Virtuelles Chorglück: Sie singen trotz Corona-Pandemie in den höchsten Tönen

Hunderte Münchner treffen sich monatlich beim offenen Chor „Go Sing Choir“, um gemeinsam Rock- und Popsongs zu schmettern. Wegen der Corona-Pandemie ist das nicht mehr möglich. Chorleiter Jens Junker hat das Projekt deshalb kurzerhand ins Internet verlegt.
- München: Der „Go Sing Choir“ musste sich wegen der Corona-Pandemie* neue Wege suchen, um gemeinsam zu musizieren.
- Die begeisterten Sänger fanden Mittel und Wege, um sich trotz Corona zu treffen
- Entstanden ist aus der Notsituation unter anderem ein originelles Youtube-Video
- Neben der Ausgangsbeschränkung* gilt in München seit dem 27. April eine von Ministerpräsident Söder verordnete Maskenpflicht.
„So lonely“ (dt.: So einsam) – könnte es ein passenderes Lied für den Start des „Stay Sing Choir“ geben als den Klassiker der britischen Band Police, in dem deren Sänger Sting beklagt, dass seit mindestens 1000 Jahren niemand mehr an seine Tür geklopft hätte? Wohl kaum, deshalb lag die Wahl des Titels nahe.
Münchner Chor-Treffen in Corona-Krise: Moderne Technik macht‘s möglich
Am Weltfrauentag, dem 8. März, hatten sich die begeisterten Sängerinnen und Sänger um die Chorleiter Jens Junker und Ian Chapman zum vorerst letzten Mal versammelt, um gemeinsam ihre Stimmen erklingen zu lassen. „Als klar wurde, dass so schnell keine Veranstaltungen mehr stattfinden können, haben wir viele Rückmeldungen von unseren Sängern bekommen, dass ihnen dieses Erlebnis fehlt“, sagt Junker. Schnell war ihm klar: „Wir wollen die Veranstaltung und die Energie aufrechterhalten.“

Das geht mittels moderner Technik. Die Sänger schließen sich dabei zu einer gigantischen Videokonferenz zusammen. „Eigentlich laufen die Aufnahmen so ab wie bei einem regulären Treffen des ,Go Sing Choir’“, erzählt Junker. Die Sänger wissen vorher, welches Lied gesungen wird, dann wird zwei Stunden lang gemeinsam geprobt. Der einzige Unterschied: Man hört dabei nur sich selbst, nicht jedoch die Mitsänger. Das wäre technisch schwierig, da es bei der Übertragung immer wieder zu Verzögerungen kommt. „Damit das Chorgefühl aufkommt und sich auch alle trauen, haben wir vorher Playbacks aufgenommen und dann eingespielt“, sagt Junker. Das sei vor allem für Sänger wichtig, die sich eher unsicher seien, wenn sie allein singen. Nach der Probe wird dann eine gemeinsame Version eingesungen, die die Sänger mit einem zweiten Gerät, in der Regel dem Handy, aufnehmen.
München: Corona-Pandemie zwingt Chor zum Musizieren im Internet
Die über 300 Einzelaufnahmen haben Junker und seine Techniker jetzt zu einem Video zusammengefügt, bei dem man sehen kann, wie viel Spaß die Sänger bei der Sache hatten. „Die Stimmung war großartig, viele Kinder waren dabei, das ging über alle Generationen hinweg“, freut sich Junker.
Der Zeitaufwand sei allerdings nicht zu unterschätzen. „Unser Cutter hat zehn Tage daran gearbeitet“, sagt Junker. Normalerweise kostet der Go Sing Choir acht Euro Eintritt – die Teilnahme beim Stay Sing Choir war auf Spendenbasis. „Selbst mit den Spenden ist der Aufwand fast nicht zu finanzieren“, sagt Junker, der derzeit auf der Suche nach Firmen ist, die mit ihm für dieses Projekt kooperieren wollen. So lange keine Chortreffen im angestammten Club „Strom“ möglich sind, will er im Netz weitermachen. Der nächste Termin steht bereits: Am Muttertag, 10. Mai, lädt Junker um 17 Uhr wieder zum gemeinsamen Singen.
Mehr Infos auf der Homepage des „Go Sing Choir“
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