Protest gegen Büro-Würfel in Giesing - Anwohner in Sorge

Am Candidplatz soll ein neues Gebäude entstehen. Doch der Plan trifft auf Widerstand. Anwohner fürchten um ihr Zuhause.
Dieses Haus ist ein echter Hingucker: Am Candidplatz soll ein 64 Meter hohes Büro- und Ärztegebäude entstehen. Die Architektur des Projektes am Mittleren Ring wirkt wie ein Stapel aus Würfeln. Doch einige Anwohner sind von den Plänen der Entwickler Ehret + Klein (Starnberg) gar nicht begeistert.
„Es war wie ein Sechser im Lotto, hier etwas Bezahlbares zu finden“, sagt Melanie Walker. Für die 84-Quadratmeter-Wohnung im roten Haus am Candidplatz 1, die die gebürtige Giesingerin zusammen mit Mann und Tochter bewohnt, geht dennoch ihr gesamtes Gehalt drauf. Sollten die Mieten durch die geplante „Aufwertung des Candidplatzes“ steigen, könnte sich das Paar die Wohnung nicht mehr leisten.
Anwohner fürchten um ihr Zuhause
Auch die anderen Mieter haben die Befürchtung, dass sie ihr Zuhause wegen des geplanten Projektes verlieren könnten. Nicht nur die Aussicht auf höhere Mieten stimmt die Mieter dem Projekt gegenüber skeptisch. Staus und viel Verkehr sorgen für Lärm und Luftverschmutzung. „Wir haben schon die Autobahn vor der Tür, jetzt soll auch noch ein Einkaufszentrum kommen. Dann fahren hier noch mehr Leute entlang.“

Entwickler Michael Ehret will keinen Lärm machen. Im Gegenteil. „Es wird auf keinen Fall lauter werden. Im schlimmsten Fall bleibt es so wie es ist, unser Ziel ist es aber, den Lärm am Candidplatz zu verringern.“ Auch die Parkplätze in der Tiefgarage sollen nicht großartig aufgestockt werden. Stattdessen möchte der Investor ein Mobilitätskonzept entwickeln. Der Rest des Projektes klingt erst einmal fast zu schön, um wahr zu sein. Das Candidtor soll bepflanzte Dächer und teilweise sogar begrünte Fassaden bekommen. Kleine Geschäfte und Gastronomen sollen zu ortsüblichen Mietpreisen in dem Gebäude Platz finden. „Mir ist es wichtiger, dass die Gastronomie gut funktioniert, als die maximale Miete zu verlangen“, so Ehret.
Im Frühling soll es einen Bürgerworkshop geben
Die Mieter vom Candidplatz 1 beeindruckt das wenig. „Da werden jetzt Sachen versprochen, die ganz toll klingen, und die negativen Auswirkungen werden ignoriert. Unser Viertel ist zu schön, um es kampflos Investoren zu überlassen.“

Ob sich die Anwohner umstimmen lassen, bleibt abzuwarten. Im Frühling will Ehret + Klein zusammen mit dem Bezirksausschuss (BA) einen Bürgerworkshop veranstalten, um sich mit den Sorgen und Wünschen der Menschen vor Ort zu befassen.
Diese Einbindung ist auch Sebastian Weisenburger (Grüne) sehr wichtig. „Die Bürgerinnen und Bürger müssen beteiligt werden. Es muss zu Giesing passen, damit steht und fällt das Projekt.“ Melanie Walker und den Mietern vom Candidplatz bleibt jetzt nur die Möglichkeit, abzuwarten und zu hoffen, dass das Projekt Candidtor für sie nicht zum „Giesing-Gate“ wird. Für weitere besorgte Mieter sind sie unter der Email-Adresse mieterinnenrat.cp1@posteo.net zu erreichen, über die sie Interessenten über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten.
VON ANN-KATHRIN KAPTEINAT