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„Wiesn light“ nur für Münchner? Wirte finden Gefallen an Einheimischen-Idee

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Noch ist es lange hin bis September. Doch schon jetzt stellt sich die Frage, ob angesichts der Corona-Pandemie das Oktoberfest 2020 stattfinden kann. Wäre eine Wiesn nur für Einheimische eine Lösung?

Update vom 9. April, 13.34 Uhr: Die Idee einer „Wiesn light“ in der Corona-Krise - ein modifiziertes Oktoberfest nur für die Einheimische - stößt bei den Verantwortlichen der Stadt München nicht auf Resonanz. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ließ mitteilten, er sehe derzeit keine Grundlage für eine Entscheidung, und an Spekulationen werde er sich nicht beteiligen. Reiter hatte bereits angekündigt, dass eine Entscheidung über eine eventuelle Absage des Volksfestes voraussichtlich Ende Mai oder spätestens Anfang Juni fallen müsse - bevor konkrete Vorbereitungen anlaufen und der Aufbau beginnt.

Ähnlich äußerte sich der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU). „Eine Entscheidung ist notwendig, wenn unumkehrbare Dispositionen anstehen und damit die Beschicker und die Stadt in finanzielle Verpflichtungen kommen.“ Das sei aber noch nicht der Fall. Die Frage könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht verantwortlich beantwortet werden. „Es hängen so viele wirtschaftliche Schicksale am Oktoberfest, dass man eine Absage auf gar keinen Fall leichtfertig machen darf. Und auf der anderen Seite hängt die Gesundheit und möglicherweise das Leben von Menschen daran, ob die Wiesn sicher ist. Auch darüber ist nicht leichtfertig zu entscheiden.“

Wiesn nur für Münchner? Erste Wirte springen auf Zug auf - „Man muss aber überprüfen, ob ...“

Update vom 8. April, 9.29 Uhr: Dass das Oktoberfest in diesem Jahr stattfinden kann, hält der anerkannte Virologe Alexander Kekulé für ausgeschlossen. In der vergangenen Woche war die Option einer Wiesn nur für Münchner ins Spiel gebracht worden. Einige Wirte sind von der Idee durchaus angetan.

„Die Idee ist toll. Man muss aber überprüfen, ob die Kosten für Aufbau und Sicherheit bei 'nur' 25 Prozent der Besucher tragbar sind“, erklärt Michael Käfer gegenüber Bild. Kollege Ricky Steinberg vom Hofbräuzelt pflichtet bei: „Ich würde sofort ja sagen“. Man müsse aber unter anderem überlegen, „wie man die Kontrolle an den Eingängen friedlich hinbekommt“. Allerdings: Bei der Veranstalterin, der Stadt München, scheint die Bereitschaft für ein derartiges Projekt nicht besonders hoch zu sein.

Update vom 5. April 8.57 Uhr: Im Moment kann man sich kaum vorstellen, dass das Oktoberfest in diesem Jahr tatsächlich stattfinden kann. Zahlreiche andere Großveranstaltungen mussten wegen der Corona-Krise* bereits abgesagt werden. Zum größten Volksfest der Welt kommen jährlich rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt auf das 34 Hektar große Festgelände. An gut besuchten Tagen können es schon mal bis zu 250.000 Menschen sein. Mit Abstandhalten ist dann nicht viel. In den oft überfüllten Zelten kommt man sich - gewollt oder ungewollt - nahe. Die Erreger haben leichtes Spiel.

„Wiesngrippe“ füllte bereits vor Corona die Münchner Arztpraxen

Schon zu normalen Zeiten registrieren Arztpraxen in und um München ab dem mittleren Wiesn-Wochenende mehr Patienten mit Erkältungskrankheiten: die sogenannte Wiesngrippe. Nicht auszudenken, welche Folgen eine unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus hätte.

Viele Besucher aus Corona-Hotspots Italien und USA

Zwar stammt die Mehrzahl der Gäste aus München und Bayern. Die meisten ausländischen Gäste kamen aber zuletzt ausgerechnet aus den Ländern, die derzeit am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffen sind: US-Amerikaner und Italiener waren 2019 neben den Schweizern die größte Besuchergruppe, gefolgt von den Briten. 

Deshalb werden nun vermehrt Stimmen laut, die eine Wiesn nur für Einheimische fordern. Damit könnte man den Besucheransturm aus vielen verschiedenen Ländern und damit eine erneute mögliche Einschleppung vermeiden, so der Gedanke dahinter. Außerdem entgehe man so der Gefahr einer erneuten Verbreitung des Virus in der ganzen Welt durch Rückkehrer vom Oktoberfest, so die Argumentation. Ob das überhaupt umsetzbar wäre? Im Moment ist noch nicht einmal abzusehen, wann Deutschland und die anderen Ländern ihre Grenzen überhaupt wieder öffnen.

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Sprecher der Wiesnwirte: „Kann mir das nicht vorstellen“

„Ich kann mir das emotional noch nicht vorstellen“, sagt Peter Inselkammer, Sprecher der Wiesnwirte, über eine mögliche Absage. „Die Wiesn gehört zum ganz normalen Jahresrhythmus. Wir freuen uns alle darauf. Aber wir müssen abwarten, ob es möglich ist.“ Und auch der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) will die Hoffnung noch nicht aufgeben: „Natürlich wünsche ich mir als Veranstalter der Wiesn zusammen mit allen unseren Partnern sehr, dass es keine Absage geben muss“.

Aus für die Wiesn? Entscheidung zum spätestmöglichen Zeitpunkt

Die Entscheidung solle zum spätestmöglichen Zeitpunkt erfolgen, hieß es. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der das Fest eröffnen würde, sprach zuletzt von „spätestens Ende Mai, Anfang Juni“ - vor Beginn der Aufbauarbeiten auf der Theresienwiese.

Wiesn-Aus wegen Corona? Einschätzung über Oktoberfest nach den Osterferien

Festleiter Baumgärtner sagt: „Derzeit blicken wir gespannt auf das Ende der Osterferien und die dann mögliche Abschätzung, ob es gelungen sein wird, die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Für eine verbindliche Einschätzung ist es daher heute noch zu früh.“ Eine Entscheidung werde wesentlich davon abhängen, was medizinische Experten raten und welche gesundheitspolitischen und sicherheitsrechtlichen Vorgaben Bund und Freistaat erlassen. „Wir werden in enger Abstimmung mit dem Freistaat unter Berücksichtigung der aktuellen Situation eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen“, sagte kürzlich auch Reiter.

Wirtesprecher Inselkammer hofft noch, dass das Volksfest stattfinden kann - vielleicht auch als Schritt zurück ins Leben nach Überwindung der Krise. „Das wäre dann ein wichtiges Signal: Wir wollen wieder feiern, wir wollen wieder raus gehen und das Leben genießen.“ 

In der Corona-Krise sollen immer mehr Menschen getestet werden. Doch es häufen sich Berichte zum Chaos wegen der Corona-Tests - zumindest in München.

Oktoberfest 2020 in München wegen Corona vor dem Aus? Gerüchte gibt es bereits

Erstmeldung vom 25. März 2020: München - Die Wiesn wackelt. Wegen der Corona-Krise ist eine Absage oder ein Verbot des Oktoberfests im Moment die wahrscheinlichere Option, heißt es in Kreisen der Staatsregierung. Zwischen Ostern und Ende Mai müsse man eine Entscheidung fällen. Formal für die Wiesn zuständig ist die Stadt – angesichts der Veranstaltungsverbote vom Freistaat wäre ein Fest mit hunderttausenden Gästen aber auch rechtlich aktuell ausgeschlossen.

Das Coronavirus breitet sich auch in Bayern weiter aus. In München ist die Zahl der Infizierten deutlich gestiegen. Doch nicht wenige Münchner nutzen das schöne Wetter trotzdem für einen Ausflug in die Sonne.

Kann das Oktoberfest stattfinden? Entscheidung spätestens im Juni

Aus Rathauskreisen sickert ebenfalls hinter vorgehaltener Hand durch, dass die Wiesn auf der Kippe steht. Wirtesprecher Peter Inselkammer mag sich indes momentan keine Absage des Oktoberfests ausmalen. Er sagt: „Ich hab immer noch Hoffnung, dass sich die Lage bis zum Sommer wieder entspannt.“ Die Reservierungsanfragen seien zwar „ein bisserl zurückhaltender als sonst, doch die Vorbereitungen laufen“. Im Moment sei eine definitive Absage „noch kein Thema“. 

Millionen Menschen strömen jährlich auf die Wiesn – Abstandsregeln sind hier nur schwer einzuhalten
Millionen Menschen strömen jährlich auf die Wiesn – Abstandsregeln sind hier nur schwer einzuhalten. © Achim Frank Schmidt

Ähnlich äußerte sich der städtische Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) in der Vorwoche. OB Dieter Reiter sagte uns: „Eine endgültige Entscheidung, ob das Oktoberfest dieses Jahr stattfinden kann, muss spätestens Ende Mai, Anfang Juni getroffen werden, vor Beginn der Aufbauarbeiten. Wir werden in enger Abstimmung mit dem Freistaat unter Berücksichtigung der aktuellen Situation eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen.“

Für den Lauf des April wird ein Gespräch von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und dem dann gewählten Oberbürgermeister erwartet. Die Lage sei sehr knifflig, heißt es aus der Regierung. Sich früh auf eine Absage der Wiesn festzulegen, bringe wirtschaftlich Klarheit. Das sende den Menschen europaweit aber das Signal, drastische Einschränkungen des öffentlichen Lebens stünden noch bis Herbst an.

Wiesn 2020 trotz Corona? Dieser Grund spricht dagegen

Aktuell sind alle Ausgangsbeschränkungen bis 19. April befristet. Gegenwärtig sei eine Entscheidung noch nicht notwendig, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) unserer Zeitung. Wie Reiter sieht er einen Spielraum bis Mai, maximal Juni, wenn der Aufbau beginnt. „Schauen wir, wie wir nach Ostern dastehen“, so Herrmann. Großen Optimismus mag er nicht verbreiten: „Wir müssen sehen, dass die Wiesn mit Blick auf das Infektionsgeschehen ein besonderes Risiko darstellt. Aus der Welt wird das Virus bis September nicht sein.“

Sorge äußern Landespolitiker vor allem vor einem erneuten Aufflammen von Infektionen durch die Wiesn – europaweit, nicht zuletzt reisen jedes Jahr zehntausende Italiener an. Abstandsregeln wären auf dem größten Volksfest der Welt wohl kaum einzuhalten.

Angesichts Corona werden die Kapazitäten in medizinischen Einrichtungen knapp. Nun wurde festgelegt, mit welcher Priorität Patienten in Deutschland behandelt werden sollen.

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cd/kv/sb/va

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