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„Nirgendwo mehr Quälerei als in München“: Verein schildert grausame Vorfälle gegenüber Stadttauben

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Tauben Tierquälerei München
In wenigen Tagen ist der Deutsche Tierschutzbund auf gleich drei Fälle von Tauben-Quälerei in München aufmerksam geworden: Eine von ihnen wurde mit heißem Frittierfett übergossen, zwei von ihnen angeschossen. © Deutscher Tierschutzbund, Landesverein Bayern e.V.

Schüsse auf Tauben und mit heißem Fett übergossene Tiere: Immer wieder kommt es zu Fällen von Quälerei an Tauben in München. Der Deutsche Tierschutzverein fordert: „Schluss mit dem Hass!“.

München - Eine Taube wurde mit heißem Frittierfett übergossen – zwei andere gleich mehrfach angeschossen: Der bayerische Landesverband des Deutschen Tierschutzbunds ist schockiert über das Ausmaß an Gewalt gegenüber Tauben in München. „Nirgendwo in Bayern sind uns aktuell mehr gesetzeswidrige Fälle bekannt, bei denen Stadttauben im Fokus von Tierquälerei und Tötung stehen, als in München“, sagt Sprecher Robert Derbeck im Interview mit unserer Redaktion. Innerhalb einer einzigen Woche hat der Tierschutzbund Anfang November deshalb gleich drei Strafanzeigen bei der Polizei erstattet.

Tauben in München gequält: Verein stellt Strafanzeige

Dass die Taten aufgeklärt werden, hält Derbeck aber für äußerst unwahrscheinlich. „Unsere Anzeigen wurde in allen drei Fällen gegen Unbekannt erstattet. Ergeben sich zwischenzeitlich keine neuen Erkenntnisse, werden solchen Anzeigen erfahrungsgemäß eingestellt.“ Insgesamt elf Strafanzeigen hat der Verein bislang im Jahr 2023 gestellt, manchmal sogar eine Belohnung von 500 Euro für zielführende Hinweise ausgeschrieben. Jedoch immer erfolglos.

Strafanzeige Tierquälerei Taube München
Eine der Strafanzeigen des Tierschutzvereins: Wegen ihrer Schutzverletzungen musste die Taube eingeschläfert werden. © Deutscher Tierschutzbund, Landesverein Bayern e.V.

„Leider kam es in der Vergangenheit auch schon vor, dass die Polizei nicht bereit war, vom Melder überhaupt eine Anzeige entgegenzunehmen“, sagt Derbeck. Eben, weil es sich „nur um eine Taube handelte“. Dabei sei die Polizei eigentlich zur Aufnahme der Anzeige verpflichtet. Der Verein hat deshalb eine Fachaufsichtsbeschwerde eingereicht.

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„Ihre Federn wachsen wieder nach“: Doch nicht alle Tauben haben überlebt

Dass es überhaupt immer wieder zu solchen Fällen von Taubenquälerei kommt, hält der Derbeck für unbegreiflich. „Tauben können genau wie wir physisch und psychisch Schmerzen und Leid empfinden“, so der Tierschutzaktivist. „Wird ein verletztes oder krankes Tier entdeckt, sollte daher umgehend der örtliche Tierschutzverein hierüber informiert werden.“ Auch das lokale Veterinäramt sei in solchen Fällen zuständig. Erfahrungsgemäß würden viele Menschen jedoch viel zu häufig wegsehen.

Von den drei betroffenen Tauben haben derweil nur zwei der Tiere überlebt. Die Taube, die mit heißem Fett übergossen wurdem befindet sich glücklicherweise auf dem Weg der Heilung: „Ihre Federn wachsen zwischenzeitlich wieder nach“, so Derbeck. Die beiden angeschossenen Tauben hatten jedoch weniger Glück: Eine von ihnen kann weiterhin nicht sicher stehen, ihre Genesung ist bislang ungewiss. Das dritte Tier musste eingeschläfert werden: Ihm steckten Projektile im Brustbereich und im Muskelmagen, von denen letzteres nicht operativ entfernt werden konnte. „Erwähnenswert ist sicherlich auch, dass die nicht unerheblichen Tierarztkosten vom Verein Stadttauben München e. V. getragen werden“, so der Tierschützer.

Verein fordert Schutz von Stadttauben: „Schluss mit dem Hass!“

Um Quälerei und Gewalt gegenüber Stadttauben zu verhindern, hat der Deutsche Tierschutzbund das bundesweite Projekt „Respekt Taube“ ins Leben gerufen. Mit Infomaterialien und Leitfäden für Gemeinden informiert er über den artgerechten Umgang mit Tauben. „Schluss mit dem Hass!“, fordert er auf seiner Website. „Wir wollen mit unsinnigen Vorurteilen aufräumen und den Tieren zu einem besseren Leben verhelfen.“ Tauben seien liebenswerte und intelligente Tiere. „Auch wenn man sie nicht liebt, haben sie doch von jedem eines verdient: Respekt.“ Ansprechpartner beim Thema Taubenschutz seien immer die jeweiligen Landesverbände des Tierschutzbunds und die örtlichen Tierheime.

Derbeck fügt hinzu, dass Tauben ihr negatives Image als „Ratten der Lüfte“ nicht verdient hätten. Die Angst, Stadttauben würden mitunter Krankheiten verbreiten, sei unbegründet: „Die gesundheitliche Gefährdung durch Tauben ist nicht größer als die durch andere Zier- und Wildvögel oder Haustiere.“

Tierquälerei an Tauben kann mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren geahndet werden

Der Tierschützer betont: „Bei Tierquälerei an Tauben handelt es sich nicht um ein Kavaliersdelikt. Es sind Straftaten, die nach dem Tierschutzgesetz mit Geldstrafe oder sogar mit Freiheitsentzug bis zu drei Jahren geahndet werden können.“ Da Tauben zu den Wirbeltieren zählen, hätten sie per Gesetz die gleichen Rechte wie Pferde, Hunde oder Katzen.

Wer Tierquälerei an Tauben beobachtet, solle deshalb Zivilcourage zeigen und wie bei jeder anderen Straftat auch entsprechend handeln, appelliert Derbeck. Das heißt: Polizei alarmieren und gegebenenfalls andere Passanten um Hilfe bitten. Und den Täter von seinem Handeln abhalten – solange man sich dadurch nicht selbst in Gefahr bringt.

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