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Münchner Döner-Morde: Waffe lag bei Neonazis

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Die spektakulärste Mordserie Deutschlands scheint geklärt: Die Thüringer Neonazis Uwe B. † (34, links), Beate Z. (36) und Uwe M. † (38) haben möglicherweise alle neun Kleinhändler auf dem Gewissen. Die Waffe aus den Döner-Morden (zwei davon geschahen in München) wurde bei ihnen gefunden. Das Motiv: Ausländerhass – und kalte Mordlust.

München/Eisenach - Im Waffen­arsenal der toten Eisenacher Neonazis ist die Tatwaffe aus der bis dato ungeklärten Döner-Mord-Serie gefunden worden. Waren sie auch die Täter?

Mit dieser Pistole Ceska Typ 83 wurden in den Jahren 2000 bis 2006 acht türkische Händler und ein Grieche erschossen. Die Blutspur der unheimlichen Mörder zog sich quer durch die Republik: zwei Morde in München, drei in Nürnberg und jeweils einer in Rostock, Hamburg, Dortmund und Kassel. Mit extremem Aufwand versuchte die Sonderkommission Bosporus in Nürnberg jahrelang erfolglos, ein Bindeglied zwischen den Morden zu finden. Jetzt steht fest: Es gab gar kein Bindeglied. Die Händler wurden scheinbar wahllos nach dem Zufallsprinzip ermordet. Das Motiv: Ausländerhass und nackte Mordlust. Einmalig in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte.

Die Bundesanwaltschaft Karlsruhe bestätigte am Freitag, dass es Anhaltspunkte dafür gibt, „dass die Mordtaten einer rechtsextremistischen Gruppierung zuzurechnen sind“. Ein Anhaltspunkt dafür ist, dass bei den Tätern mehrere rechtsextreme DVDs gefunden wurden. Auch die Waffe, mit der im April 2007 die Heilbronner Polizistin Michele Kiesewetter erschossen worden war, wurde bei den Neonazis entdeckt.

Die mutmaßlichen Schlüsselfiguren Uwe B. (34) und Uwe M. (38) können nicht mehr befragt werden. Sie erschossen sich am 4. November nach einem Banküberfall in Eisenach, als die Polizei ihr Wohnmobil umstellte. Das Wohnmobil ging in Flammen auf. Die Männer starben. Ihre Komplizin und Mitbewohnerin Beate Z. schweigt eisern. Sie lebte mit den beiden Männern im Zwickauer Ortsteil Weißenborn im Haus Frühlingsstraße 26, das drei Stunden später gesprengt wurde und ausbrannte. Beate Z. hatte das Haus kurz vorher verlassen.

In den Trümmern wurden elf Waffen gefunden – darunter die Waffe aus dem Heilbronner Polizistenmord und eben jene Ceska 83. Beim Beschuss im ballistischen Labor des Bundeskriminalamtes hinterließ sie die identische Spur wie bei allen neun Döner-Morden. Es war volle Absicht, dass die Täter immer dieselbe Waffe verwendeten: eine zynische „Visitenkarte“, die die Soko Bosporus bislang als eine Art Warnung an Abtrünnige interpretiert hatte.

Das alles passt ins Bild, das die fanatischen Neonazis hinterließen. Jahrelang befand sich das hochkriminelle Trio auf der Flucht vor der Polizei, nachdem im Jahr 1997 Bombenattrappen mit Spuren von TNT auf dem Theaterplatz in Jena gefunden worden waren. Alle drei wurden damals bereits dem rechtsextremen Thüringer Heimatschutz zugeordnet. Als sie 1998 verhaftet werden sollten, waren sie untergetaucht. Im Zusammenhang mit diesem missglückten Polizeieinsatz tauchten immer wieder die Namen führender Neonazis auf. Das ist nach einem Bericht der Thüringer Landeszeitung auch Thema im Innenausschuss des Landtags.

Beate Z. und die beiden Männer sollen mehrere Jahre im Ausland gelebt haben – eventuell die Erklärung dafür, warum die Dönermord-Serie im Jahr 2006 plötzlich abriss. Die neun ermordeten Händler wurden nicht beraubt – ein weiterer Hinweis darauf, dass diese Serie allein fanatischer Mordlust entsprang. In Ostdeutschland dagegen bestritten die Männer ihren Lebensunterhalt offenbar mit Überfällen. Die Polizei prüft bereits zwölf Raubüberfälle, die vermutlich auf das Konto der Männer gehen.

Weil der Verdacht besteht, dass Uwe B. und Uwe M. rechtsextreme Serienkiller waren und Unterstützung von rechtsextremistischen Gruppierungen hatten, hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe den Fall übernommen. Ob und welche Rolle Beate Z. bei der Mordserie hatte, ist unklar. Es gibt jedoch bereits Anhaltspunkte dafür, dass die gelernte Gärtnerin am Mord der Polizistin in Heilbronn beteiligt war.

Dorita Plange

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