunde. „Sie wunderten sich nur. Keiner wusste anscheinend von ihrer Krankheit“, resümierte Richterin Elisabeth Ehrl am Freitag.

Das Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße: Hier fand der Prozess in München statt
Im Münchner Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße fand der Prozess statt © Sven Hoppe

Im Saal A 101, dem größten den Strafjustizzentrums, sprach sie ihr Urteil rund eine Stunde lang. Dort war auch fünf Jahre lang der NSU-Prozess verhandelt worden. Ein Umstand, der die Tragweite dieses Strafprozesses deutlich macht. Als „nett, höflich und hilfsbereit“ hatten Freunde die Beschuldigte zwar beschrieben, referiert Ehrl, doch im krankhaften Wahn habe sie Aggressionen entwickelt.

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München: Supermarkt-Kunden waren in Lebensgefahr

So ist es auch zu erklären, dass Carola F. im Internet das Lösungsmittel bestellt hatte und später sogar Mengen von bis zu 65 Gramm-Butyrolacton (GBL) abgefüllt hatte - laut Gutachtern absolut tödlich, denn schon ab drei Gramm droht ein Erwachsener ins Koma zu fallen. Nur probiert hatten die Geschädigten zum Glück. Ein Kind im Gasteig meckerte: „Mama, das schmeckt komisch“ – und rettete sich so das Leben. *tz.de/muenchen ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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