Rettet bitte unsere Schwabinger Schlösschen in der Sailerstraße

Es ist fünf vor zwölf für die drei Giebelhäuschen in der Sailerstraße in Schwabing-West: Die Bauarbeiter haben schon damit begonnen, die Fenster herauszureißen. Am Mittwoch trafen sich die Abgeordneten des Landtags und des Bezirksausschusses, um sich ein Bild zu machen.
München - Die Altstadtfreunde hatten eine Petition an den Landtag gerichtet mit dem Ziel, dass das Parlament die Stadt dazu bringt, ihre Abrissgenehmigung für die drei Häuser von 1898 zurückzuziehen. Die drei Besitzer wollen anstelle der drei bunten Reihenhäuschen drei sechsgeschossige Wohnblöcke errichten. Am Mittwoch machten sich die Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper (CSU), Michael Piazolo (Freie Wähler), Isabell Zacharias und Ruth Waldmann (beide SPD) sowie Bezirksausschussvorsitzender Walter Klein (SPD) vor Ort ein Bild. Auch die Altstadfreunde und einige Nachbarn kamen, um an der Ortsbegehung teilzunehmen; nach dem Motto: „Rettet unsere Schlösschen!“
Brannekämpers Fazit nach der Begehung: „Wir sind der Meinung, dass trotz mehrerer Umbauten vieles an Bausubstanz erhalten ist und werden mit dem Landesamt für Denkmalpflege, den Eigentümern und der Stadt Kontakt aufnehmen mit der Bitte, die Abbrucharbeiten sofort einzustellen.“

Dem Landesamt für Denkmalpflege sei sofort Zugang zu gewähren, um die Denkmaleigenschaft der Häuser zu überprüfen. „Wir appellieren an die Besitzer, die Prüfung zu ermöglichen, so Zacharias. „Wir brauchen zwei Wochen Zeit. Wenn es Denkmäler sind, dürfen sie nicht abgebrochen werden,“ fügt Piazolo hinzu.
Das Landesdenkmalamt hat bereits eine Einschätzung abgegeben, wonach die Häuser wohl schützenswert seien, doch mit der Baugenehmigung sei deren Schicksal besiegelt. Der Bauherr genieße Vertrauensschutz. Brannekämper hatte die Angelegenheit zuvor eingehend geprüft. Er war zu dem Schluss gekommen: „Bei den Gebäuden Sailerstraße 2-6 ist die Denkmaleigenschaft gegeben, hierfür ist die Eintragung in die Denkmalliste nicht erforderlich.“ Weiter: „Da der Abbruch der Häuser eine rechtswidrige Handlung wäre, kann er auch heute noch untersagt werden. In dieser Hinsicht besteht kein Vertrauensschutz.“
Auch hier werden in München Denkmäler zerstört:
Plinganserstraße
Eine Frankfurter Immobilienfirma möchte hier einen Wohnblock mit 200 Unterkünften errichten. Dafür müssten neben einigen heruntergekommenen Laden-Baracken auch einige stattliche Bäume sowie ein Haus aus der Biedermeierzeit weg. „Es wurde zu verschiedenen Zeiten umgebaut, der historische Baubestand ist dadurch stark reduziert worden“, begründet das Landesamt für Denkmalpflege, wieso man das Haus 2008 von der Denkmalliste strich. Andreas Dorsch vom Denkmalnetz Bayern widerspricht: „Es geht auch darum, gewachsene Ortsbilder zu erhalten.“
Mitterhoferstraße
In der alten Glockengießerei in Laim wurden das Glockenspiel des Rathauses und das Geläute der Frauenkirche entwickelt. Der Betrieb wurde in den 50er-Jahren eingestellt. Doch das Sozialreferat plant auf dem Gelände ein Wohnprojekt für 150 junge Flüchtlinge. Die Fabrikantenvilla stand nicht auf der Denkmalliste des Landesamtes, der Bezirkssausschuss sprach sich Mitte vorigen Jahres jedoch dafür aus, das Areal unter Denkmalschutz zu stellen. Das Landesamt sah nur die Werkstatt als Denkmal, die Villa nicht. Sie wurde im Februar abgerissen.