1. tz
  2. München
  3. Stadt

Quarantäne-Krach an den Schulen - Vater schreibt Wut-Brief

Erstellt:

Von: Martina Williams

Kommentare

Ärgert sich über die Quarantäne-Regelung: Niels B. (44), Vater zweier Töchter, die wiederholt als Kontaktpersonen nicht zur Schule durften
Ärgert sich über die Quarantäne-Regelung: Niels B. (44), Vater zweier Töchter, die wiederholt als Kontaktpersonen nicht zur Schule durften © Oliver Bodmer

Gibt es in einer Klasse einen positiven Corona-Fall, werden Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt. Für immer mehr Kinder, Eltern und Lehrer wird das zur Belastung. Ein Vater macht seinem Zorn in einem Brief an den Freistaat Luft.

Am Sonntagabend um 20 Uhr kam die E-Mail, die Niels B. (44) verzweifeln ließ. Eine Nachricht der Grundschule. Wieder einmal wurde eine seiner Töchter in Quarantäne geschickt – als Kontaktperson. Beide Mädchen werden negativ getestet, müssen am Ende aber zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen sieben Tage zu Hause bleiben. „Wie soll eine Familie so noch ihren Alltag organisieren?“, fragt sich der Münchner. Um seinem Ärger Luft zu machen, schrieb der Anwalt jetzt einen Brief an die Staatsregierung.

Eines möchte Niels B. klarstellen: „Ich bin kein Corona-Leugner, sondern genesen und geimpft. Aber das, was derzeit mit den Kindern gemacht wird, ist totaler Wahnsinn!“ Von der ersten Quarantäne-Anordnung habe er erst erfahren, als er mit der Zweit- und Viertklässlerin morgens an der Schule stand. „Dort wurden wir wieder heimgeschickt.“ Der Anwalt und seine berufstätige Frau standen von einer Minute auf die andere vor dem Problem: Wer betreut die Kinder? Homeoffice? Urlaub nehmen?

Anordnungen oft erst spät abends

Nach der zweiten Quarantäne-Anordnung am Sonntagabend sei Montagfrüh ein Anruf der Schule gekommen: „Es ist doch Unterricht – aber nur für ein Kind. Und keine Mittagsbetreuung“, erzählt Niels B. „Um 9 Uhr der nächste Anruf: Jetzt müssen doch beide Mädchen in Quarantäne. Ein Kind im Hort hat Corona.“ Den Schulen macht der Münchner aber keinen Vorwurf: „Alles ändert sich ständig. Das frustriert auch Lehrer und Rektoren.“

Laut Stadt befinden sich derzeit 810 mit Corona infizierte Personen und 3100 Kontaktpersonen aus dem schulischen Bereich in Quarantäne. Bayernweit sind 1,49 Prozent der Schüler als Kontaktpersonen betroffen und 0,2 Prozent der Lehrer.

Das Münchner Gesundheitsreferat rechtfertigt die zeitlich oft brenzligen Maßnahmen: Man könne eine Quarantäne immer nur kurzfristig anordnen. Sobald ein Infektionsfall gemeldet werde, werde die Ansteckungsgefahr beurteilt und daraus die Quarantäne für alle engen Kontaktpersonen abgeleitet. Der Vater ist sauer: „Das ist absolutes Staatsversagen. Die Politiker wissen gar nicht, was sie Familien antun. Söder will angeblich keine Schulen mehr schließen – doch man erreicht genau das gleiche durch irrwitzige Quarantäne-Regeln.“

Brief an Söder

Im Namen befreundeter Eltern und Kinder setzte er jetzt ein Schreiben an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) auf. Darin fordert er: „Schaffen Sie alle Quarantäne-Regeln für Schulen ab!“ In seinem Brief bittet er zudem, dass Änderungen von Wochenplänen durch das Ministerium immer zwei Wochen vorher kommuniziert werden, damit Eltern und Schüler Bescheid wissen. Die Politiker spricht der Münchner direkt an: „Schulbildung ist die Pflicht des Staates! Uns kommt es so vor, als ob Sie seit März 2020 Politik zu Lasten von Kindern und Familien und Schulen machen.“

Ob er eine Antwort auf seinen Brief bekommt? Niels B.: „Keine Ahnung. Aber mir war wichtig, nicht mehr den Mund zu halten.“

Auch interessant

Kommentare