Bahnstreik in München beendet – GDL-Chef mahnt: „Mit Sicherheit nicht das letzte Mal“
Von Mittwoch bis Donnerstag wurde der Bahnverkehr bundesweit bestreikt. Laut S-Bahn München ist der Betrieb am Freitag wieder normal angelaufen.
Update, 17. November, 08.42 Uhr: Der Bahnstreik der GDL ist seit Donnerstag (16. November), 18 Uhr, offiziell beendet. Laut Angaben der S-Bahn München ist auch der Betrieb rund um die Landeshauptstadt am Freitagmorgen wieder normal angelaufen.
Update, 16. November, 17.01 Uhr: Der Warnstreik führt seit Mittwochabend zu Tausenden von Zugausfällen. Im Fernverkehr ist die DB weiterhin mit einem Notfahrplan unterwegs – mit nur 20 Prozent der eigentlich geplanten Verbindungen. Auch im bayerischen Regionalverkehr gibt es einen Notbetrieb – immerhin aber pendelt beispielsweise die Werdenfelsbahn zwischen München und Garmisch-Partenkirchen im Stundentakt, auf der Verbindung München-Nürnberg gibt es zumindest alle zwei Stunden einen Zug. „Mehrere hundert Kollegen“ seien im Ausstand, zeigte sich Bayerns GDL-Chef Uwe Böhm gegenüber unserer Redaktion zufrieden. Besonderes Augenmerk gilt den Stellwerken, wo aber die Mehrheit der Belegschaft bei der Konkurrenzgewerkschaft EVG ist. Deshalb könnten Stellwerke nur „punktuell“ lahm gelegt werden, etwa in Schwandorf oder Regensburg. Im Güterverkehr ist die Streikbeteiligung sehr hoch – hunderte Züge sind im Rückstau.
S-Bahn München hält Ein-Stunden-Takt ein – kein Streik bei Go-Ahead
Trotz des Streiks gab es auf den Straßen bislang keine größeren Staus. Das belegen Daten des Handynutzer-Auswerters TomTom, der bilanzierte: „Der Streik ist weitgehend folgenlos geblieben.“ Arbeitergeber und Arbeitnehmer haben offenbar kurzfristig auf Homeoffice umgeschaltet. Doch auch an den S-Bahnhöfen warteten am Morgen viele Fahrgäste – nicht jeder kann von Zuhause aus arbeiten. Die S-Bahn München konnte bislang ihren versprochenen Ein-Stunden-Takt einhalten.
Die GDL richtete ihren Streik vor allem auf die Deutsche Bahn aus. Bayerns GDL-Chef Böhm lobte fast demonstrativ das Verhalten von Go-Ahead (München-Augsburg und Allgäu), mit der die Verhandlungen „sehr konstruktiv“ vorankämen. Am 18. Dezember ist die nächste Verhandlungsrunde anberaumt, bis dahin werde es keinen Streik bei Go-Ahead geben. Allein der „Rote Riese“ – also die DB – verhalte sich „wie die Axt im Walde“, so Böhm.
Neue Streiks bei der Deutschen Bahn absehbar: „Mit Sicherheit nicht das letzte Mal“
Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, schließt weitere Warnstreiks bei der Deutschen Bahn nicht aus. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das nicht“, sagte er in Schwerin. Weselsky nahm dort an einer Kundgebung des Deutschen Beamtenbundes (dbb) teil, der für den öffentlichen Dienst der Länder ebenfalls in Tarifverhandlungen steckt. Für Bayern bestätigte das Böhm: „Das wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein, so wie sich die Deutsche Bahn anstellt.“ Im Raum steht eine Urabstimmung – stimmen die Mitglieder zu, könnte die GDL unbefristet streiken. Auch Arbeitsniederlegungen rund um Weihnachten schloss Weselsky nicht aus. Bislang habe die GDL nie an Weihnachten gestreikt, „aber ich lasse mich da nicht auf einen Tag festlegen“.
Angebot der DB Regio massiv eingeschränkt: Notfahrplan funktioniert aber
Update 16. November, 13.14 Uhr: Offenkundig haben sich viele Münchner im Vorfeld gut auf den angekündigten Streik eingestellt. Das legen auch Auskünfte der Münchner Volkshochschule (MVHS) nahe. „Wir haben keinen Überblick, wie viele Teilnehmende wegen des Streiks zu Hause geblieben sind. Unser Eindruck ist aber, dass die Kurse mindestens dreiviertel voll, wenn nicht normal besucht sind“, schreibt ein Sprecher auf Anfrage.
Kursabsagen habe es im Vorfeld keine gegeben – wohl auch, weil die größten Unterrichtsorte der MVHS am Gasteig und Max-Weber-Platz gut mit U-Bahn, Bus und Tram zu erreichen sind. Mitarbeiter, die nicht zwingend auf eine Vorort-Präsenz angewiesen sind, hätten die Möglichkeit zum Homeoffice genutzt.
Update 16. November, 12.25 Uhr: Auf ihrer Presseseite gibt die Deutsche Bahn einen Überblick zur aktuellen Lage. Demnach gebe es wie erwartet ein „überall eingeschränktes Zugangebot bei DB Regio“. Der Notfahrplan sei aber verlässlich angelaufen und viele Reisegäste haben ihre Fahrt verschieben können. Beim Fernverkehr fahren derzeit 20 Prozent der ICE- und Intercity-Züge. Die Auskunftssysteme (App und Website) werden laut DB laufend aktualisiert.
Bahn-Streik mit Folgen für München: Weitere Einschränkung am Donnerstag
Update 16. November, 11.35 Uhr: Die zusätzlichen Einschränkungen auf der Linie S1 (siehe unten) bestehen weiterhin; die Weichenstörung im Raum Wolfratshausen ist inzwischen behoben worden. Generell gilt weiterhin der Notfallplan für den Zeitraum des GDL-Streiks.
Update 16. November, 10.16 Uhr: Nun sorgen weitere Umstände für Beeinträchtigungen im S-Bahn-Verkehr. „Zwischen München-Leuchtenbergring und München-Moosach sind wegen der Beschädigung einer Brücke aktuell keine Zugfahrten möglich“, informiert die S-Bahn München. Das betrifft Züge der Linie S1. Kurzfristige Ausfälle seien möglich.
Auf der S7 kommt es im Bereich Wolfratshausen ebenfalls zu Beeinträchtigungen; Grund ist hier die Reparatur an einer Weiche.
Streik in vollem Gange: Notfallplan bei der S-Bahn München
Update 16. November, 9.24 Uhr: Aktuelle Vorort-Beobachtungen: Die S-Bahnen fahren offenbar stabil im angekündigten (siehe Update unten) Ein-Stunden-Takt. Das Foto zeigt eine S4, die gerade im Bahnhof Buchenau (Kreis Fürstenfeldbruck) Richtung München einfährt. Die S4 ab Buchenau zum Beispiel fährt ab um 9.48 Uhr, dann wieder um 10.48 Uhr.
Tatsächlich warteten am Bahngleis auch etwa 50 Leute – ganz offenkundig ist nicht jeder in der Lage, heute im Homeoffice zu bleiben.

Update 16. November, 6.55 Uhr: Es sei noch unklar, wie viele Bahnangestellte dem Aufruf der GDL gefolgt seien, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Es komme aber zu massiven Beeinträchtigungen im Nah- und Fernverkehr, sagte eine Sprecherin der Bahn.
Die Züge der Münchner S-Bahn verkehren aktuell nur äußerst eingeschränkt. In Bezug auf den verkündeten Notfallplan heißt es: „Bitte beachten Sie, dass es auf allen Linien kurzfristig noch zu zusätzlichen Änderungen, Ausfällen sowie Teilausfällen kommen kann.“
Die aktuelle Lage im Überblick:
- S-Bahn-Linien S1/S2/S3/S4/S6/S7: Verkehr im 60-Minuten-Takt
- S-Bahn-Linie S8: Verkehr zwischen Herrsching und Germering-Unterpfaffenhofen alle 60 Minuten, zwischen Germering-Unterpfaffenhofen und Pasing alle 20 bis 40 Minuten, zwischen Pasing und Flughafen besteht ein 20-Minuten-Takt
S-Bahn-Linie S20: Entfällt komplett
Update 16. November, 6.30 Uhr: Der Bahnstreik erreicht am heutigen Donnerstag seinen Höhepunkt. Bis zum Betriebsschluss in der Nacht auf Freitag, 17. November, müssen Fahrgäste mit massiven Einschränkungen rechnen. Sie werden gebeten, sich über ihre Verbindungen gesondert zu informieren und nach Möglichkeit auf die Bahn zu verzichten. Über alle Entwicklungen halten wir Sie hier am Laufen.
Update 15. November, 20.37 Uhr: Die Bahn hat am Abend den finalen Notfallplan für die Streikzeit mitgeteilt. „Wir erwarten massive Beeinträchtigungen des S-Bahn-Verkehrs ab heute Abend bis einschließlich Donnerstag, den 16. 11. 2023 Betriebsschluss“, heißt es auf der Website der S-Bahn München. Konkret bedeutet das, dass zahlreiche S-Bahnen nur verkürzt fahren, teilweise entfallen die Linien komplett.
Update 15. November, 15.05 Uhr: Bei der S-Bahn München werden die Fahrplankonzepte für die Streikphase aktuell noch finalisiert. Doch erste Informationen liegen unserer Redaktion bereits vor: Die S-Bahn strebt weitgehend einen Stundentakt auf den S-Bahn-Linien an, bzw. einen 20-Minuten-Takt auf der S8 zum Flughafen. Die Details und weitere Informationen sollen am frühen Abend folgen.
Gute Nachrichten: Viele Privatbahnen planen mit ganz normalem Fahrplan
Update 15. November, 12.41 Uhr: In Bayern fahren auf mehreren wichtigen Strecken nicht Züge der DB, sondern anderer Eisenbahnunternehmen. Dazu zählen unter anderem Go Ahead oder die Länderbahn mit ihren Alex-Zügen. Go Ahead fährt auf der Strecke Augsburg-München, die Alex-Züge verbinden München mit Regensburg und Prag.
Sollten nicht nur DB-Lokführer streiken, sondern auch Fahrdienstleiter und andere Mitarbeiter der DB Netz, würde der Streik auch diese Verbindungen treffen. Nicht betroffen ist nach Informationen unserer Redaktion die Bayerische Regiobahn (BRB), die mehrere Verbindungen von München aus unterhält.
„Weil sich auch Mitarbeiter von DB Netz dem Streik anschließen könnten, steht der Länderbahn womöglich die Eisenbahninfrastruktur der Deutschen Bahn nur eingeschränkt zur Verfügung“, teilte die Länderbahn mit. „Dadurch kann es auch zu Beeinträchtigungen beim Zugverkehr der Länderbahn kommen.“ Ein Sprecher von Go Ahead in Augsburg betonte: „Wir werden tun, was wir können.“
Bahnstreik mit Folgen für München: Wichtige Informationen für S-Bahn-Pendler
Ursprungsmeldung:
München – Der angekündigte Warnstreik bei der Bahn wird am Mittwoch (15. November) und Donnerstag bundesweit zu zahlreichen Zugausfällen im Regional- und im Fernverkehr führen. Für den Ausstand der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat die Deutsche Bahn einen Notfahrplan im Fernverkehr erstellt.
Das Angebot an Fahrten werde stark reduziert, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. „Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden“, hieß es.
Die GDL hat für Mittwochabend, 22.00 Uhr, bis Donnerstagabend, 18.00 Uhr, zu einem 20-stündigen Warnstreik aufgerufen. Damit verschärft Gewerkschaftschef Claus Weselsky schon nach der ersten Verhandlungsrunde die Gangart in dem Tarifkonflikt.
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler reagierte mit scharfer Kritik auf den Schritt der Gewerkschaft. Der Warnstreik sei „völlig unnötig“ und eine Zumutung für Bahnreisende. Im Regionalverkehr will die Deutsche Bahn eigenen Angaben zufolge ebenso versuchen, ein stark reduziertes Angebot auf die Schiene zu bringen. „In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark. In jedem Fall wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben“, teilte der Konzern mit.
Notfallplan ab Mittwochabend: Wie die Züge rund um München verkehren
Betroffen werden im angegeben Zeitraum also auch die Züge der Münchner S-Bahn sein, dort hieß es vorab: „Wir erwarten massive Beeinträchtigungen des S-Bahn-Verkehrs ab Mittwochabend bis einschließlich Betriebsschluss am Donnerstag.“ Fahrgästen wird geraten, sich unter s-bahn-muenchen.de regelmäßig über den aktuellen Status zu informieren.
Die GDL fordert bei den Tarifverhandlungen mit der Bahn unter anderem 555 Euro mehr pro Monat für die Beschäftigten sowie eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3000 Euro. Besonders wichtig ist Weselsky zudem eine Arbeitszeitreduzierung von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich.
Die Bahn hält eine Arbeitszeitreduzierung für nicht realisierbar und lehnt bisher jede Verhandlung darüber ab. DB-Personalvorstand Martin Seiler bot stattdessen in der ersten Verhandlungsrunde eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten an. Auch zur Zahlung der Inflationsausgleichsprämie zeigte er sich bereit. „Zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend“, war Weselskys Kommentar zum Arbeitgeberangebot. (lks/dpa)
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