Reservierungen mit Zeitbeschränkung: Setzt sich Gastro-Trend in München dauerhaft durch?

Nach zwei Stunden heißt es: bitte aufstehen, nächster Gast. In immer mehr Lokalen in München sind Reservierungen zeitlich beschränkt. Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband entwarnt: Nur wenige Lokale bieten die Zeitfenster an.
München – Gemütlich mit Freunden, die man lange nicht gesehen hat, im Gespräch versinken? Noch ein Glas Wein bestellen? Eine halbe Stunde lang überlegen: Nehme ich lieber Tiramisu oder Panna cotta? All das könnte sich nicht nur in München zunehmend als schwierig erweisen. Wird der Restaurantbesuch in Zukunft häufiger getaktet – Gemütlichkeit Ade?
In manchen Münchner Restaurants wird die Zeit bereits beschränkt, in der man als Gast einen Tisch besetzt. Nach maximal zwei Stunden kommt eine Bedienung an den Tisch und bittet die Gäste freundlich, den Tisch für die nächsten Besucher freizumachen.
Paris, Berlin, New York: In anderen Städten gibt es die Zeitfenster schon länger
Ein neues Phänomen sind die Zeit-Slots keinesfalls: In Restaurants gehobener Preisklasse sind sie gängige Praxis. Auch in anderen europäischen Städten wie Paris oder New York sind die Gäste daran gewöhnt. In bayerischen Restaurants hingegen kam es lange Zeit selten vor, dass der Besuch zeitlich beschränkt wurde. Dass die Zeitreglementierung nun neben gehobeneren auch in mittelpreisigen Lokalen Eintritt gefunden hat, die mit ungezwungenem und lockerem Image werben, ist vor allem Corona zu verdanken.
Während der Pandemie waren die Plätze in den Lokalen beschränkt. Um das Infektionsgeschehen einzudämmen, durfte nur eine kleine Anzahl an Personen Platz nehmen – zum Leidwesen der Betreiber. Viele Restaurants führten deshalb Zeitreservierungen ein. Damit konnten Plätze an einem Abend mehrmals neu besetzt und die verringerte Platzzahl kompensiert werden. Die Gäste zeigten Verständnis mit den Gastronomen.
Hotel- und Gaststättenverband gibt Entwarnung: Zeitfenster eher ein „Randphänomen“
Die meisten Restaurants kehrten nach der Pandemie zurück zur Normalität. Diese Auffassung teilt der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga: Man bezweifle, dass „sich die Entwicklung von Zeitfenstern für den Aufenthalt in der Gastronomie langfristig durchsetzen wird“, erklärt Karolina Wojdyla, Sprecherin des Verbandes. Bei der Zeitreglementierung handle es sich in Bayern eher um ein „Randphänomen“.
Bayerns Gastgeber wollen in der Regel jedem ihrer Gäste einen Platz bieten und das bestenfalls auch ohne zeitliche Begrenzung. Die Gasthäuser sind in ihrem Ursprungsgedanken schließlich Orte der Erholung und Gemütlichkeit.
Lediglich Lokale mit hoher Kundenfrequenz sehen sich gezwungen, ihren Gästen diese Möglichkeit anzubieten, so Wojdyla. Nach den langen Schließzeiten der vergangenen Pandemiejahren seien bei vielen gastgewerblichen Betrieben die Rücklagen aufgebraucht. Hinzu kommen die steigenden Lebensmittel- und Energiekosten sowie der Arbeitskräftemangel. Es sei daher verständlich, wenn Betriebe versuchen, Plätze öfter zu besetzen, um genug Umsatz zu machen.
Mit ein paar Klicks reservieren: Die Zeitfenster haben auch für Gäste Vorteile
Für beide Seiten ist es praktisch, Online-Reservierungssysteme wie Quandoo, Sevenrooms oder Opentable zu verwenden: Die Gastronomen können über Buchungstools den Zustrom der Gäste steuern und nach Bedarf die Dauer der Zeitfenster regulieren.
Für die Gäste können die Zeitfenster von Vorteil sein. Denn wer kennt es nicht: Für eine spontane Verabredung mit Freunden noch schnell einen Platz im Lieblingsrestaurant reservieren? Weit gefehlt: Oft sind die Lokale bereits ausgebucht. Werden Tische an einem Abend öfter besetzt, findet sich eher ein freier Platz.
Wichtig sei es laut Dehoga, dass von den Wirten bereits bei der Reservierung transparent und freundlich auf die Zeitslots hingewiesen werde. Durch Dialog und gegenseitiges Verständnis ließe sich Unmut der Gäste vermeiden.
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