Luise Kinseher ist empört: „Es ist einfach ein Elend in unserer Stadt!“ Immobilien seien in München mittlerweile kein Lebensraum mehr für Menschen, sondern Investitionsobjekte für Immobilienfirmen. Mit guter, mittelständischer Arbeit könne man sich keine Immobilie mehr erarbeiten, und den Firmen gehe es nur ums Geldverdienen. „Denen ist der Mensch egal.“ Für die Kabarettistin ist das der „Ausverkauf unserer Stadt. Es ist wahnsinnig traurig“.
Auch Sibylle Stöhr, Grünen-Stadträtin und Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe, bedauert, dass wieder ein Restaurant im Westend schließen muss. „Das Problem, dass Gastronomie verdrängt wird, weil Investoren nicht genug kriegen können, haben wir leider auch hier.“ Wenn nun sogar ein eher höherpreisiges Restaurant schließen müsse, weil es die Miete nicht mehr zahlen könne, sei das bedenklich. Von einem Restaurant-Sterben in ihrem Viertel will die Politikerin aber nicht sprechen. „Die Gollierstraße zum Beispiel hat sich zu einer Fressmeile entwickelt.“
Die Cantegrels suchen nun dringend eine Immobilie, wo sie ihr Restaurant wieder aufbauen können, mit einem „menschlichen Vermieter“. Denn französische Küche, das bedeute Freude, Leben, Genuss, betont Loïk Cantegrel. Ihre Oase verlassen zu müssen, sei tragisch. „Unser Herz blutet.“
Noch ein Verlust für das Westend: der Schwarze Dackel, eine beliebte Kultkneipe in der Schwanthalerstraße 158, muss bis Ende Mai schließen.
„Aus‘dackelt is!“ meldet die Bar auf Instagram. „Nach fast fünf wunderschönen Jahren im Westend voller Musik, Tanz und Cocktails haben wir die Gewissheit, dass wir unseren Platz an der Sonnenseite der Schwanthalerstraße leider bis Ende Mai räumen müssen.“
Im Jahr 2018 war der Schwarze Dackel in die ehemalige Westend-Boazn Ausstellungspark eingezogen. Den Chefs David B. Walker und David Metz ging es um eine schöne Trinkkultur. Sie wollten keine durchgestylte Hipster-Bar, sondern einen entspannten Laden, in den die Leute gerne kommen und Spaß haben. Die Bar wurde mit Autolack angesprüht, auf dem Boden noch die alten braunen 60er-Jahre-Fliesen. In einem Raum gab es ein Shuffleboard. Das Erkennungszeichen der Bar: der typisch münchnerische Dackel.
Die Kneipe wurde schnell zum beliebten Treffpunkt für gute Cocktails, das eine oder andere Bier und Snacks. Die Bar mit dem leuchtenden kleinen Dackel über der Eingangstür ist immer gut besucht.
„Am liebsten würden wir natürlich weiterhin an gewohnter Stelle für euch da sein“, schreiben die Inhaber. Nun aber müssen sie aus den Räumen raus, dem Vernehmen nach wird das Haus komplett renoviert und die Kneipe muss deshalb schließen. Daher ist das Dackel-Team auf der Suche nach einer neuen Location. Ihr Appell: „Wenn ihr eine leerstehende Gastronomie oder vielversprechende Immobilie kennt, in der ein dackelförmiges Loch zu sehen ist, lasst es uns wissen!“ Bis dahin wollen sie nur „eine kleine Träne vergießen und zusammen unsere letzten drei Monate unvergesslich gestalten.“
„Einmal Dackel, immer Dackel,“ heißt es am Ende mit Galgenhumor: „Wuff, wuff, wuff“.