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Ramersdorf-Perlach: Besser als der Ruf

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Sozialpädagogin Susanne Degel vor der Kirche Maria Ramersdorf
Sozialpädagogin Susanne Degel vor der Kirche Maria Ramersdorf © Bodmer

München - In einer Serie stellt die tz die Ergebnisse des großen Stadtteil-Checks vor. Diesmal sind wir in Ramersdorf-Perlach. Die Bürger dort finden: Ihr Viertel schneidet in der öffentlichen Wahrnehmung zu schlecht ab.

Wo wohnen die glücklichsten Münchner? Wie beurteilen die Bürger das Angebot für Kultur, Kinder und Senioren? Wie sauber finden sie ihr Viertel – und wie sicher fühlen sie sich dort? Die tz wollte dies und noch viel mehr im größten Stadtteilcheck Münchens wissen. 7000 Leser haben daran teilgenommen und Noten in 23 Kategorien vergeben. Ausgewertet hat sie der Lehrstuhl für Humangeographie und Geoinformatik an der Uni Augsburg. Die Studenten haben ihre Ergebnisse dann in den einzelnen Vierteln bei Recherchen und Umfragen in der Praxis überprüft. In einer Serie für alle 25 Stadtviertel stellt die tz jetzt die Ergebnisse vor. Diesmal sind wir in Ramersdorf-Perlach. Die Bürger dort finden: Ihr Viertel schneidet in der öffentlichen Wahrnehmung zu schlecht ab …

Besser als der Ruf

Ein gefährliches Pflaster? Nach Ramersdorf-Perlach ziehen? Bloß nicht! Beim Namen von Münchens 16. Stadtbezirk denken viele sofort an Jugendkriminalität und einen hohen Einwanderrer-Anteil. Das sp

Die Benotung im Detail - VERGRÖSSERN
Die Benotung im Detail - VERGRÖSSERN © -

iegelt sich auch im tz-Stadtteilcheck wider: Im Bezug auf das Sicherheits-Empfinden und die Nachbarschaft belegt Ramersdorf-Perlach den letzen Platz. Vor allem die 1967 erbaute Tranbantenstadt Neuperlach ist über die Grenzen Münchens hinaus als sozialer Brennpunkt verschrien. In der Gesamtwertung liegt der Stadtteil mit einem Wert von 2,73 im hinteren Drittel. Aber warum hat der Stadtteil einen so üblen Ruf? „Da wird vieles aufgebauscht“, sagt Susanne Degel, Sozialpädagogin im Kirchlichen Jugendzentrum Neuperlach. Wenn abends das Jugendzentrum seine Pforten schließt und sie alleine nach Hause läuft, fürchtet sie sich im Stadtteil nicht. Und die Polizeistatistik gibt ihr Recht: Die Kriminalitätsrate ist in Ramersdorf-Perlach sogar niedriger als der Münchner Durchschnitt. Seit 2003 sank sie um 14,8 %. Ein ruhiges Pflaster also. „Das war nicht immer so“, sagt Markus Bloch, der 19 Jahre lang im Jugendzentrum als Sozialpädagoge tätig war. Als er die Arbeit aufnahm, waren Drogen und Gewalt bei Jugendlichen an der Tagesordnung. Durch Drogen- und Jugendarbeit wurde die Problematik abgefangen und die Umstände haben sich deutlich verbessert. „So gut wie alle unsere Teenager sind ausgesprochen schlau und freundlich“, sagt Degel. Heute sind die Heranwachsenden im Stadtbezirk besser integriert als früher und fühlen sich heimisch – als Teil einer wirklich multikulturellen Bevölkerung.

Melanie Wiesmann

Ramersdorf-Perlach

- Fläche in Hektar: 1989,50

- Einwohnerzahl: 107 164

- Anteil der Kinder (unter 15 Jahre): 14 577

- Anteil der Senioren: 21 533

- Gründungsjahr: 1818

- Jahr der Eingemeindung nach München: 1864, Perlach: 1930

- Grünfläche in Hektar: 365

- Anzahl der Krippenplätze: 910

- Anzahl der Kindergartenplätze: 3305

- Anzahl der Schulen: 24

Günstig leben

Positiv bewerte ich die vielen Grünanlagen und die billigen Mietpreise in Neuperlach. Von hier gelangt man schnell in die Münchner Umgebung. Problematisch sehe ich jedoch die fehlende Direktanbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Ramersdorf-Perlach in den Südwesten Münchens.

Svenja Meyer (26), Studentin, seit 2008 in Neuperlach

Mein Stadtteil-Tipp:

Der Ostpark ist super zum Relaxen. Im Sommer kann man dort grillen und im Winter auf der Eisbahn schlittschuhlaufen.

Wie ein Dorf

Die Leute hier sind sehr offen, jeder kennt jeden. Ramersdorf-Perlach ist wie ein kleines Dorf: So schnell, wie sich hier alles rumspricht … Hier gibt es alles, was man braucht. Allerdings finde ich, dass wir mehr Förderung für die Kinder brauchen, was den Deutschunterricht betrifft.

Yalcin Parlak (21), Student, in Neuperlach aufgewachsen, er wohnt heute noch dort

Mein Stadtteil-Tipp:

Das Kirchliche Jugendzentrum bietet viele tolle Angebote für Jugendliche. Dort kann man sich super die Zeit vertreiben.

Kino fehlt

Ich finde, es lässt sich hier gut wohnen, denn der Stadtteil hat sich zum Positiven verändert. Die Bevölkerung ist sehr multikulturell. Es gibt zahlreiche Grünflächen, vor allem Altperlach ist ländlich geprägt. Obwohl mir ein Kino fehlt, kann man sich in Ramersdorf-Perlach wohlfühlen.

Carlheinz Zobel, Geschäftsführer des Kulturzentrums Neuperlach, seit über 20 Jahren in ­Neuperlach Süd

Mein Stadtteil-Tipp:

Die schönen Kunstwerke in Neuperlach muss man sehen, beispielsweise die Wasserpyramide vor der Perlacher Einkaufspassage.

Früher war’s besser

Mich spricht an, dass speziell Ramersdorf ein alter Stadtteil mit Geschichte ist und nur wenige Neubauten und Hochhäuser hat. Als ich hier aufgewachsen bin, habe ich mich allerdings woh­ler gefühlt, da Ramersdorf-Perlach durch steigende Arbeitslosenzahlen zunehmend zum Sozialfall wird.

Michael Grünwald (46), Selbstständiger Kaufmann, arbeitet seit 17 Jahren in Ramersdorf

Mein Stadtteil-Tipp:

Der Alte Wirt hat einen schönen Biergarten. Bei Hitze kann man am Karl-Preis-Platz die Füße in den Brunnen hängen lassen.

Termine

Samstag, 9. November: Hobbykünstlermarkt im Kulturhaus Location: Stadtteilbüro Neuperlach des Evangelischen Hilfswerks München, Beginn: 11 Uhr, Eintritt frei

Samstag, 16. November: MonacoBagage – Musikkabarett Alles außer Gitarre – MonacoBagage plays Fredl Fesl, Beginn um 19.30 Uhr, Konzerthalle beim Schulzentrum, Quiddestraße 4. Karten ab 16 Euro.

Samstag, 14. Dezember: Vince Ebert Der Kabarettist tritt mit seinem Programm Evolution an der Quiddestraße 4 auf. Beginn: 19:30 Uhr. Karten ab 17 Euro.

Die bisherigen Teile:

Schwabing-West: Besser ist's nirgends

Pasing-Obermenzing: Tradition trifft Moderne

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