Martin Zeil: Der Dezember ist wie bei allen Verkehrsträgern auch bei der S-Bahn München nicht wunschgemäß verlaufen. Die Summe der kleineren Verspätungen führte im Ergebnis zu deutlich unterdurchschnittlichen Pünktlichkeitswerten, mit denen ich keinesfalls zufrieden bin. Im Januar hat sich die Situation deutlich entspannt. Leider gab es wieder Probleme mit der Stellwerkssoftware. Die Stellwerksrechner für den Ostbahnhof und für die Stammstrecke sind für den gesamten S-Bahn-Betrieb von existentieller Wichtigkeit, weshalb ich gegenüber der DB gerade hier nachdrücklich auf einem Konzept bestehe, um die Verfügbarkeit signifikant zu erhöhen. Die Verspätungen am Dienstag sind allerdings nur zum Teil auf das Stellwerk am Ostbahnhof zurückzuführen. Wesentlich stärkere Auswirkungen hatte ein Notarzteinsatz am Marienplatz. Hier zeigt sich wieder ganz deutlich, dass die Stammstrecke das Nadelöhr der Münchner S-Bahn ist und wir hier mit dem 2. S-Bahn-Tunnel für Verbesserung sorgen müssen.
Welche Konsequenzen ziehen Sie?
Zeil: Es muss die Verfügbarkeit der Stellwerksrechner sobald wie möglich deutlich verbessert werden. An der Forderung halte ich ohne Abstriche fest.
Sind Sie mit der Qualität der S-Bahn zufrieden?
Zeil: Hier muss man differenzieren. Einen ersten Erfolg der S-Bahn München sehe ich darin, dass der Betrieb insgesamt stabiler geworden ist. In über 95 Prozent der Fahrten ist die S-Bahn – abgesehen von einzelnen Großstörungen wie am Dienstag und vergangenen Samstag – pünktlich. Wir haben aber leider noch zu viele neuralgische Punkte wie die Stellwerke und die Netzinfrastruktur. Hier sehe ich vor allem den bundeseigenen Infrastrukturbetreiber DB Netz in der Pflicht. So viele Weichen- und Signalstörungen wie im Dezember dürfen nicht mehr vorkommen.
Gibt es da Systemfehler oder woran liegt es, dass das S-Bahn-System schlechter funktioniert als in den Vorjahren?
Zeil: Das möchte ich so nicht stehen lassen. Insgesamt ist die Pünktlichkeit der S-Bahn München in den letzten Jahren kontinuierlich und spürbar angestiegen. Leider gibt es aber immer noch zu viele größere Störfälle, die sich rasch auf das gesamte S-Bahn-Netz und damit auch auf den Regionalverkehr auswirken.
Täglich kommt es zu Störungen. Defekte Bahnübergänge, kaputte Weichenheizungen sind ein Beispiel. Kann es sein, dass das Bahnnetz nicht ordentlich gewartet wird und bei der Instandhaltung an den Fahrzeugen zu viel eingespart wurde?
Zeil: Wir bezahlen Monat für Monat enorme Beträge an Trassenentgelten. Ich verlange, dass diese Beträge dort wieder investiert werden, wo sie erwirtschaftet werden, nämlich in das bayerische Schienennetz. Die Werkstattkapazitäten sind zu knapp bemessen. Auf Dauer kann der Wartungsrückstau nicht mit Sonderschichten abgearbeitet werden. Das bedeutet, dass die Verkehrsunternehmen nicht um eine Ausweitung der Werkstattkapazitäten herumkommen.
Die S-Bahn ist eine Cash-Cow für den Konzern: Trotzdem sind viele S-Bahnstationen heruntergekommen. Wie wollen Sie das ändern?
Zeil: Ich habe bereits mehrmals an das Bundesverkehrsministerium appelliert, dass sich hier etwas ändern muss.
Interview: K.H. Dix