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Pflege-Notstand in München: „Mein Vater wurde vier Tage nicht gewaschen“

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Pflegenotstand: Markus B. berichtet über die Erlebnisse seines Vaters.
Pflegenotstand: Markus B. berichtet über die Erlebnisse seines Vaters. © Privat

Der Pflegenotstand sorgt für Dramen in München: Der Sohn eines Patienten erzählt: Der Aufenthalt seines Vaters in einer Klinik war so schlimm, dass dieser „nur noch sterben“ wollte.

München - Der Pflegenotstand sorgt für Dramen in München. Das musste auch Markus B. (58) erfahren. Sein Vater Klaus-Dieter (78) kam zur Herz-OP ins Krankenhaus. „Doch der Aufenthalt war so schlimm, dass er nur noch sterben wollte“, sagt der Werbekaufmann und schildert den Fall:

„Nach massiven Herzproblemen musste meinem Vater ein Stent gesetzt werden. Diese waren speziell angefertigt worden.“ Doch nach der OP seien Arme und Beine des Vaters schwarz gewesen – blutunterlaufen. Die Familie war entsetzt: „Das Pflegepersonal hat ihn vier Tage lang in seinem Blut und Schmutz liegen gelassen, er wurde nicht gewaschen“, sagt Markus B. entrüstet. 

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Der Vater hat nur noch geweint

Auf Nachfrage habe es geheißen: „Wir wollen Ihren Vater schonen, er ist so schwach.“ Schließlich habe die Mutter mit ihren 49 Kilo den 1,85 Meter großen Vater gewaschen. „Dann sollte ihm Blut abgenommen werden – vom blutunterlaufenen Arm“, sagt der Sohn. „Als mein Vater die Schwester bat, den anderen Arm zu nehmen, hieß es barsch: Das halten Sie doch aus!“ Daraufhin habe der Vater nur noch geweint, wollte nichts mehr essen.

Hygienische Zustände entsetzen den Sohn

Auch die hygienischen Zustände entsetzten Markus B.: „Mein Vater musste mit Blutkonserven versorgt werden. Doch die, die neben dem Bett stand, war nicht korrekt verschlossen, das Blut lief über den Kanister auf den Boden. Erst als wir mehrmals das Personal baten, sich zu kümmern, kam jemand mit einem alten Lappen für den Boden. Desinfiziert wurde nichts.“

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Mittlerweile ist der Vater wieder zuhause und versucht, zu Kräften zu kommen. „Die physische, aber auch die psychische Belastung war enorm.“ Die Familie hat sich bei der Klinik beschwert. Markus B.: „Sie haben die Missstände bedauert. Aber wer weiß, ob sich jetzt was ändert…“

Der Fachkräftemangel hat die Lage in der Pflege enorm verschärft - fast alle bayerischen Landkreise sehen eine Notlage auf sich zukommen. 

M. Williams

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