Zur Erklärung: Hätte Reiter nicht mehr antreten können, hätte die Partei einen Kandidaten finden müssen. Am Ende hätten vermutlich SPD, CSU und Grüne Chancen gehabt, den Chefposten im Rathaus zu besetzen. Wenngleich der Grünen-Bürgermeisterin Katrin Habenschaden die besten eingeräumt werden, zumal ihre Partei bei den jüngsten Wahlen massive Zugewinne hat erzielen können.
Und für so manchen Rathaus-Insider weht der Wind auch genau aus dieser Richtung. Söder wolle verhindern, dass eine Grüne in München OB wird, heißt es. „Das ist der Hintergrund. Daher waren doch auch Mitglieder des Kabinetts beim OB im Büro, um genau das auszuhandeln.“ Ferner könne man aus CSU-Sicht eine Niederlage gegen den bekannten und durchaus populären Amtsinhaber Reiter besser verkaufen, als im offenen Rennen eine Niederlage gegen die Grüne Habenschaden. Und in CSU-Kreisen heißt es sogar, mit Reiter könne man sich besser arrangieren als mit den Grünen. SPD und CSU regierten in München gemeinsam von 2014 bis 2020.
CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl, der als OB-Kandidat 2026 antreten könnte, findet die Aufhebung der Altersgrenze richtig, will aber die Flinte nicht so rasch ins Korn werfen. „Wer in München OB werden will, muss in der Lage sein, jeden anderen Kandidaten zu schlagen.“
Die Altersgrenze endlich abzuschaffen, sei legitim, sagt Grünen-Fraktionschef Dominik Krause. „Die Motivation dahinter ist aber durchschaubar.“ Es gehe nur darum, eine Grüne als OB zu verhindern, selbst wenn dadurch die Chancen der eigenen Partei minimiert würden. „Es scheint so zu sein, als ob die CSU die Hoffnung aufgegeben hat, den OB in München zu stellen.“