Münchner Wiesn-Original wird 70 Jahre alt – „Mein Personalausweis lügt“

Manfred Schauer, besser bekannt als der Schichtl von der Wiesn, feiert seinen 70. Geburtstag. Nachdenklich stimmt ihn das nicht – und auch ans Aufhören denkt er noch lange nicht.
Eine Institution auf der Wiesn ist er. Zudem ein großer Sprücheklopfer und unbeirrbarer Kindskopf. Ja, der Schauer Manfred ist ein echtes Original. Am 15. März hat der Münchner – eigentlich besser bekannt als Manfred „Schichtl“ Schauer – einen besonderen Ehrentag. Er wird 70 Jahre alt.
Wehmütig wird der Schichtl von der Wiesn da nicht. Überhaupt glaubt er eigentlich, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. „Ich glaub, mein Personalausweis lügt“, sagt er unserer Zeitung. „Ich kann’s gar nicht glauben.“ Zu viel dürfe man aber auch auf das Alter nicht geben, betont er. „Diese Zahl begleitet mich jetzt eine Zeitlang, aber was soll’s. Keine Sentimentalitäten, keine Spur von komischem Gefühl.“
Seit über 35 Jahren führt der Münchner den Schichtl auf der Wiesn
1985 hat Manfred Schauer den Traditionsbetrieb Schichtl auf der Wiesn übernommen – das Theater mit Live-Hinrichtung auf der Bühne. „Und ein Jahr später, 1986, hat der Schichtl mich übernommen.“ Für Schauer kein Job, sondern ein Lebensgefühl. Ans Aufhören denkt der nun 70-Jährige deshalb auch noch lange nicht. „Der Schichtl vereinnahmt einen – und zwar mit Herz und Blut. Dass mich der Schichtl loslässt, ist unmöglich.“ Solange er noch glaubwürdig sei und die Energie habe, werde er weitermachen, sagt er. Allerdings weiß er auch: „Loslassen ist eine Kunst. Und ich hoffe, dass ich diesen Zeitpunkt dann auch gut erwische.“
Also wird er doch noch nachdenklich angesichts dieses Geburtstags? „Überhaupt nicht. Überhaupt ist mir Vordenken immer lieber als Nachdenken. Das nennt man Planen.“
Für Schauer hat sich auf der Wiesn viel verändert in den letzten Jahren
So heißt’s also auch mit 70 für den Münchner noch „Auf geht’s beim Schichtl“! Auch wenn sich viel verändert habe auf der Wiesn, sagt Schauer. Angefangen bei den Menschen, die es heute oft so furchtbar eilig hätten. „Und dann diese Spezies, die der Irrlichternden hinter ihren Handys. Ich weiß nicht, was die da alle ablesen, aber es muss furchtbar wichtig sein.“
Der Schichtl lässt sich davon nicht beirren, er pflegt die Tradition in seinem Kabinett und richtet seine Besucher munter weiter hin. Hinter und neben ihm: Sein Team. Denn das, was ihn maßgeblich mit vorantreibe, seien auch die tollen Leute vom Schichtl Kabinett, sagt er. Ohne die würde die Guillotine eh nicht funktionieren. „Zur Wiesn bestehe ich zu 100 Prozent aus Leidenschaft. Und der Rest ist Hingabe.“