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„Sie taten mir leid“: Münchner Rentner verlor 58.000 Euro an Betrügerinnen

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Bernd A. (85) sagte als Zeuge am Landgericht in München aus
Bernd A. (85) sagte als Zeuge am Landgericht in München aus © Jantz

Mit einer Mitleidsmasche haben zwei Frauen rund 330.000 Euro abgezockt. Eines ihrer Opfer stammt aus München und schilderte vor Gericht, wie er überrumpelt wurde.

München - Sie sprachen ihn am Rotkreuzplatz an und erschlichen sein Vertrauen. Später zockten zwei Frauen insgesamt 58 000 Euro von Bernhard A. (85) ab. „Sie taten mir leid“, erklärte der Rentner gestern vor dem Landgericht. Zunächst 600 Euro hatte er am 21. September 2020 an Mirela J. (22) gegeben. Ihre Masche: Sie gaukelte Mietschulden vor - und dass ihrer Familie die Kündigung drohe.

München: Betrügerbande zockte 85-Jährigen mit Mitleidsmasche ab

„So etwas darf doch in München nicht sein, natürlich wollte ich da helfen“, sagt Bernhard A. Mitten auf der Straße war er in Kontakt mit der jungen Frau gekommen, die ihn offensichtlich um den Finger wickelte. Denn noch ein Jahr lang zahlte Bernhard A. weiter Geld an sie. Nach der angeblichen Notsituation folgte dann gleich die nächste: Für eine Hausrenovierung zu Hause in Serbien brauche sie dringend Geld, sagte Mirela J., später für eine angebliche Operation und die Nachsorge.

Sechs mal gab Bernhard A. ihr noch Geld - teilweise fünfstellige Beträge. „Wir vereinbarten ein Darlehen“, schildert er - die handschriftlichen Belege wurden gestern vor Gericht gezeigt. Demnach war vereinbart, dass Mirela J. das Geld zurückzahlt, wenn sie ein Grundstück in Serbien verkauft hat.

Prozess in München: Angeklagte entschuldigen sich bei ihrem Opfer

Vor Gericht entschuldigte sich die junge Frau nun: „Es tut mir sehr leid“, sagte sie mit kindlicher Stimme. „Ich akzeptiere“, antwortete Bernhard A. Laut Verteidiger Maximilian Pauls bestehen für ihn sogar Chancen, die 58 600 Euro wiederzubekommen. „Das ist gut, weil meine beiden Töchter heiraten“, lacht Bernhard A.

Der Münchener Rentner war jedoch nicht das einzige Opfer der Mitleidsmasche. Insgesamt 90 Betrugsfälle listet die Staatsanwaltschaft I, die Mirela J. mit ihrer Komplizin Vesna J. (35) vor Gericht brachte. Sie sollen gemeinsam 329 810 Euro Schaden angerichtet haben. Eine Münchner Mutter hatten sie laut Anklage vor der Kita in Giesing angesprochen und eine Notlage vorgetäuscht - Männer auch an Kirchen oder Friedhöfen.

Dass beide Frauen geschnappt wurden, ist auch Bernhard A. zu verdanken, wie er erzählt: „Das war wie im Krimi. Ich saß mit ihnen im Café, als Zivilfahnder der Polizei sie festnahmen.“ Es war das Ende einer fünfjährigen Betrugsserie! Mirela und Vesna J. droht jetzt jahrelange Haft.

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