FC Teutonia improvisiert sich in die Zukunft

Seit sechs Wochen sind die Fußballer des FC Teutonia heimatlos – vor Weihnachten brannte ihr Vereinsheim ab. Nun soll eigentlich wieder auf der Anlage Training stattfinden – doch das wird hart. Viele Fragen zur Zukunft des Schwabinger Vereins sind noch offen.
München - Volker Schay, der zweite Vorstand der Teutonen, wartet seit einer halben Stunde. Auf einen Landschaftsbauer. Es geht um einen Kostenvoranschlag. Das Unternehmen soll eine Fläche auf dem Trainingsgelände an der Schwere-Reiter-Straße einebnen, auf der dann Container aufgestellt werden können. Ein Provisorium mit Umkleidekabinen, Duschen und Toiletten. Denn das alles liegt in Schutt und Asche beim FC Teutonia.
Ein technischer Defekt war die Ursache. Während einer Weihnachtsfeier in der angrenzenden Vereinsgaststätte stand wie berichtet plötzlich der Kabinentrakt in Flammen. Innen ist alles kaputt, das Dach teils offen. Auch Bälle, Trikots und Trainingsgeräte sind verbrannt. Verletzt wurde niemand, aber der Schaden ist groß: rund 250 000 Euro.
Seit dieser Nacht ist die ehrenamtliche Vorstandschaft des Fußball-Clubs im Dauerstress: „Erst die ganzen Termine wegen der Versicherung, die vielen Fragen zum Wiederaufbau und nun auch noch der Trainingsstart“, zählt Schay auf und wirkt dabei doch relativ entspannt und zuversichtlich. „Es hilft ja nichts, da müssen wir halt durch.“
In der Tat sind rund eineinhalb Monate nach dem Brand viele Fragen für den Verein noch nicht beantwortet. Die entscheidende: Lohnt eine Wiederherstellung des bestehenden Gebäudes oder macht ein kompletter Neubau mehr Sinn? „Momentan planen wir eine Mischung aus beidem“, erklärt Schay. „Der bestehende Trakt soll saniert und angrenzend ein weiteres Kabinengebäude angebaut werden.“ Denn das stand eigentlich schon längst an: Durch Neubaugebiete in der Nähe ist der Verein in den vergangenen Jahren stark auf nunmehr rund 700 Mitglieder angewachsen. 30 Mannschaften haben die Teutonen in dieser Saison gemeldet, 23 davon Jugend-Teams. Kaum ein Verein in München hat mehr.
Die Herren- und Damen-Mannschaften sollen ab dieser Woche eigentlich wieder auf der Anlage trainieren: „Die müssen halt bereits umgezogen kommen und nach dem Training verschwitzt heimfahren“, sagt Schay. Dasselbe wird auch die Jugend-Mannschaften erwarten, die ab März wieder im Freien trainieren. Ihre Spiele, so viel ist schon jetzt klar, werden die Teutonen zunächst alle auswärts bestreiten. „Geht ja nicht anders, ohne Toiletten und so“, sagt Schay. „Das ist bereits mit dem Fußball-Verband so abgestimmt.“
Ab Ostern, so hofft der Verein, könnte dann das Container-Provisorium stehen. „Wenn alles glattläuft“, sagt Schay – und nicht so wie an diesem Nachmittag. Denn der Landschaftsbauer ist noch immer nicht da und geht nicht ans Telefon. Mit etwa 23 000 Euro wird die Container-Lösung inklusive Aufbau für ein Jahr zu Buche schlagen. Immerhin: 30 Prozent davon würde die Stadt übernehmen, sagt Schay. Aber: Sechs bis acht Wochen soll das Genehmigungsverfahren der Lokalbaukommission (LBK) dauern, damit die Container überhaupt aufgestellt werden dürfen. Vieles geht einfach nicht so flott, ohne dass die Teutonen es selbst beeinflussen könnten.
Das gilt auch für die Vereins-Gaststätte. In dieser Woche trifft sich der Vorstand mit Wirt Mathias Steiner. „Wir hoffen, dass er uns treu bleibt“, sagt Schay. Wann er den Gastraum wieder benutzen kann, steht allerdings noch in den Sternen. „Aber wir sind da ganz optimistisch“, bekräftigt Schay.
Positiv stimmt den Juristen auch die große Spenden- und Hilfsbereitschaft, die der Club nach dem Brand erfahren hat. 15.000 Euro haben die Teutonen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bekommen, weitere 5000 vom Bayerischen Verband. Zudem gut 10.000 Euro an privaten Spenden, teils auch von anderen Vereinen. „Manche haben sich gemeldet und schenken uns einen Satz Trikots, andere ein paar Bälle“, berichtet Schay. Und auch im Verein selbst gibt es eine große Hilfsbereitsschaft von Mitgliedern oder deren Eltern. „Die einen helfen beim Leerräumen, andere beim Ausarbeiten der Architekturpläne“, sagt Schay.
Dennoch steht und fällt alles mit dem Geld. Der Verein wird nicht um die Aufnahme eines Darlehens herumkommen, wenn der Vorstand etwas bauen lässt, was die Versicherungssumme übersteigt. Möglichst bald soll mit der Sanierung des alten Vereinsheimes begonnen werden. Heuer will man fertig werden.
Und der weitere Anbau? Darüber herrscht noch Ungewissheit. Eine sechsstellige Summe würde das kosten. Der Vorstand ist vorsichtig, was eine zu hohe Verschuldung des Clubs angeht. „Da müssen wir wohl noch Geduld haben“, sagt Schay. Wie an diesem Nachmittag. Der Landschaftsbauer ist einfach nicht gekommen.