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Corona-Ausbruch in München Klinik: Schwerstkranke Patientin verstorben - Neue Testergebnisse sind da

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Nach dem Corona-Ausbruch in der München Klinik Neuperlach arbeiten die Krisenmanager mit Hochdruck daran, weitere Infektionen zu verhindern. Dazu liegen neue Testergebnisse vor. Unterdessen ist eine schwerstkranke Patientin verstorben.

Eingang zum Klinikum Neuperlach
In der München Klinik Neuperlach ist der Corona-Ausbruch nach Klinikangaben unter Kontrolle. © Sigi Jantz

Update vom 20. November, 18.59 Uhr: Der Corona-Ausbruch in der München Klinik Neuperlach beschränkt sich auf eine Station und ist eingedämmt. Verschiebbare Operationen wurden abgesagt, in der Kardiologie Bogenhausen gilt ein Aufnahmestopp. Das hat die München Klinik am Freitag mitgeteilt.

Abschließend seien insgesamt 15 Patienten und 7 Mitarbeiter der Neuperlacher Station positiv getestet worden, heißt es. Weitere Infektionen seien nicht mehr entdeckt worden. 14 Tage nach dem ersten positiven Test eines Patienten gelte das Infektionsgeschehen damit als eingedämmt.

Weiter meldet die Klinik, 1000 zusätzliche Mitarbeitertestungen seien umgehend eingeleitet worden. Zusätzlich seien in der vergangenen Woche über die Schnittstellen der betroffenen Station hinaus alle Mitarbeitenden der patientennahen Bereiche (Pfleger, Ärzte, Therapeuten, sowie Reinigungsdienst) in der gesamten München Klinik Neuperlach getestet worden – allesamt ohne neuen Befund. „Das Ergebnis belegt, dass das Infektionsgeschehen im Rahmen des aktuellen Sicherheitskonzepts in kurzer Zeit erfolgreich eingedämmt wurde und das Sicherheitskonzept greift“, schreibt das städtische Klinikunternehmen.

Auch in der Kardiologie in Bogenhausen sind ein Patient und ein zuvor negativ getesteter Mitarbeiter positiv getestet worden. Bis die Ergebnisse der nun laufenden mehrfachen Reihentestung vorliegen, werden voraussichtlich in den nächsten zehn Tagen keine Patienten neu in der Kardiologie aufgenommen.

Bereits zu Wochenbeginn hat die München Klinik für alle Standorte eine weitere Reduktion des OP-Programms beschlossen. Es werden nur noch nicht verschiebbare Operationen durchgeführt. Die Patienten werden in Einzelzimmern untergebracht, bis ein negatives Testergebnis bestätigt wurde. sc

Corona-Ausbruch in München Klinik: Schwerstkranke Patientin verstorben - Kliniksprecher erklärt Hintergründe

Erstmeldung vom 15. November, 12.52 Uhr:

München - Nach dem Corona-Ausbruch in der München Klinik Neuperlach erleben die Ärzte und Krisenmanager an diesem Wochenende ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst bekamen sie ermutigende Testergebnisse auf den Tisch. Diese lassen darauf schließen, dass der Krisenplan gegen eine weitere Ausbreitung des Virus zu greifen scheint. Doch im Laufe des Sonntags traf eine traurige Nachricht ein: Es gibt einen Todesfall zu verzeichnen. Nach Informationen von tz und Münchner Merkur handelt es sich um eine hochbetagte und schwerkranke Patientin, die bereits vor ihrer Infektion mit dem Sars-Cov2-Virus palliativmedizinisch bereut und unter anderem mit einer Magensonde künstlich ernährt worden war. Der Sprecher der München Klinik, Raphael Diecke, bestätigte den Todesfall gegenüber unserer Redaktion, wollte aber aus Datenschutzgründen keine Angaben zum Alter der Verstorbenen machen.

Kliniksprecher: Patientin „aufgrund nicht therapierbarer Vorerkrankungen gestorben“

Zu den Hintergründen erklärte Diecke auf Anfage von Münchner Merkur und tz: „Einige der hochbetagte Patienten sind aufgrund ihrer zahlreichen schweren Vorerkrankungen bereits vor einem positiven Covid-19- Testergebnis auf eigenen Wunsch oder in Abstimmung mit den Angehörigen in palliativer Therapie - das heißt: keine lebensverlängernden Maßnahmen, keine Intensivstation, keine künstliche Beatmung. Ein*e Patient*in ist am Wochenende aufgrund der nicht weiter therapierbaren Vorerkrankungen verstorben. .“

Ermutigende Ergebnisse nach weiterer Testreihe bei 44 Patienten

Nach Informationen von Münchner Merkur und tz liegen inzwischen weitere Testergebnisse vor, die die behandelnden Ärzte des Klinikums optimistisch stimmen. Zwar ist inzwischen eine weitere Patientin positiv auf das Sars-Cov2-Virus getestet worden, aber mit diesem Laborergebnis - das zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Infektionsgeschehens am Freitag noch nicht vorlag - hatten die Mediziner bereits gerechnet. Damit haben sich nach Angaben der Klinik 11 Patienten infiziert. Ferner befinden sich drei Mitarbeiter in häuslicher Quarantäne, so dass nach dem ersten Todesfall derzeit insgesamt 13 Corona-Patienten in dem städtischen Krankenhaus registriert sind. Allerdings sind keine weiteren Fälle mehr dazugekommen. Diese ermutigende Nachricht hat sich bei einem erneuten Screening, also einer Reihentestung, aller 44 Patienten des Zentrums für Akutgeriatrie und Frührehabilitation herauskristallisiert. Die positiv getesteten Patienten waren bereits Ende vergangener Woche auf die Covid-19-Station der München Klinik Neuperlach verlegt worden. „Ihr Zustand ist unverändert stabil“, sagte der Sprecher der München Klinik, Raphael Diecke, unserer Redaktion. Er wies allerdings auch darauf hin, dass viele der betroffenen Patienten wegen schweren Grunderkrankungen insgesamt gesundheitlich stark angeschlagen seien.

Testkonzept ausgeweitet - Besuchsverbot an allen Klinikstandorten

Nach dem Corona-Ausbruch in Neuperlach hatte die München Klinik ihr Testkonzept ausgeweitet und die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, so gilt unter anderem ein Besuchsverbot an allen Klinikstandorten. Zudem ist die München Klinik für ihre transparente und schnelle Informationspolitik im Zusammenhang mit Covid-19 bekannt - mit dem Ziel, alle Schutzmaßnahmen konsequent auszuschöpfen und die Bevölkerung einzubinden.

Schon über 1000 Corona-Fälle in München Klinik behandelt

Der städtische Krankenhausverbund zählt zu den erfahrensten Behandlungszentren von Corona-Patienten. In den Kliniken wurden inzwischen 1000 Betroffene versorgt, darunter der erste deutsche Patient, der sich zu Beginn der Pandemie bei einer Arbeitskollegen aus China angesteckt hatte. Das Ärzteteam in der München Klinik Schwabing um Chefinfektiologen Professor Dr. Clemens Wendtner, zählt zu den Spezialeinheiten, die federführend an der Erforschung möglicher Therapien gegen das Sars-Cov2-Virus mitarbeiten. 

Corona-Experten verzeichnen Erfolge und spektakuläre Rettungen

Infektiologe Prof. Dr. Clemens Wendtner
Infektiologe Prof. Dr. Clemens Wendtner © dpa
Portrait von Intensivmediziner Prof. Dr. Joachim Meyer
Intensivmediziner Prof. Dr. Joachim Meyer © München Klinik

So haben die Schwabinger Corona-Experten neben ihren Kollegen vom Uniklinikum rechts der Isar wertvolle Studienergebnisse im Zusammenhang mit dem Medikament Remdesivir geliefert. Es soll die Vermehrung des Virus im frühen Stadium eindämmen und dadurch schwere Verläufe verhindern. Die München Klinik meldet auch immer wieder spektakuläre Behandlungserfolge. So wurde im Klinikum Harlaching ein Patient nach 52 Behandlungsteam, davon 30 am Beatmungsgerät, und schwersten Komplikationen zurück ins Leben geholt. An seiner Rettung waren mehr als 100 Mitarbeiter um Chefarzt Professor Dr. Joachim Meyer beteiligt. Der erfahrene Intensivmediziner appelliert gemeinsam mit seinen Kollegen immer wieder an die Münchner, die Corona-Schutzmaßnahmen ernstzunehmen. Die Einhaltung der AHA-Regeln und das konsequente Tragen von Masken seien entscheidend, um eine weitere Eskalation des Infektionsgeschehens zu stoppen.

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