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Stiftung Pfennigparade: Inklusion seit 70 Jahren

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Ein Mädchen im Rollstuhl in einer Schulklasse, an ihrer Seite eine Frau, die sie unterstützt
Die Pfennigparade unterstützt Schülerinnen und Schüler beim Lernen © Michael McKee

Die Stiftung Pfennigparade wird dieses Jahr 70 Jahre alt. Eine Geschichte voller Entwicklung, Inklusion und dem Kampf für eine offene Gesellschaft.

Unter dem Motto „Jeder Pfennig zählt“ haben einst engagierte Bürgerinnen und Bürger Geld für an Polio erkrankte Kinder gesammelt. Was nach dem zweiten Weltkrieg als Bürgerbewegung in München startete, ist heute eines der größten Sozialunternehmen von und für Menschen mit Behinderung: Die Pfennigparade. Und die feiert heuer ihren 70. Geburtstag!

Viele kennen den Namen, zu wenige wissen jedoch, was sich dahinter verbirgt: Rund 2500 Mitarbeiter mit und ohne Behinderung gestalten in 17 Tochterunternehmen der Pfennigparade aktiv das inklusive Leben.

Die Pfennigparade ist in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Freizeit tätig. Ihr Ziel dabei: Die gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderung.

Alles begann mit dem Kampf gegen Kinderlähmung

Zum Geburtstag ein Blick zurück: Auf 70 Jahre Inklusion, Entwicklung und Hilfe für Menschen, die allzu oft von der Gesellschaft vergessen werden. Am Anfang stand zunächst der Kampf gegen Kinderlähmung: 1950 gründet Professor Georg Hohmann eine Bürgerinitiative zugunsten Poliogelähmter, aus der 1952 schließlich der Verein Pfennigparade hervorgeht. Ihr erster Erfolg: 1962 führt Bayern als erstes Bundesland die aktive Impfung gegen Polio ein.

Prägendes Ereignis für die Stiftung ist die Contergan-Katastrophe in den 1970er-Jahren – denn immer mehr Menschen werden daraufhin von der Pfennigparade unterstützt. Mit Hilfe von Spendengeldern baut sie eine Grund- und Mittelschule mit Internat für körperbehinderte Schüler, später kommt eine Realschule hinzu.

In den 1970er Jahren eröffnet die Pfennigparade Intensivfördergruppen: In diesen Wohngruppen leben Menschen mit Behinderungen, die sonst üblicherweise nur in Krankenhäusern behandelt werden. Mit den Jahren wird die Pfennigparade größer und größer: Es folgen „Werkstätten für körperbehinderte Menschen“ (WfbM), Mietwohnungen, Kindergärten, weitere Schulen, verschiedene Freizeit- und Kulturprojekte. Wie das „Insel-Projekt“: eine inklusive Natur-, Sport- und Erlebnis-Landschaft am Oberföhringer Wehr.

Inklusion dank neuester Technik

Eines der neuesten Projekte der Stiftung im Bereich Bildung sind Telepräsenzroboter. Die helfen Kindern und Jugendlichen mit Langzeiterkrankung, wieder Anschluss an die Schule und ihr soziales Leben zu finden. Ein Roboter fungiert dabei als ihre Augen, Ohren und Stimme und vertritt sie überall dort, wo sie körperlich nicht anwesend sein können, weil sie im Krankenhaus oder zuhause sind – so funktioniert Inklusion dank neuester Technik.

Der 70. Geburtstag soll nun groß gefeiert werden: Nach dem Motto „Raus aus dem Alltag und rauf auf die Insel“ lädt die Stiftung am 25. Juni ab 12 Uhr zu einem Inklusionsfestival auf das „Insel“-Gelände in den Isarauen ein. Es gibt Sportangebote, Musik und Essen.

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