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Glocken-Grant in Ramersdorf – Anwohner streiten mit Pfarrer: „Glockenterrorist“

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Anwohner Peter Friedrich stört sich an der Häufigkeit und Lautstärke des Glockenspiels von Maria Ramersdorf.
Anwohner Peter Friedrich stört sich an der Häufigkeit und Lautstärke des Glockenspiels von Maria Ramersdorf. © Markus Götzfried

Anwohner in Ramersdorf sind vom Glockengeläut der Wallfahrtskirche genervt. Der Pfarrer zeigt sich überrascht und will an der Läutordnung nichts ändern.

München-Ramersdorf – Peter Friedrich lebt seit kurzem in der Aribonenstraße im Ramersdorfer Ortskern. Und er ist jetzt schon genervt. Nicht vom Lärm des Mittleren Rings und der Abfahrt der Salzburger Autobahn nebenan. Nein, „die Kirche ist so laut“.

Gemeint ist das Glockengeläut von Maria Ramersdorf, einer der ältesten und wichtigsten Wallfahrtskirchen im Erzbistum München und Freising. „Wir haben da einen glockenverliebten Pfarrer“, sagt er. Zwischen 6 und 22 Uhr werde mehrfach „volle Pulle, mit allem was da oben hängt, gebimmelt“.

Anwohner beschimpfen Pfarrer von Maria Ramersdorf als „Glockenterrorist“

In seinem Umfeld gebe es Alte, Kinder, Krankenschwestern und Polizisten im Schichtdienst, sie alle würden unter dem exzessiven Glockengeläut leiden. Der Versuch, mit dem Pfarrer zu reden, scheiterte. „Er hat mich als Antichrist bezeichnet und mir verboten, künftig die Pfarrei zu betreten“, sagt Friedrich. Er sei Katholik, gehe auch regelmäßig in die Kirche, betont er.

Doch nun bittet er die Stadt um Unterstützung, damit das Glockengeläut reduziert wird. Anwohner und Gemeindemitglieder bestätigen die Aussagen. „Der traut sich was“, heißt es anerkennend. Sie selbst wollen nicht mit Namen genannt werden, man müsse ja weiterhin mit dem Pfarrer auskommen. „Wir kennen seine Reaktionen, der duldet keinen Widerspruch“, sagt eine Frau. Der Pfarrer sei ein regelrechter „Glockenterrorist“, findet ein anderer.

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Anwohner in Ramerdorf fürchten noch mehr Gebimmel: Pfarrer reagiert empört – „Irgendein Hansdampf“

Videokonferenzen im Homeoffice seien für Anlieger nicht machbar, Gespräche müsse man unterbrechen. „Es ist wirklich entsetzlich.“ Früher habe es nicht so viel Gebimmel gegeben, finden Alteingesessene. „Höchstens mal zwei Minuten und nur mit einer Glocke.“ Doch seit dem Ende der Sanierung der Wallfahrtskirche 2018 habe es massiv zugenommen. Es werde jetzt noch viel schlimmer, warnt eine Nachbarin. Denn vom 15. August bis 14. September ist Frauendreißiger, die wichtigste Wallfahrtszeit des Jahres für Maria Ramersdorf. Dafür gebe es zusätzliche Fest- und tägliche Wallfahrtsgottesdienste. Für die werde heftig geläutet, oft mehrfach im Zehn-Minuten-Abstand.

Pfarrer Harald Wechselberger ist empört über eine Bitte um Stellungnahme. „Nur weil irgendein Hansdampf herzieht und sich beschwert, da habe ich Wichtigeres zu tun.“ Außerdem sei die Läutordnung nicht verändert worden. „Und solange ich hier bin, werde ich auch nicht eine Sekunde daran ändern.“ Am Ende schickt Wechselberger hinterher: „Jedem, der einen Beitrag dazu leisten will, dass Maria Ramersdorf abstirbt, wünsche ich Gottes Segen für die Zukunft.“ Friedrich hat inzwischen ein Hilfeersuchen an den Kardinal geschickt. Carmen Ick-Dietl

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