Münchner Frauenärztin: Schock-Bericht über Prostitution - „Gesundheitszustand katastrophal“

Eine Münchner Frauenärztin gibt einen schockierenden Einblick zum Leid von Prostituierten. Experten fordern eine Reform des Prostitutionsgesetzes.
„Deutsche Prostitutionsgesetze helfen Menschenhändlern und fördern organisierte Kriminalität.“ Zu diesem Schluss kommen drei renommierte Experten in einem neuen Buch, das jetzt in den Räumen des Deutschen Instituts für angewandte Kriminalitätsanalyse (DIAKA) in Schwabing vorgestellt worden ist. Bei der Präsentation gab die Münchnerin Frauenärztin Liane Bissinger schockierende Einblicke, wie sehr die Prostituierten unter brutalen Freiern leiden. Bissinger hatte bereits im Landtag auf die große Not der Frauen hingewiesen. Viele seien derart verzweifelt, dass sie an Selbstmord denken, bestätigte auch die psychologische Psychotherapeutin Michaela Huber.

Experten: Gesetze haben zu mehr Menschenhandel und organisierter Kriminalität geführt
Die Autoren des Buchs „Sexkauf - eine rechtliche und rechtsethische Untersuchung der Prostitution“, Prof. Dr. Elke Mack, Prof. Dr. Ulrich Rommelfanger und Dr. Jakob Drobnik, kritisieren, dass die Gesetze „gegen die Verfassung verstoßen und einer dringenden Totalrevision bedürfen“. Sie sprechen sich darum für das Nordische Modell aus, das die Frauen entkriminalisiert und den Sexkauf bestraft. Die Zielsetzung der beiden Gesetze, die Verbesserung der sozialen und rechtlichen Lebensverhältnisse von Menschen in der Prostitution, sei „eindeutig verfehlt“ worden. Die Gesetze hätten zu mehr Menschenhandel und Organisierter Kriminalität in Deutschland geführt. Statt die Opfer zu schützen, wurde die „Stellung der Bordellbetreiber, der Sexindustrie und der Freier“ gestärkt.
Münchner Frauenärztin Liane Bissinger: „Viele Frauen haben kahle Kopfhautstellen durch ausgerissene Haare“
Um Demütigungen und Schmerzen auszuhalten, flüchten viele Prostituierten in Alkohol, Drogen und Medikamente. Die Freien seien oft brutal - und der gesundheitliche Zustand der Prostituierten „in aller Regel katatrophal“, berichtete bei der Buchvorstellung der Gynäkologe Wolfgang Heide. Seine Kollegin Liane Bissinger beschreibt Krankheitsbilder: „Kahle Kopfhautstellen, durch ausgerissene Haare; chronische Magen-Darm-Entzündungen auch aus Ekel vor erzwungenem Spermaschlucken. Entzündete Kiefergelenke, durch zu lange Überdehnung des Gelenks beim Oralverkehr.“ Dazu alle vorstellbaren sexuell übertragbaren Krankheiten, wie Syphilis, Hepatitis und HIV.
Psychotherapeutin Michaela Huber: „Freiwillige Prostitution ist ein Mythos“
Die psychologische Psychotherapeutin Michaela Huber berichtet aus ihrer Praxis: „Suizidneigungen haben praktisch alle Frauen aus der Prostitution, die ich kennenlernen konnte.“ Prostitution sei ein grausames Geschäft: die Prostituierten würden entmenschlich auf extreme Weise: „Die Menschen, die die Frauen in die Prostitution zwingen, machen sie nackt, sperren sie ein, vergewaltigen sie immer wieder, urinieren auf sie…“ Die so genannte „freiwillige Prostitution“ ist für die Therapeutin „ein Mythos“.
Wie stark die Frauen seelisch leiden, erläuterte der frühere Augsburger Kriminalbeamte Helmut Sporer, der 30 Jahre lang gegen Prostitition und Menschenhandel kämpfte: „Die Frauen müssen das Intimiste opfern, sie müssen ihre Würde opfern.“