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Sie holen täglich 1,5 Tonnen Müll aus der S-Bahn

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Von: Andreas Thieme

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S-Bahn
Weg mit dem Dreck: 40 Reinigungskräfte putzen in den S-Bahnen. Der Müll kommt in Container © Reinhard Kurzendörfer

München - Die S-Bahn-Reiniger sammeln täglich 1,5 Tonnen Müll ein. Wir haben sie begleitet. Zudem erklären die Saubermänner, wie sie gegen Ekel-Flecken und -Abfälle vorgehen.

Der Boden der S-Bahn: einfach nur eklig. Ausgelaufene Cola macht ihn klebrig, Essensreste stecken in den Sitzen, überall liegen zerfledderte Zeitungen. Hier sieht’s aus wie nach einer wilden Party!

Bernhard Weisser strahlt trotzdem. „Wir sind mitten im Frühjahrsputz“, sagt der Münchner S-Bahn-Chef – und schickt den Reinigungstrupp durchs Abteil: sieben Männer in Warnwesten. Weisser wünscht streifenfreie Scheiben, glänzende Böden. Und, eh klar: leere Mülleimer. Was die S-Bahn alles tut? Die tz erklärt die neue Sauberkeitsinitiative:

Der Müll und die Kosten: 238 Züge fahren täglich auf der Stammstrecke – 40 geschulte Reinigungskräfte säubern sie in drei Schichten (und aufgeteilt in mehrere Trupps) von innen. „Täglich fallen dabei 1,5 Tonnen oder 40 Kubikmeter loser Müll an“, sagt Weisser. Das ergibt Jahr für Jahr rund 500 Tonnen Dreck und Essensreste, den die S-Bahn-Saubermänner aus den Abteilen holen. 15 000 Kubikmeter Abfall! Für Reinigung und Entsorgung bezahlt die S-Bahn im Jahr 2,5 Millionen Euro. An den 149 S-Bahn-Stationen sammeln sie weitere 1700 Tonnen Müll pro Jahr auf. Der S-Bahn-Müll wird in Containern gehortet, die Abfallbetriebe verwerten ihn.

Das Reinigungskonzept: Wenn man alle Züge aneinanderreihen würde, die Weissers Leute täglich reinigen, ergäbe sich eine Länge von 14 km. Los geht’s schon während der Fahrt: Auf der Stammstrecke sammeln Servicekräfte Abfälle im Zug. Stufe zwei: Wendereinigung. An den Endstationen leeren Mitarbeiter Mülleimer und putzen Scheiben. „Es gibt für jedes Glas das passende Tuch“, sagt Weisser. Nachts geht’s weiter: Nach Betriebsschluss (22 bis vier Uhr) wischt der Putztrupp die Abteile nass durch. Jede Bahn bekommt außerdem eine Tagesreinigung in Steinhausen oder Pasing und verlässt dafür den Umlauf: Drei Reiniger haben exakt 20 Minuten Zeit und kümmern sich auch um Decken, Wände und Reparaturen. „Wir setzen auf eingespielte Teams“, so Weisser. Sechs Mal pro Jahr kriegt jeder Zug einen Großputz. Dazu gehört eine chemische Reinigung aller Sitze.

Die Probleme: Schlimm sind Kaugummis – die fressen sich in die Polster. Viel Arbeit machen auch Aufkleber an den Scheiben und Erbrochenes (wegen des Geruchs). Und im Winter schleppen täglich 1,6 Millionen Schuhsohlen aggressives Salz ins Abteil.

Andreas Thieme

1,5 Tonnen Müll pro Tag! Unterwegs mit den S-Bahn-Reinigern

So putzen die Saubermänner

Döner, Cola, Currywurst mit Mayonnaise – das sieht keiner gern in der S-Bahn. Schon gar nicht, wenn es runterfällt und am Boden liegen bleibt. Den meisten Schmutz putzt der Reinigungstrupp aber einfach mit Wasser weg – so wie beim Saubermachen zuhause auch. „Wir verwenden bei der täglichen Zwischenreinigung keine speziellen Mittel“, sagt S-Bahn-Chef Bernhard Weisser.

Die Waffen der Saubermänner: Wischmopp, Gummiabzieher und Feudel für den Boden. Mit einfachen Lappen und Glasreiniger putzen sie die Scheiben. Mit handelsüblichen Handbürsten pflegen sie die Sitzpolster und holen Krümel aus den Schlitzen im Sitz. Zum Schutz tragen die Reinigungskräfte Gummihandschuhe und Arbeitsschuhe. Was geht, wischen sie weg. Schmutz oder Flecken im Sitzpolster werden mit chemischem Schaum entfernt.

Übrigens: Spezial-Lackierungen verhindern Graffiti-Schmierereien an der Außenwand. Viele Sprays verwässern dadurch schon beim Auftragen – wasserlösliche Mittel reichen, um sie zu entfernen. Wenn das nicht klappt, kommt die Bahn ins Werk. Weisser: „Graffiti an Zügen entfernen wir innerhalb von 24 Stunden.“

thi

Grafitti und Vandalismus in München

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