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„Völlig indiskutabel“: Ärger nach doppelter Gangster-Flucht - Experte erklärt die Sicherheitslage in München

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Von: Andreas Thieme

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Gefängnis
Ein Stacheldrahtzaun umzäunt das Gelände einer Justizvollzugsanstalt. © Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild

Nach der zweiten Flucht eines Angeklagten aus einem bayerischen Gericht binnen weniger Wochen haben Innenminister Joachim Herrmann und Justizminister Georg Eisenreich (beide CSU) eine Überprüfung der Einsatzkonzepte angekündigt. Ein Experte erklärt, wie die Lage in München ist.

Wie sicher ist Münchens Strafgericht? Diese Frage stellt sich angesichts von zwei ungeheuerlichen Fällen aus Regensburg und Coburg: Dort waren binnen weniger Wochen zwei angeklagte Verbrecher entkommen - in Regensburg aus dem Amtsgericht und vorgestern in Coburg aus dem Landgericht (dieser wurde gestern wieder gefasst). Beide Männer waren über das Fenster im Gerichtssaal entkommen.

Herrmann schimpft über erneute Häftlings-Flucht – und kündigt Überprüfung an

„Das ist völlig indiskutabel, wenn einem Häftling die Flucht gelingt“, schimpfte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (66, CSU). Er verlangt jetzt eine umfassende Aufarbeitung. „Gemeinsam mit der Justiz werden wir den vorliegenden Fall zum Anlass nehmen, die Einsatzkonzeptionen zur Bewachung von Häftlingen auf den Prüfstand zu stellen“, kündigte Herrmann an.

Auch das Münchner Strafjustizzentrum muss jetzt dem Freistaat berichten. An der Nymphenburger Straße 16 sitzen das Amts-, Land- und das Oberlandesgericht. „Untersuchungshäftlinge werden im Strafjustizzentrum aus den Haftzellen in die Gerichtssäle vorgeführt. Die Haftzellen haben keine Fenster, aus denen geflüchtet werden könnte“, stellt OLG-Sprecher Laurent Lafleur klar. „Erfolgreiche Fluchtversuche sind aus den letzten Jahren nicht bekannt. Aktuell liegen mir hierzu Zahlen seit 2015 vor“, so Lafleur. 

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München: 140 Wachtmeister sichern das Strafjustizzentrum - Unterstützung durch die Polizei

„Wir verfügen über insgesamt rund 140 Wachtmeister, die für die Sicherheit im Gebäude sorgen, aber natürlich auch anderen Aufgaben nachkommen. Die Wachtmeister werden in Staatsschutz- und Schwurgerichtssachen durch Polizeikräfte insbesondere der örtlichen Polizeiinspektion 42 unterstützt. Bei konkreten Sicherheitslagen werden auch Spezialkräfte hinzugezogen.“

Auch Justizminister Georg Eisenreich (52, CSU) zürnt nach der doppelten Flucht: „Sicherheitslücken sind nicht akzeptabel“. Er habe sofort veranlasst, die Hintergründe lückenlos und unverzüglich aufzuklären. Zusätzlich muss jedes bayerische Gericht dem Ministerium, das in der Prielmayerstraße am Stachus sitzt, bis Ende der Woche zu den örtlichen Sicherheitskonzepten berichten.

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