Um die 3000 Jugendliche sollten mittanzen – wobei: „Eigentlich wurde eher marschiert als getanzt, es war für uns scho a bisserl fad.“ Auch die Musik – ein Stück von Carl Orff – sei nicht so ganz nach ihrem Geschmack gewesen. „Trotzdem haben wir eifrig trainiert, denn es war ehrenvoll, mitmachen zu dürfen.“
Alles andere als fad war dann der große Tag: Bei strahlendem Sonnenschein fuhren die Schüler in Bussen zum Stadion, gekleidet in ihre Kostüme: Die Mädchen mit gelbem Rock und T-Shirt, die Buben ganz in Blau. „Uns war schon ganz mulmig zumute bei der Vorstellung, wie viele Menschen praktisch weltweit zuschauen würden.“
Als sie ankamen, war bereits eine große Menge vor dem Stadion versammelt. „Dann marschierten wir ins Stadion und nahmen unsere Plätze ein.“ Nach den Ansprachen und dem Einmarsch der Nationen kündigte Kommentator Blacky Fuchsberger an: „Münchner Mädchen und Buben erbieten den Gruß der Jugend.“ Dann ging es los. Gisela Welzenbach erinnert sich ganz genau: „Die Aufregung legte sich, als wir anfingen, und es klappte alles ganz wunderbar.“
Nach dem Auftritt schauten sich die Münchner Mädchen und Buben noch die restliche Eröffnung an. „Ganz besonders feierlich wurde es, als der Fackelträger Günter Zahn, ein deutscher Langstreckenläufer, ins Stadion kam und in meiner Nähe die Treppe hinauf lief und das olympische Feuer entzündete.“ Ein historisches Ereignis und ein perfekter Auftakt. „Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Atmosphäre, die über der Stadt während der Anfangszeit der Spiele lag, geprägt war von Lebensfreude, Fröhlichkeit und der Leichtigkeit des Seins.“
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Eine wunderbare Zeit – „bis uns der dunkle Schatten des Terroranschlags* mit voller Wucht traf.“ Am 5. September drangen acht Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe Schwarzer September in das Quartier der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf ein. Es folgt eine Geiselnahme, am Ende verlieren fünf der acht Terroristen, ein Beamter und elf Israelis ihr Leben.
„Es waren unbeschreibliche Gefühle des Entsetzens, die uns überfielen“, erinnert sich Gisela Welzenbach. „Die Olympischen Spiele in München, die als die Heiteren Spiele in die Geschichte eingehen sollten, waren nun für immer mit diesem schrecklichen Terroranschlag verbunden.“
Trotz dieser schlimmen Erinnerungen freut sie sich aufs Jubiläumsjahr der Olympischen Spiele* in München und dass die Stadt das Ereignis würdigt. „Wenn man so nah dran war, berührt einen das schon ganz besonders.“ (leo) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA