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Obdachlose bekommen zweite „Teestube“ - jetzt wird nach Standort gesucht

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Die Teestube „komm“ an der Zenettistraße: Leiter Franz Herzog (Mitte) spricht mit einem Besucher. An vielen Wintertagen ist die Einrichtung inzwischen heillos überfüllt.
Die Teestube „komm“ an der Zenettistraße: Leiter Franz Herzog (Mitte) spricht mit einem Besucher. An vielen Wintertagen ist die Einrichtung inzwischen heillos überfüllt. © Marcus Schlaf

Die Teestube „Komm“ in der Zenettistraße, ein wichtiger Anlaufpunkt für obdachlose Menschen, ist immer öfter überlastet. Jetzt kommt eine zweite - nur wo?

Die Obdach- und Wohnungslosen in München erhalten einen zweiten Tagestreff – unter Federführung der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Dies soll am Donnerstag der Sozialausschuss vorberatend entscheiden. Nun wird ein Standort innerhalb des Mittleren Rings gesucht.

Rund 9000 Menschen sind derzeit in München als wohnungslos registriert. Etwa 550 davon – sehr konservativ geschätzt – leben auf der Straße, weil sie nicht in eine Unterkunft wollen oder keinen Anspruch darauf haben. Dass es immer mehr Wohnungslose gibt, spürt auch die Teestube „komm“ an der Zenettistraße, betrieben vom Evangelischen Hilfswerk: Seit Jahren steigt die Zahl derer, die sich dort aufwärmen, duschen, Wäsche waschen, Post abholen und Beratungsgespräche mit Sozialarbeitern führen.

Auch in diesem Winter kämen in der Öffnungszeit von 14 bis 20 Uhr täglich um die 200 Menschen, sagt Teestuben-Vizeleiter Christof Lochner: „Es ist sehr, sehr voll geworden.“ Viele bekommen keinen der 70 Sitzplätze ab und müssen lange auf die zwei Duschen und sechs Kochplatten warten. Die Enge führe dazu, „dass immer wieder Leute aneinandergeraten“.

Im Juli hatte der Stadtrat die zweite Teestube beschlossen. Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) beschrieb die Situation ähnlich: Die Einrichtung sei überlastet, Hilfesuchende müssten abgewiesen werden, es komme zu Sicherheitsproblemen. 930.000 Euro will die Stadt heuer in den zweiten Standort investieren, ab 2019 jährlich rund 690.000.

Lochner ist angesichts der kommenden Entlastung „definitiv erleichtert“. Es sei „wichtig, dass die Leute alle einen Ort haben, wo sie ihre Grundbedürfnisse befriedigen können und beraten werden“. Auch in der neuen Teestube werden hauptsächlich Sozialpädagogen eingesetzt.

Awo-Geschäftsführer Christoph Frey freut sich, sollte der Stadtrat dem Ausschreibungsergebnis zustimmen. Gemeinsam mit der Stadt suche man einen innerstädtischen Standort, „was nicht einfach wird“, aber heuer noch klappen soll. Die Abstimmung zwischen den Trägern der Teestuben werde wohl unproblematisch. Generell wolle sich die Awo stärker in der Wohnungslosenhilfe einbringen, „weil dies leider ein immer größeres Thema wird“. Auch in Flüchtlingsunterkünften ist sie erst seit Kurzem, aber erfolgreich engagiert. 

Christine Ulrich

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