MVG streicht Gelder in Milliardenhöhe zusammen – Hiobsbotschaft für Verkehrswende in München
Die MVG plant drastische Sparmaßnahmen bis 2030. Statt der bisher geplanten 11,2 Milliarden Euro will sie 2,7 Milliarden Euro weniger investieren – und bringt damit wohl die Verkehrswende ins Stocken.
München – Für die Verkehrswende in München fehlt es an Geld: In einer bislang geheimen Liste schlägt die MVG dem Aufsichtsrat der Stadtwerke München vor, Investitionen von insgesamt 2,7 Milliarden Euro zu begraben oder auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Zuerst hatte die Süddeutsche Zeitung darüber berichtet. Das Ziel des Stadtrats, 30 Prozent des Münchner Verkehrs bis 2030 über den Öffentlichen Nahverkehr zu abzuwickeln, ließe sich somit nicht mehr realisieren. Weder im geplanten Zeitraum noch im gewollten Umfang.
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MVG plant Streichungen in Millardenhöhe – Verkehrswende in München droht zu scheitern
Stattdessen schlägt die MVG laut SZ-Bericht vor, bis 2035 anzupeilen, immerhin 28 Prozent des gesamten Verkehrs auf den ÖPNV zu verlagern. Also erst fünf Jahre später und mit zwei Prozent Anteil am Gesamtverkehr weniger, als vom Stadtrat ursprünglich gewollt. Was harmlos klingt, macht in der Realität jedoch einen gewaltigen Unterschied aus: 2017 habe der Anteil des ÖPNV in München bereits 24 Prozent betragen. Für das Ziel, ihn bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen, hätte die MVG ihr Angebot jedoch um 67 Prozent erweitern müssen. Das bedeutet: Die Zahl der U-Bahn-Züge von 100 auf 140 steigern, bei der Tram von 110 sogar auf 210 und die Anschaffung von 450 zusätzlichen Bussen. Ganz zu schweigen von neuen Betriebshöfen mit einem Flächenbedarf von insgesamt 42 Fußballplätzen und dem zusätzlichen Personal, die benötigt würden. Daraus wird nun höchstwahrscheinlich nichts.

An welchen Ecken also gespart werden soll, wenn die MVG statt der bisher geplanten Förderung von 11,2 Milliarden Euro nur noch knapp 8,5 Milliarden Euro erhält, hat laut SZ der MVG-Vorsitzende Ingo Wortmann erläutert. In seiner Liste an Vorschlägen tauchen insgesamt drei große Maßnahmen auf: Weniger neue U-Bahnen, Tramfahrzeuge und Busse, Sparen bei der Sanierung von U-Bahnhöfen und auch neu benötigte Betriebshöfe sollen erst einmal nicht gebaut werden.
Sparpläne der MVG – Münchner Politiker reagieren
Als Reaktion über die mutmaßlichen Pläne der MVG fordert die CSU-Fraktion eine Wende in der aktuellen Verkehrspolitik von SPD und Grünen im Stadtrat: Ein funktionierender ÖPNV sei maßgeblich für eine gelingende Verkehrswende, sagte CSU-Stadtrat und MVG-Aufsichtsratmitglied Sebastian Schall gegenüber der Abendzeitung. Er fordert: „Deswegen sollten wir die Priorität nicht auf Luxusradwege setzen, sondern eher mehr Geld in den ÖPNV stecken.“ Die Stadt stehe derzeit finanziell „nicht optimal“ da – umso wichtiger sei es, Themen zu priorisieren.
SPD und Grüne wollten sich hingegen nicht zu den Plänen in der MVG-Liste äußern. „Details dieser Pläne liegen unserer Fraktion bisher nicht vor“, antwortete unter anderem Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der SPD/Volt-Fraktion sowie ebenfalls Aufsichtsrat der MVG. Gleichzeitig sei aber offenkundig, dass im Nahverkehr eine „Finanzierungslücke“ vorherrsche – daher schlage die Geschäftsführung nun eine „Priorisierung der Investitionsmaßnahmen“ vor.
Wann die drastischen Sparpläne dem Stadtrat vorgelegt und von diesem besprochen werden, konnte ein Sprecher der MVG auf Anfrage unserer Redaktion nicht mitteilen.
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