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„Polizist schlug das Ohr zur Hälfte ab“ – Schwere Vorwürfe der Aktivisten nach IAA-Protestaktionen

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Mehrere Aktionen gegen die IAA in München beschäftigten die Polizei am Samstag. Die Aktivisten erheben schwere Vorwürfe – zeigen sich aber auch zufrieden.

München – Es ist der letzte Tag für die IAA Mobility in München – und auch am Sonntag (10. September) drehen sich die Gespräche nicht nur um Autos und deren Zukunft, sondern auch um die vielen Protestaktionen der Klimaaktivisten. Während die Polizei am späten Samstagabend eine lange Einsatzliste veröffentlichte, reagierten die Aktivisten einerseits mit Wut über das Vorgehen der Einsatzkräfte, andererseits aber auch mit Zufriedenheit.

Doch der Reihe nach: Gegen 10 Uhr startete die erste Aktion des Tages, eine Sitzblockade im Bereich Innsbrucker Ring. Dort hatten sich nach Angaben der Polizei München sieben Menschen auf die Fahrbahn gesetzt, fünf von ihnen waren festgeklebt. Nach etwas mehr als einer halben Stunde beendete die Polizei die Aktion. Die Aktivisten wurden in Gewahrsam genommen, fünf Personen müssen dort bis Dienstag ausharren – zwei weitere wurden entlassen, weil sie sich laut Polizei „von weiteren Aktionen in den nächsten beiden Tagen distanziert“ hatten.

Während der gesamten IAA-Woche kommt es in München zu Protesten von Kilmaaktivisten, hier wird ein Demonstrant am 9. September abgeführt.
Während der gesamten IAA-Woche kommt es in München zu Protesten von Klimaaktivisten, hier wird ein Demonstrant am 9. September abgeführt. © Moritz Schlenk/Imago

IAA-Proteste in München: Zwei Menschen seilen sich von Eisenbahnbrücke ab

Kurz darauf ging es an der Donnersberger Brücke weiter. Etwa 80 Personen sollen dort versucht haben, Absperrungen zu überlaufen. Die Polizei griff laut eigenen Angaben zu Schlagstöcken und Pfefferspray. In der Folge setzte sich „eine Gruppe von etwa 15 Personen unter der Donnersberger Brücke auf die Fahrbahn und blockierte den Verkehr“, so die Polizei. Weitere 30 Klimaaktivisten hätten vor einem Autohaus an der Ecke Arnulfstraße/Donnersbergerbrücke protestiert. Die Polizei ermittelt nun gegen 22 Personen „wegen Landfriedensbruches und teilweise wegen tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte“. Angeblich soll auch ein Fahrzeug des Autohauses beschädigt worden sein.

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Gegen 12.25 Uhr kam es laut der Polizei im Bereich der Bavariastraße zu mehreren nicht angezeigten Versammlungen und Aktionen. „Dabei seilten sich zwei Personen von einer dortigen Eisenbahnbrücke ab. Eine weitere Person blockierte die Straße mit einem Holzgestell. Weitere Personen drangen auf das Dach eines nahegelegenen Hauses vor, an dem ebenfalls ein Banner aufgehängt wurde. Personengruppen setzten sich an verschiedenen Orten im Umfeld auf die Fahrbahn“, berichtet die Polizei München. Gegen die beteiligten Personen wird nun teilweise wegen Verstößen nach dem Bayerischen Versammlungsgesetz und Hausfriedensbruchs ermittelt

Frauen klettern Gerüst hoch – Schwere Vorwürfe von Aktivisten

Zum Abschluss der Protestaktionen am Samstag seien zwei Frauen am Stand eines Automobilherstellers in den Residenzhöfen hochgeklettert. „Die beiden Frauen wurden im Rahmen einer technisch aufwendigen und personalintensiven Aktion gegen 17:20 Uhr von Einsatzkräften der Feuerwehr und Polizei von dem Gerüst heruntergebracht“, schreibt die Polizei München. Eine Drehleiter und Sprungkissen seien zum Einsatz gekommen. Gegen die beiden Frauen wird wegen Hausfriedensbruches und eines Verstoßes gegen das Bayerische Versammlungsgesetz ermittelt, da die Aktion als nicht angezeigte Versammlung bewertet wurde.

Schwere Vorwürfe nach den Einsätzen erheben derweil die Aktivisten. „Ein Polizist schlug mit einem Schlagstock einem Demonstrierenden der antikapitalistischen Gruppe Smash IAA das Ohr zur Hälfte ab“, teilte die Gruppe „Sand im Getriebe“ in einem Statement mit. Die Rote Hilfe und Demo-Sanitäter seien am Samstag im Dauereinsatz gewesen.

Aktivisten-Gruppe Attac nach IAA-Protesten: „Haben der Autolobby kräftig in die Suppe gespuckt“

Zudem hätte die Polizei „eine vereinbarte Abmachung, dass unsere Aktivist*innen, nachdem sie in Dingolfing das BMW-Werk blockiert hatten, im Gegenzug gegen ein Ende der Blockade freies Geleit erhalten würden“ nicht eingehalten. „Stattdessen wurden wir noch durch stundenlange Kontrollen schikaniert. Hier zeigt sich wieder einmal das wahre Gesicht des autoritären Bayern“, sagte Sprecherin Anna Rabe.

Auch die Aktivisten-Gruppe Attac kritisierte den Auftritt der Polizei in einer Mitteilung, „insbesondere den brutalen Einsatz von Schlagstöcken bei den Aktionen am Samstag“. Insgesamt zeigte sich die Gruppe aber zufrieden über die Masse an Protestaktionen im Rahmen der IAA Mobility: „Wir haben der Autolobby kräftig in die Suppe gespuckt und ihre dreiste Greenwashing-Show gestört.“ (esa)

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