„Es macht großen Spaß, daran zu arbeiten, seine Ideen von solidarischem Wohnen umzusetzen“, sagt Markus Sowa. „Es braucht einfach neue Wohnformen und flexiblere Ansätze, der Wohnungsmarkt ist nicht mehr zeitgemäß“, findet er. Mit der Genossenschaft mit dem Namen Kooperative Großstadt, in deren Vorstand er ist, wird er nun bald die Stadt etwas bunter machen.
Die Genossenschaft bekam den Zuschlag für das Grundstück an der Metzgerstraße 5b in Haidhausen und errichtet dort nun bis 2024 ein fünfgeschossiges Wohnhaus mit 490 Quadratmetern Wohnfläche – größer geht hier nicht, denn die Baulücke ist gerade mal 14 Meter breit. Pro Stockwerk wird es dann 75 Quadratmeter Wohnfläche geben. In die Wohnungen soll dann Solidarität Alltag sein: Hier sollen Behinderte zusammen mit Genossenschaftsmitgliedern und Geflüchteten leben.
„Unser Ziel ist es, dass jeder jedem hilft: Die Geflüchteten unterstützen die Behinderten und die helfen wiederum den Geflüchteten, beispielsweise bei Behördengängen“, erklärt Sowa. Zur Umsetzung des Grundstückskaufs und des Hausbaus hat sich die Genossenschaft Kooperative Großstadt mit zwei anderen Initiativen zusammengeschlossen: der Stiftung Federkiel und dem Verein Gemeinwohlwohnen.
Es ist das dritte Projekt der Genossenschaft Kooperative Großstadt: In der Messestadt hat sie bereits 24 Wohnungen gebaut, in Freimann ist nun bald Baubeginn für 42 Genossenschaftswohnungen. Die Genossenschaft hat 500 Mitglieder und nimmt auch Neumitglieder auf. Klar ist, dass nicht jedes Neumitglied gleich eine Wohnung bekommt, aber viele Menschen denken da auch eher langfristig, sagt Vorstandsmitglied Sowa: „Unter unseren Mitgliedern sucht etwa ein Drittel dringend eine Wohnung, ein weiteres Drittel sucht langfristig und dem Rest kommt es vor allem darauf an, unsere Idee vom Wohnen zum Wohl der Allgemeinheit zu unterstützen.“ Denn bis sich auf dem Wohnungsmarkt etwas bewegt, braucht es oft Zeit, aber das was geht, zeigen die neuen Projekte.
Es gibt zwei Modelle, bei denen die Bewohner mehr sind als Mieter – das Syndikatsmodell und das Genossenschaftsmodell.
Beim Syndikatsmodell, das aus der Hausbesetzerszene heraus entstanden ist, zählen Basisdemokratie und Gemeinschaft. Gegründet wurde das Mietshäuser-Syndikat vor 22 Jahren in der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. In den mehr als 130 Syndikatshäusern in Deutschland entscheiden alleine die Bewohner. Den Hauskauf oder den Hausbau finanzieren sie meist durch viele private Kreditgeber.
In München gibt es bislang nur ein Syndikatshaus, das Ligsalz 8 an der Ligsalzstraße – aber inzwischen eine Handvoll Mietersyndikate. Eine davon ist El Caracol, die will sich wohl auch für das Projekt an der Henschelstraße bewerben.
Wohnungsgenossenschaften gibt es gut 50 in München – darunter welche, die schon mehr als hundert Jahre alt sind und andere, die sich neu gegründet haben. Bei Genossenschaften können Mitglieder Wohnungen bekommen. Allerdings haben viele Münchner Genossenschaften einen Aufnahmestopp. Eine Chance haben Interessierte bei folgenden Genossenschaften, die sich für die Henschelstraße interessieren:
▶ Raumfair: Mitmachen können „kompromissbereite Menschen, die in einer Genossenschaft die Gestaltung ihrer Wohnung und ihres Wohnumfeldes selbst in die Hand nehmen wollen“, schreibt Raumfair. Informationen gibt es bei Thomas Winter mail@raumFAIR.de, telefonisch unter 0941 2805215-2.
▶ Stadtimpuls: Ziel dieser Genossenschaft ist es, „langfristig bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum in München zu kreieren und eine vielfältige, solidarische und inklusive Nachbarschaft zu ermöglichen“. Mehr Infos gibt es im Internet unter www.stadtimpuls-genossenschaft.de.
▶ Zinwo: Das Besondere dieser Genossenschaft ist, dass Mitglieder, die eine Genossenschaftswohnung bewohnen, ihre Miete durch Zeichnung weiterer Genossenschaftsanteile reduzieren können. Weitere Informationen unter www.zinwo.de. (Sas) *tz.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks
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