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Polizist zerrt ihn grundlos vor Gericht

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Willi K. (76) wurde bei einer Polizeikontrolle verletzt – und dann vor Gericht gezerrt
Willi K. (76) wurde bei einer Polizeikontrolle verletzt – und dann vor Gericht gezerrt © E. Unfried

München - Der behinderte Rentner Willi K. (67) soll versucht haben, den durchtrainierten Polizisten Horst K. (34) zu schlagen. Der Prozess geriet zur Farce.

Die Anklage klang dramatisch: Versuchte Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte wurde dem 67-jährigen Rentner Willi K. zur Last gelegt. Der behinderte Rentner soll versucht haben, den durchtrainierten Polizisten Horst K. (34) zu schlagen. Der Prozess geriet zur Farce.

Am 26. August 2011war Willi E. mit seinem Elektro-Radl auf der Richard-Strauß-Straße unterwegs. Ein Kleintransporter versperrte den Geh- und teilweise den Radweg. Willi K. hielt an und maulte in Richtung Fahrer. „Ich dachte, das sei ein Bauarbeiter“, so der Angeklagte. Der Fahrer des Transporters war allerdings von einem Polizeibeamten zur Kontrolle angehalten worden.

Der Beamte ging auf den Radler zu, forderte dessen Ausweis. Warum? Auf die Frage von Richter Benedikt Breinl weicht der Beamte Horst K. aus: „Weiß ich nicht.“ Jedenfalls habe sich der Radfahrer geweigert, den Ausweis herzugeben, so der Polizist. Stimmt nicht, sagt der Angeklagte. Er habe bereits den Geldbeutel aus der Tasche gezogen: „Den hat mir der Polizist aus der Hand gerissen.“ Der Beamte behauptet, Willi K. habe seine Hand zum Schlag gegen ihn gehoben. Als Verteidiger Hartmut Wächtler nach Details fragt, fällt dem Polizisten nichts mehr ein: „Wenn ich das noch wüsste.“ Dass er Willi K. am Hals erheblich verletzte (Beweisfotos lagen auf dem Richtertisch), weiß der Polizist auch nicht mehr. Angesichts der vielen Ungereimtheiten stellte Richter Breinl das Strafverfahren ein – auf Kosten der Staatskasse.

E. Unfried

Was man nie zu Polizisten sagen sollte

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