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„Riesige Enttäuschung, schwerer Schlag“: Wiesn-Absage offiziell - Drei Gründe waren entscheidend

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Das Oktoberfest fällt auch 2021 dem Coronavirus zum Opfer. Das haben Bayerns Ministerpräsident Söder und Münchens OB Reiter verkündet. Mehr zu den Ursachen und Reaktionen.

Update vom 3. Mai, 20.23 Uhr: Keine Mass, kein Hendl, keine Blasmusik – Wiesn-Fans müssen auch heuer ganz stark sein. Denn das Oktoberfest wird – wie schon 2020* – nicht stattfinden. Die Absage fuße auf drei Säulen, zum einen sei die infektiologische Lage zu unsicher. Zum anderen gehe man auch wirtschaftliche Verpflichtungen ein, die bei einer kurzfristigen Absage einen wirtschaftlichen Schaden zur Folge haben könnten. Und zu guter Letzt stehe auch zu befürchten, beispielsweise die Marke Oktoberfest zu beschädigen. „Das ist die größte Visitenkarte mit Millionen von Gästen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder. OB Dieter Reiter ergänzte, die Entscheidung, dass das Oktoberfest bereits zum 26. Mal nicht stattfinden soll, habe jetzt getroffen werden müssen, weil die Beschicker allmählich Verträge schließen und Personal akquirieren müssten. Die Inzidenzen gäben momentan keinen Anlass davon auszugehen, dass die Wiesn sicher stattfinden könnte. „Ich bitte um Verständnis, das ist auch für mich keine leichte Entscheidung.“

Bei den Wirten gibt es Katerstimmung! „Es ist eine riesige Enttäuschung und ein schwerer Schlag“, sagt Wirte-Sprecher Peter Inselkammer, der das Armbrust-Schützenzelt betreibt. „Wir und unsere Mitarbeiter hatten uns sehr gefreut – aber natürlich geht die Gesundheit vor.“ Auch Wiesn-Urgestein Wiggerl Hagn hatte mit einer Absage gerechnet. „Dass die Wiesn ausfällt, gefällt mir nicht“, sagt er. „Aber es muss leider sein. Zur Wiesn kommen Touristen aus aller Welt, das geht nicht.“ Schunkeln mit Sicherheitsabstand, halbleere Zelte, Feiern nur mit Corona-Test – nicht vorstellbar. Sein Löwenbräu-Zelt führt inzwischen seine Tochter Stephanie Spendler, doch für Wiggerl Hagn steht nach wie vor fest: „Ein Leben ohne Wiesn kann ich mir auf Dauer nicht vorstellen.“ Die Wirtshaus-Wiesn sei ein Ersatz, „aber es fehlt trotzdem etwas“. Während die Wiesn also abgesagt sind, wird um die Canstatter Wasen in Stuttgart noch diskutiert. Das Land knüpft die Austragung an eine Bedingung, wie bw24.de berichtet*.

Aus für die Wiesn 2021: Schausteller-Verbund wehrt sich gegen pauschale Absagen

Update vom 3. Mai, 19.02 Uhr: Nach der coronabedingten Absage des Oktoberfests 2021 gibt es ersten Protest aus der Riege der Schausteller, die mahnen, nicht alle Volksfeste in Deutschland gleich einheitlich abzusagen, nur weil die Wiesn auch heuer nicht stattfinden kann. Zwar sei die Wiesn weltweit das Aushängeschild und Flaggschiff der deutschen Volksfeste, jedoch sei das Oktoberfest eben auch „ein Fest der Superlative“, wie der Deutsche Schaustellerbund (DSB) am Montag in einem Statement feststellte.

Das Münchner Oktoberfest wird bereits zum zweiten Mal in Folge abgesagt - wegen Corona (Aufnahme von Herbst 2017)
Das Münchner Oktoberfest wird bereits zum zweiten Mal in Folge abgesagt - wegen Corona (Aufnahme von Herbst 2017). © Sigi Jantz

Somit sei die Wiesn nicht gleich repräsentativ für die rund 9750 anderen deutschen Volksfeste und Kirmessen, die in diesem Jahr noch stattfinden sollten. Während auf der Wiesn täglich bis zu 400.000 Gäste aus aller Welt begrüßt würden, richteten sich die kleineren, familienorientierten deutschen Volksfeste an die Einheimischen und die Gäste aus dem nahen Umland, was nach Ansicht des DSB von den Veranstaltern berücksichtigt werden müsse. „Die Absage des Oktoberfestes darf kein Indikator dafür sein, um andere Volksfeste in Deutschland voreilig abzusagen“, sagte DSB-Präsident Albert Ritter.

Wegen Corona auch dieses Jahr kein Oktoberfest - Schausteller pochen auf kleine Volksfeste

Vielmehr sollte man stets bis zum spätestmöglichen Zeitpunkt warten, ehe man eine solche Entscheidung treffe. Jede Absage trifft die von Corona ohnehin schwer gebeutelte Schaustellerbranche hart. Allerdings hatten bereits mehrere große Volksfeste in Bayern auch für dieses Jahr ihre Absage bekannt gegeben, darunter das Gäubodenfest in Straubing sowie das Dachauer Volksfest, das sonst jährlich auf der dortigen Ludwig-Thoma-Wiese stattfindet. Der Cannstatter Wasen, der alljährlich zeitgleich mit dem Oktoberfest in Stuttgart stattfindet, wurde bislang jedoch noch nicht offiziell abgesagt.

Update vom 3. Mai, 17.49 Uhr: Der Wiesn-Chef und Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) wertet die Absage des Oktoberfestes als richtigen Schritt. „Die Entscheidung des Oberbürgermeisters und des Ministerpräsidenten ist völlig richtig - nicht nur aus Rücksicht auf die Gesundheit der Besucher, sondern auch aus Rücksicht auf den guten Ruf des Münchner Oktoberfestes als qualitätsvolles, sicheres Fest. Deshalb unterstütze ich sie ausdrücklich“, sagte Baumgärtner am Montag.

Er setze nun auf das Oktoberfest 2022 - und rechne dann mit großem Zulauf. „Ich bin ganz sicher, dass es sehr, sehr gut besucht sein wird, weil die Menschen hungrig und durstig sind nach der Wiesn“, sagte der Wiesn-Chef. Ministerpräsident Markus Söder wollte kein so klares „Go“ zu einem Oktoberfest 2022 geben. Darauf angesprochen erklärte er: „Dass die Wiesn stattfindet, ist wahrscheinlicher, als dass der Bierpreis sinkt.“ Da der Bierpreis auf der Wiesn bislang noch nie gesunken ist, kann man davon ausgehen, dass Söder aufgrund der aktuellen pandemischen Lage eher keine womöglich falschen Versprechungen abgeben wollte.

Update vom 3. Mai, 15.33 Uhr: Noch im vergangenen Jahr habe er fest an ein Oktoberfest geglaubt, gesteht Reiter. Im Laufe des Jahres 2021 sei sein Optimismus aber kontinuierlich gewichen. Kurz darauf ist die Pressekonferenz in München beendet.

Oktoberfest in Dubai? Söder reagiert mit kurioser Anekdote

Update vom 3. Mai, 15.29 Uhr: Nun wird Reiter zu den Dubai-Gerüchten rund um das Oktoberfest befragt. „Ich habe bei den Wirten keine Begeisterung für die Pläne erlebt“, sagt Münchens OB, der seine Skepsis nicht verhehlen möchte. „Bei den Außentemperaturen fände ich das auch schwer vorstellbar“. Bei 40 Grad könne man kein Wiesn-Feeling herstellen, legt Söder nach. Mit „Kopien“ habe er ohnehin seine Probleme. Er erzählt von einem „Oktoberfest“-Besuch in New York: „Da gab‘s dann Hähnchen mit Nudeln und Soße (...) Das Feeling war ehrlich gesagt begrenzt.“

Corona-Aus für Oktoberfest 2021: Reiter erklärt Entscheidung bei Live-Statement

Update vom 3. Mai, 15.19 Uhr: Nun folgt Reiters Einschätzung: „Es macht einfach Sinn, eine einheitliche Lösung zu finden. Die Tendenz in der heutigen Schalte war eindeutig. Wir als Kommunalpolitiker müssen das auf das gesundheitliche Interesse unserer Bevölkerung achten. In München wird auch dieses Jahr kein Oktoberfest stattfinden.“

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. „Für viele Millionen Fans ist es extrem schade. Schade ist es auch, weil es teilweise existenzielle Auswirkungen hat, für Leute, die dort arbeiten.“ Auch von den Beschickern sei die Rückmeldung gekommen, dass „ein bisserl Wiesn“ keinen Sinn mache. Ob eine Wirtshaus-Wiesn stattfinden kann, müsse man noch eruieren.

Die Wiesn ist abgesagt, aber die Stadt will den Schaustellern helfen. 
Die Wiesn ist abgesagt, aber die Stadt will den Schaustellern helfen.  © Oliver Bodmer

Update vom 3. Mai, 15.15 Uhr: Jetzt geht‘s los. Söder beginnt. Heute sei mit den Städten in Bayern, die die ganz großen Volksfeste veranstalten, beraten worden. „Wir haben uns auf eine gemeinsame Empfehlung geeinigt. Und zwar, diese Feste nicht stattfinden zu lassen. Die Lage ist zu unsicher. Marken könnten beschädigt werden, zudem ist das wirtschaftliche Risiko immens.“ Der dritte Grund: „Es könnte zu chaotischen Zuständen kommen. Abstandsregeln lassen sich in großen Bierzelten nicht einhalten“. Die endgültige Entscheidung liegt jedoch bei der Kommune.

Kreative, dezentrale Lösungen könne man jedoch durchaus anbieten; zum Beispiel den „Sommer in der Stadt“ in München. Man wolle den Schaustellern Angebote machen, aber „halbgare Feste werden nicht funktionieren“.

Update vom 3. Mai, 15.00 Uhr: In wenigen Minuten erklären Söder und Reiter in München den Fahrplan für die Volksfest-Saison 2021. Wir fangen die wichtigsten Statements in unserem Live-Ticker ab.

Update vom 3. Mai, 14.46 Uhr: „Ich trage die Entscheidung mit. Ein Oktoberfest unter Pandemie-Voraussetzungen wäre weder verantwortbar noch durchführbar“, zitiert Bild nun Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner. Die vorab kolportierte Absage der Wiesn 2021 (siehe unten) zeichnet sich immer klarer ab. Bei der Pressekonferenz ab 15.15 Uhr gibt‘s endlich belastbare Antworten.

Corona-Aus für Oktoberfest 2021? Söder will Lockerungen für Außengastronomie in Bayern

Ursprungsmeldung:

München - War‘s das schon für die Wiesn? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter haben für heute (15.15 Uhr) ein Live-Statement zu Volksfesten im Freistaat angekündigt. Offenbar soll im Zuge dessen bereits die offizielle Absage des Oktoberfests in München* verkündet werden. Es gehe um einen „Ausblick“ auf die Saison, teilte die Staatskanzlei zunächst nur mit.

Der Münchner Merkur* weiß allerdings: Reiter und Söder sind sich einig, dass ob des hohen Organisationsaufwands keine seriöse Entscheidung pro Wiesn denkbar ist. Zu Zeiten, da Intensivstationen am Limit sind, könne man nicht das größte Volksfest der Welt ansetzen - auch wenn sich viele Menschen nach Monaten des Verzichts sehr danach sehnen.

Oktoberfest vor erneuter Absage? Söder und Reiter geben bei Live-Statement Antworten

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass Söder der Gastrobranche im Freistaat eine Öffnungsperspektive bieten will*. Ab 10. Mai dürfen außengastronomische Betriebe mit Test und Termin öffnen, wenn die Inzidenz am betreffenden Ort die 100er-Marke unterschreitet. Auch für Hotels bietet sich mit Blick auf die Pfingstferien eine Perspektive. Zudem sollen Kinos und Theater von Lockerungsschritten profitieren.

Das Oktoberfest auf der Theresienwiese war bereits im Vorjahr der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Wir begleiten das Reiter-/Söder-Statement am Montagnachmittag im Live-Stream und -Ticker. (lks) *tz.de, Merkur.de und bw24.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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