1. tz
  2. München
  3. Stadt

Schausteller setzen ihre Hoffnung aufs Oktoberfest 2022: „Brauchen die Wiesn zum Überleben“

Kommentare

Egon Kaiser mit seinem Bayern Tower: Er will den Eintritt auf der Wiesn heuer nicht oder kaum erhöhen.
Egon Kaiser mit seinem Bayern Tower: Er will den Eintritt auf der Wiesn heuer nicht oder kaum erhöhen. © Marcus Schlaf

Die hohen Energie- und Rohstoffpreise treffen auch das Oktoberfest. Nachdem die Wirte bereits deutlich höhere Bierpreise nicht ausschließen wollten, schlagen die Schausteller Alarm.

München – Horrende Energiepreise, dazu ein Corona-Sicherheitskonzept, das viel Geld kosten würde: Einige Wirte haben deshalb große Zweifel, ob sich das Oktoberfest heuer überhaupt rechnet – und sie haben angekündigt, dass die Besucher mit horrenden Preissteigerungen (Mass bis zu 14,50 Euro) rechnen müssten. Droht also die erneute Absage? Die Schausteller jedenfalls sind sich einig, dass die Wiesn stattfinden und bezahlbar bleiben muss – denn für sie geht’s ums nackte Überleben.

(Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.)

Wiesn 2022: Schausteller können die Preise nicht extrem anheben, „sonst kommt gar keiner mehr“

„Die Gastronomen verdienen auch unterm Jahr mit ihren Gaststätten“, sagt Egon Kaiser, Sohn der Schaustellerfamilie, die mit vielen Betrieben auf dem Oktoberfest vertreten ist. „Wir haben nur die Volksfeste. Nach zwei Jahren fast ohne Veranstaltungen brauchen wir gerade die Wiesn zum Überleben.“ Fünf Millionen Euro habe sein Fahrgeschäft Bayern Tower gekostet, das 2019 zum ersten und bislang letzten Mal auf die Theresienwiese durfte. „Da hat man schlaflose Nächte.“ Der Eintritt habe acht Euro gekostet. „Wir werden kaum erhöhen – sonst kommt ja gar keiner mehr. Da müssen wir halt kleinere Brötchen backen.“

„Der Schichtl“ Manfred Schauer sieht die Stadt in der Pflicht.
„Der Schichtl“ Manfred Schauer sieht die Stadt in der Pflicht. © Marcus Schlaf

Ein Rundruf unter Wiesn-Schaustellern zeigt: Fast alle wollen die Preissteigerungen nicht eins zu eins auf die Besucher umlegen, um diese nicht zu verlieren. „Die Wiesn ist speziell. Es gibt auch Besucher, die sogar 20 Euro für die Mass Bier zahlen würden“, sagt Kurt Geier, der einen Autoscooter und die „Mandelküche“ betreibt. Bei Fahrgeschäften, die vor allem junge Besucher und Familien nutzten, sei das nicht der Fall. Sein Autoscooter hat 2019 3,50 Euro gekostet, heuer werde der Eintritt vielleicht bei 4,50 Euro liegen. „Mein Motto ist: Lieber eine schlechte Wiesn als gar keine.“ Ähnlich plant Claus Konrad vom Traditionsgeschäft Toboggan. „Ich werde die fünf Euro um maximal 50 Cent erhöhen – und hoffe, dass es sich trotzdem lohnt.“ Auch Otto Barth, der beim letzten Mal für seine Achterbahn Olympia Looping zehn Euro verlangt hat, peilt keine oder nur eine geringe Erhöhung an.

Wiesn 2022: Stadt könnte den Schaustellern entgegenkommen

„Sicherlich verbrauchen die Fahrgeschäfte viel Strom“, sagt Schaustellersprecher Peter Bausch, der den „Topspin“ (Eintritt 2019: fünf Euro) betreibt. Noch sei aber gar nicht klar, wie hoch die Standmiete von der Stadt München ausfallen werde und wie die Strompreise sich wirklich entwickelten. Auf Anfrage teilte die Stadt mit, dass der Stadtrat im Mai beschließe, wie hoch die Pacht für die Plätze auf dem Oktoberfest und der Oidn Wiesn in diesem Jahr wird.

Peter Bausch, der Betreiber des „Topspin“
Peter Bausch, der Betreiber des „Topspin“. © Oliver Bodmer

Dass das Fest heuer für die Gäste bezahlbar bleiben und sich trotzdem rechnen muss, findet auch Manfred Schauer, der „Schichtl“. Sein Vorschlag: „Vielleicht können die Brauereien und die Stadt den Wirten und Schaustellern diesmal beim Preis entgegenkommen. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen.“ Sein Kollege Werner Hochreiter von den kleinen Wiesn-Wirten rechnet mit rund fünf Prozent höheren Kosten für Essen und Getränke für die Besucher: „Trotzdem: Jede Wiesn lohnt sich! Allein schon, dass die Gäste wieder kommen können.“ Sein Sprecherkollege Otto Lindinger von „Bodos Cafézelt“ sagt, im August würden die Preise festgelegt. „Auch wenn es etwas teurer wird: Wenn sich das Fest halbwegs trägt, ist das für uns schon ein Erfolg.“

Die Stadtpolitiker bekennen sich derweil zu ihrer Wiesn: „Alles ist viel teurer geworden. Das darf aber kein Grund sein, das schönste Volksfest der Welt sozusagen vorauseilend zum dritten Mal abzusagen“, erklärt Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne). „Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Preiserhöhungen im Rahmen bleiben, beispielsweise beim Bierpreis.“ Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) wünscht sich, dass Wirte und Schausteller an einzelnen Tagen wieder Familien-Vergünstigungen anbieten: „Denn die stehen finanziell besonders unter Druck. Die Wiesn ist ein Volksfest, und das muss sie auch bleiben.“ Auch die Stadtratsfraktion CSU und die Freien Wähler bekennen sich klar zur Durchführung der Wiesn.

Auch interessant

Kommentare