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Rottweiler-Attacke in München: Jetzt sprechen die Halter des Kampfhunds

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Von: Johannes Heininger

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Pascha war regelmäßig im Zug dabei. Herrchen Sinan B. nahm den Rottweiler laut eigener Aussage stets mit Leine und Maulkorb mit.
Pascha war regelmäßig im Zug dabei. Herrchen Sinan B. nahm den Rottweiler laut eigener Aussage stets mit Leine und Maulkorb mit. © privat

Die Rottweiler-Attacke in München sorgt für Diskussionen. Nun sprechen die Besitzer: Pascha, so betonen sie, habe ein ganz normales Wesen gehabt.

München - Am vergangenen Samstag hat Rottweiler Pascha am Münchner Hauptbahnhof fünf Menschen gebissen und teilweise schwer verletzt. Weil sich der Hund nicht mehr beruhigen ließ und weitere Passanten in Gefahr waren, mussten ihn Polizisten erschießen. Nun sprechen Paschas Halter Sinan B. (32) und seine Freundin Jenny (26) erstmals öffentlich über den Fall.

Nun tauchte ein rund dreiminütiges Video auf. Zu sehen ist, wie Pascha von den Polizisten erschossen wird. Die Aufnahmen lösten eine kontroverse Diskussion im Netz aus. Die Polizei reagierte nun über Twitter recht emotional auf die Kritik

Sinan B. weint am Telefon. „Ich habe meinen Hund geliebt“, sagt er. „Alle haben unseren Pascha geliebt.“ Nachbarskinder hätten geweint, als sie vom Tod des Rottweilers hörten. Warum der eineinhalb Jahre alte Hund am vergangenen Samstag nach der Zugfahrt von Berlin nach München derartig ausrastete und Menschen attackierte, kann sich der 32-Jährige nicht erklären. „Pascha hat vorher nie Probleme gemacht“, meint Sinan B. „Er hatte ein sauberes Führungszeugnis, hat zuvor nie jemandem etwas getan.“

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Als der Hund des Pärchens am Samstag gegen 17 Uhr seinem ersten Opfer an der Bayerstraße hinterherhetzte, telefonierte Sinan B. gerade mit seiner Freundin Jenny. Die 26-Jährige hatte sich am Parkplatz an der Südseite mit einem Bekannten aus Pullach verabredet. Dort wollte sie ihrem Hund einen Napf Wasser geben, als das Unheil seinen Lauf nahm. „Ich hörte sie noch schreien: ‚Bleib stehen, Pascha, bleib stehen‘, aber da war es schon zu spät“, erzählt der Berliner. Dann brach die Verbindung ab.

Vier Schüsse streckten den Hund nieder

Pascha verbiss sich in zwei weitere Passanten. Auch herbeigeeilte Polizisten verletzte er. Als die Beamten freie Schussbahn hatten, musste das Tier sterben. Vier Schüsse streckten den Rottweiler nieder. „Sie hatten keine andere Wahl“, sagt Sinan B. Er versteht das Handeln der Polizei. „Kein Hundeleben ist ein Menschenleben wert“, betont er. „Wenn ich gesehen hätte, dass Pascha Menschen beinahe umbringt…“ Sinan B. stockt kurz, sagt dann: „Ich hätte ihn auch erschossen.“

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Dass seine Jenny den Rottweiler nach der ersten Beißattacke absichtlich auf weitere Passanten gehetzt hat, glaubt Sinan B. nicht. „Das würde sie nicht machen. Wa­rum auch?“ Laut dem 32-Jährigen hatte sich das Pärchen den Hund nicht als Kampfhund angeschafft. „Klar, Pascha war kein Schoßhund. Ich denke, er wollte uns nur beschützen. Vielleicht war die lange Zug-reise aber auch zu anstrengend für ihn.“

Sinan B. gibt zu: „Jenny wollte Pascha verkaufen. Sie hatte eine Hundeallergie.“

Münchner Tierärztin über Aggressionen bei Hunden

Die brutale Beißattacke vom vergangenen Wochenende darf man nicht an der Hunderasse festmachen, sagt Tierärztin Dr. Stefanie Sprauer. Die Attacke hätte auch von einem Dackel ausgehen können. Die Medizinerin ist Spezialistin auf dem Gebiet der Verhaltenstherapie und weiß, welche Faktoren zu einem solchen Verhalten führen können. „Man muss bedenken, dass ein Hund ein Lebewesen und kein Auto ist, das man einfach abstellen kann“, erklärt Sprauer.

Hektik, Lärm und Stress

So könnte der Rottweiler nach der Zugfahrt unter Stress gestanden haben. An dem Tag war es heiß. Dazu kommen Hektik und Lärm am Bahnhof. Laut Sprauer könnte der Hund auch versucht haben, sein Frauchen zu verteidigen. Auch Schmerzen durch ein Organleiden könnten solche Aggressionen auslösen.

Die Tierärztin rät allen Haltern zu einem Hundeführerschein. In zwölf Kursstunden lernen die Besitzer alles über die Kommunikation mit ihrem Tier, wie Hund und Halter sich respektvoll innerhalb der Gesellschaft verhalten und welche Rechte und Pflichten es gibt. Der Führerschein kostet 120 Euro. Mehr Infos: www.tierarztpraxis-waumiau.de. 

Johannes Heininger

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