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Tierschützer entlarven Welpenhändler - und die Situation eskaliert

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Diese beiden Hundewelpen sollten aus dem Kofferraum verschachert werden. © fkn

Ein Tierschutzverein hat am Samstag zwei dubiose Welpen-Händler zu einem Treffen gelockt. Als die Polizei dazukam, eskalierte die Situation. Die Händler versuchten, mit den Welpen im Auto zu flüchten.

Es sind Szenen wie aus einem Krimi. Am hellichten Tag stoppt die Polizei mitten in Neuperlach einen Peugeot. Darin sitzen zwei Gangster: die Welpenmafia mit wehrlosen Opfern. Ein Einsatz für die Tiere!

„Wir hatten Hinweise von einer Informantin, dass illegale Händler bei Ebay Akita-Welpen verkaufen“, erzählt Tierschutzinspektor Stefan Heinrich vom Münchner Tierschutzverein. Samstag, 9 Uhr, ist es soweit: Heinrich, Informantin Melanie V. (23) und Mitarbeiter vom städtischen Veterinäramt starten die Mission Scheinkauf! Die Informantin hatte vorgegeben, die Welpen am Treffpunkt Ottobrunner Straße entgegenzunehmen. 700 Euro sollte jeder Hund kosten...

Die Händler aus Serbien (32 und 57 Jahre) ahnen nichts von der Falle: Im Kofferraum eingesperrt sind die etwa acht Wochen alten Hunde. „Sie waren nicht gechipt, die Dokumente wohl gefälscht“, berichtet Heinrich. Dann wird’s brenzlig: „Die Männer wurden sauer, als sie merkten, dass das Geschäft nichts wird.“ Heinrich hat bereits die Polizei verständigt, jetzt müssen die Tierschützer auf Zeit spielen, die Informantin hält die Hunde fest. Die Händler werden rabiat. „Sie haben die Frau geschubst und ihr die Hunde entrissen.“

Die Mafiosi flüchten mit dem Auto. Aber die Tierschützer notieren sich das Kennzeichen. Eine Polizeistreife ist ganz in der Nähe und kann den Wagen stoppen. „Die Männer haben sich gewehrt und mussten gefesselt werden“, sagt Oliver Timper von der Münchner Polizei. Die Männer ohne festen Wohnsitz sind jetzt wegen Urkundenfälschung dran.

Ein Glück: Die Hunde sind in gutem Zustand. Aber da sie aus einem Nicht-EU-Land kommen, müssen sie vier Monate in Quarantäne bleiben, bevor es endlich in ein liebevolles Heim geht.

So laufen die Scheinkäufe

Etwa einmal pro Woche schnappen der Tierschutzinspektor Stefan Heinrich und seine Kollegen illegale Welpenhändler durch Scheinkäufe. Mit einem ausgeklügelten System: „Wir haben Informanten, die Anzeigen ansehen und dann die Händler kontaktieren und Interesse heucheln“, erklärt Heinrich. Wenn diesen Privatpersonen beim fingierten Kauf etwas nicht ganz legal erscheint (etwa weil die Händler angeben, keine Impfpapiere zu besitzen), dann melden sie dies dem Tierschutzverein – und der übernimmt. Treffpunkt für den Scheinkauf ist dann entweder die Wohnung des Händlers oder eine vorgegebene Adresse, an dem der Käufer angeblich wohnt. Stefan Heinrich hofft, dass zumindest die Händler, die einmal erwischt wurden, abgeschreckt werden. „Wichtiger ist aber, dass niemand mehr Hunde bei diesen Händlern kauft!“ Also aufpassen: Käufer sollten nie auf Internetannoncen eingehen, bei Billigangeboten wachsam sein und keinen Welpen kaufen, ohne das Muttertier gesehen zu haben.

Erst vor einer Woche wurde in München ein Fall von illegalem Welpenhandel aufgedeckt. Der Leiterin des Münchner Tierheims bemerkte auf dem Riesenflohmarkt auf der Theresienwiese das zweifelhafte Geschäft. 

Das Münchner KVR warnt vor dem Handel mit Hundewelpen. Hier erfahren Sie, was Sie beim Kauf von Hunden beachten müssen und was dem Gesetz nach erlaubt ist und was nicht.

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