Tausende Fotos gesammelt: „König der Selfies“ plaudert über Promi-Anekdoten

Wolfgang Maier ist so etwas wie ein Pionier. Jahrzehnte bevor Smartphones aufkamen, verschrieb der Münchner sich ganz einer Sache: Selfies mit Promis.
München - Münchner Urgesteine wie Helmut Fischer, Wolfgang Fierek oder Regisseur Helmut Dietl – aber auch Größen Hollywoods wie Arnold Schwarzenegger, Jean-Paul Belmondo oder Diane Keaton: Mit allen hat sich Wolfgang Maier fotografiert. 150.000 Autogrammkarten und Fotos von Stars zusammen mit ihm selbst zählen zu seiner Sammlung, 600 Alben voller Bilder. Alles chronologisch geordnet. Am Mittwoch wird Maier 70 Jahre alt. Nicht sein einziges Jubiläum: Seit 50 Jahren ist er jetzt schon mit seiner Analogkamera hinter Stars her.
München: Wolfgang Maier wirkte in mehr als 900 Filmen als Komparse oder in kleinen Rollen mit
Geplant hatte er das alles nicht: „Es war mehr Glück im Unglück“, sagt er. Nach einem schweren Autounfall und mehreren Operationen konnte er seinen Beruf als Kfz-Mechaniker nicht mehr ausüben. Er wusste nicht, was er machen sollte. Bei einem Spaziergang durch München lief er zufällig an einem Krimi-Dreh vorbei. Ein Statist war ausgefallen. Weil Maier jemanden vom Set kannte, sprang er selbst kurzerhand ein. Danach spielte er in mehr als 900 Filmen als Komparse oder in kleinen Rollen mit: als Briefträger, Barkeeper oder Polizist. „Anfangs wollte ich nur ein Erinnerungsfoto von mir mit einem Film-Kommissar machen“, erinnert er sich. Niemand war sonst da, also schoss er das Bild selbst.

Aus diesem einen Foto wurden Tausende. Manchmal sitze er stundenlang an seinem Schreibtisch, ordne die Bilder, schwelge in Erinnerungen. „Für mich ist das ein Stück Zeitgeschichte, wie ein Lexikon“, sagt Maier. „Jedes dieser Fotos hat eine persönliche Geschichte.“ Etwa als er sich Regisseur Rainer Werner Fassbinder am Filmset von „Lili Marleen“ näherte. Der Meister, der zeitlebens als schwierig galt, stand mit Zigarette vor dem Filmstudio. Der perfekte Moment! „Das hat mich viel Überwindung gekostet, ihn anzusprechen – am Set war er sehr ungeduldig“, erinnert Maier sich. Doch das Selfie klappte. Sogar Klaus Kinski, der ewige Wüterich, ließ sich mit Maier ablichten. „Einen Tag zuvor hatte er noch einen Schuh nach jemandem geworfen.“
„Ich habe immer versucht, mich nicht aufzudrängen“
Freilich lief auch bei Maier nicht immer alles nach Plan: Walter Sedlmayr habe zu ihm gesagt: „Geh weg mit deinem Schmarrn.“ Und ein Bodyguard habe ihn einmal in den Bauch geboxt, als er nach einem Selfie fragen wollte.
Doch meistens war er erfolgreich: Prominente wie Helmut Fischer oder Gerhard Polt traf er über die Jahre immer wieder in München oder an Filmsets. „Sehr bodenständige Leute“, sagt Maier. Ein bisschen so wie er selbst: „Ich habe immer versucht, mich nicht aufzudrängen“, sagt er. Ein Regisseur habe dennoch mal zu ihm gesagt: „Du bist ja schon einer von uns.“
Als „König der Selfies“ erlangte er selbst so etwas wie kleine Berühmtheit. Zwei Bücher, eine Ausstellung im Münchner Filmmuseum und eine Doku über sein Leben gibt es. Das mache ihn stolz, sagt Maier. „Ich bin dadurch nicht reich geworden, aber reich an Erfahrungen.“